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Max Raabe führte durch die Operngala, für die elf junge talentierte Solisten gewonnen werden konnten.

© Eventpress Radke

Die 21. Festliche Operngala: Gala ohne Grenzen

Über 2000 Gäste feierten in der Deutschen Oper zugunsten der Deutschen Aids-Stiftung Sie engagieren sich damit für eine bessere Welt ohne Ausgrenzung und Stigmatisierung.

Fast 30 Jahre sind vergangen, bis Rita Süssmuths Schlüsselerlebnis in eine stehende Ovation mündete. Bei der 21. Festlichen Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung erzählte deren Ehrenvorsitzende am Samstagabend in der Deutschen Oper, wie sie Mitte der 80er Jahre als Gesundheitsministerin vor einer fast aussichtslosen Situation stand. Die Politik wollte einen strengen Ausgrenzungskurs fahren gegen HIV-Positive und Aidskranke. „Erst gelang es uns, die Bürgerschaft zu überzeugen, dann die Politik“, erzählte die bei dieser Gelegenheit mit dem „World without Aids Award“ ausgezeichnete langjährige Bundestagspräsidentin. „Plötzlich war wieder Hoffnung da.“

Viele Tabus gegenüber Homosexuellen mussten überwunden werden. Topmodel Franziska Knuppe überreichte den Preis vor mehr als 2000 Zuschauern. Für den Hauptsponsor Audi legte der Vorstandsvorsitzende der AG, Rupert Stadler, noch einen Spendenscheck über 200 000 Euro drauf.

Zuvor hatte er angekündigt, dass sein Unternehmen die Gala auch in den kommenden drei Jahren unterstützen wolle. Berlin sei eine kreative, dynamische, extrem vielseitige Stadt, sagte er. Gerade im Hinblick auf die traurige Nachrichtenlage lohne der Blick auf eine Stadt, die Integration erfolgreich lebt. In der Aids-Stiftung sieht er einen starken Partner bei dem gemeinsamen Ziel, „Schwächere in unserer Gesellschaft zu unterstützen“. Stiftungsvorstand Ulrich Heide betonte, dass weltweit immer mehr Menschen mit dem Virus leben. Nach letzten Erhebungen waren es 35 Millionen, in Berlin leben 15 000 Betroffene, fast 20 Prozent der HIV-Infizierten und Aidskranken in Deutschland.

Es gab viel Lob für das Programm

Insgesamt rechnet die Stiftung in diesem Jahr mit einem Gala-Erlös von rund 500 000 Euro, der Projekten in Deutschland und im südlichen Afrika zugutekommen soll. Auch wenn schon viel erreicht ist, Studienergebnisse haben Gesundheitsminister Hermann Gröhe in der Auffassung bestärkt, dass Signale gegen Stigmatisierung weiter wichtig sind. Zudem hätten 62 Prozent der weltweit Infizierten keinen Zugang zu nötigen Therapien und Medikamenten. Daher zeigte er ebenso Flagge wie sein Vorgänger Daniel Bahr.

Überraschtes Gelächter brach aus, als Laudator Klaus Wowereit auf die Bühne trat und den „Sehr geehrten Herrn Regierenden Bürgermeister ...“ ansprach. Michael Müller hatte zuvor zwar schon mit einer viel gelobten Rede gepunktet, in der er schlimme Formen von Ausgrenzung anprangerte. Ausgerechnet hier Wowereit in einer anderen Rolle zu erleben, kam vielen Stammgästen aber doch noch ungewohnt vor.

Für die auch politisch motivierte, langjährige Unterstützung dieser Gala hat er manchen Spott zum Thema Partygänger über sich ergehen lassen. Ein weiterer Preisträger, der Gründer von HOPE Capetown, Pfarrer Stefan Hippler, und sein Laudator, Fußballstar Manuel Neuer, wurden mit Videobotschaften eingeblendet. Hippler engagiert sich vor allem für erkrankte Kinder.

Beim anschließenden Flanieren und Dinieren gab es viel Lob für das Programm. Florian Langenscheidt, am Arm seiner Frau Miriam, urteilte: „Das war Genuss pur. Ich könnte mich in der Musik baden.“ Bewunderung äußerte er auch „für den Feinsinn von Max Raabe“. Der unterhielt mit seinen frischen Anmerkungen zu den ausgewählten Arien und löste unter manchen Gästen Rätselraten aus, ob die Wiederholungen der Diven-Namen ein neues dramaturgisches Mittel sind oder doch eher eine subtile Art des Flirtens, was manche besonders warmherzige Reaktion der Betroffenen nahelegte.

Sushi und Austern brachten Energie fürs Tanzparkett

Spät in der Nacht charmierte er die 93-jährige Margot Friedlaender, die vergnügt mit ihm und Humor-Doktor Eckart von Hirschhausen, dem Experten für die heilende Kraft von Humor und Lebensfreude, plauderte. Einst hatten die Nazis die Jüdin ins KZ gesteckt. Sie überlebte und emigrierte in die USA. Vor vier Jahren kehrte sie zurück. Nun genießt sie das gesellschaftliche Leben und ist in ganz anderer Weise ein lebendiges Beispiel, dass es auch in scheinbar aussichtslose Situationen Grund zur Hoffnung geben kann.

Ganz in der Nähe erlebten am Tagesspiegel-Tisch mit Siemens-Kommunikationschef Stefan Heimbach und dem Vorsitzenden der Deutsche-Shell-Geschäftsführung, Peter Blauwhoff, zwei Erstbesucher der Gala den ungewohnten Blick von der Bühne in die Publikumsränge. Auch Thomas Gottschalk, Tim Renner, Elvira Bach, Wolfgang Schäuble, Heiko Maas und Carola Ferstl genossen Arien, Tanzmusik und Spezialitäten wie Flusskrebs mit Ingwerkarotten und Roulade vom Weiderind auf Topinambur-Mousseline von Caterer Markus Herbicht. Sushi und Austern brachten an den Büfetts die notwendige Energie fürs Tanzparkett, das bis zum frühen Morgen belagert war.

Sternekoch-Legende Hans-Peter Wodarz hatte sich entschlossen, zu Hause zu bleiben, um Gutes zu tun. Er passte auf die kleine Tochter auf, damit seine aus der Ukraine stammende Ehefrau Tatjana sich mit ihrer Schwester auf der Gala amüsieren konnte. Am Ende hielt sie triumphierend den Schlüssel zum Hauptpreis des Abends hoch, einem nagelneuen weißen Audi A3 e-tron, der zuvor von der Decke auf die Bühne herabgeschwebt war.

Opernintendant Dietmar Schwarz konnte sich nach seinem dezidierten Plädoyer für mehr Menschlichkeit und mehr Beistand für die Betroffenen über manches Lob freuen, dass die Umbauarbeiten in seinem Haus pünktlich abgeschlossen werden konnten. Die nächste Gala findet wieder, wie gewohnt, Anfang November statt.

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