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Der Online-Versandhändler Zalando ist jetzt im neuen Dax-40 vertreten.

© Imago/Sven Simon

Fünf Berliner Firmen in der ersten Börsenliga: Zalando und Hello Fresh steigen in den neuen Dax-40 auf

Nach seiner Neuordnung werden künftig fünf Unternehmen aus Berlin im wichtigsten deutschen Börsenindex notiert sein. Im Senat sieht man eine „Zeitenwende“.

Erstmals seit der Gründung des Deutschen Aktienindex (Dax) vor gut 33 Jahren sind fünf Unternehmen aus Berlin in dem wichtigsten Index der Deutschen Börse gelistet.

Der Börsenplatzbetreiber aus Frankfurt am Main gab am späten Freitagabend nach Börsenschluss wie erwartet bekannt, dass der Modehändler Zalando und der Kochboxen-Versender Hello Fresh in seinen Leitindex aufgenommen werden. Hintergrund ist eine Vergrößerung des Dax von bisher 30 auf künftig 40 Aktienwerte. Der Schritt erfolgt am Montag, den 20. September.

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Die Aktien der Berliner Unternehmen Delivery Hero, Deutsche Wohnen und Siemens Energy sind bereits im Dax enthalten, was zum einen mit einem Prestigegewinn verbunden ist und in der Regel neue Aktionärskreise anzieht, da viele strategische Investoren ausschließlich Aktien in ihre Portfolios nehmen, die in den größten Indizes gelistet sind.

Eine Dax-Aufnahme setzt voraus, dass die Unternehmen mindestens auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den vorhergehenden beiden Geschäftsjahren profitabel gewesen sind.

Eine Notierung im Dax ist zudem mit dauerhaften Transparenz- und Berichtspflichten verbunden, die die Deutsche Börse der anstehenden Erweiterung noch einmal verschärft. Dies tut sie nach Einschätzung von Börsenbeobachtern auch, um bei Investoren zerstörtes Vertrauen nach dem im Sommer 2020 bekanntgeworden Wire-Card-Betrugsskandal wiederaufzubauen.

Das sind die zehn neuen Unternehmen im Dax:

  • Airbus (Flugzeughersteller)
  • Brenntag (Chemikalienhändler)
  • Hello Fresh (Kochboxenlieferant)
  • Porsche (Automobilhersteller)
  • Puma (Sportartikelhersteller)
  • Qiagen (Biotechnologie-Unternehmen)
  • Sartorius (Pharmazulieferer)
  • Siemens (Medizintechnikkonzern)
  • Symrise (Duftstoffhersteller)
  • Zalando (Online-Modehändler)
Eine Box des Lieferdienstes "Hello Fresh": Frische Zutaten in der passenden Menge und Rezeptkarten sollen Kunden das Kochen zu Hause erleichtern.
Eine Box des Lieferdienstes "Hello Fresh": Frische Zutaten in der passenden Menge und Rezeptkarten sollen Kunden das Kochen zu Hause erleichtern.

© Thilo Rückeis/TSP

Nach der Übernahme des Pharmakonzerns Schering mit Sitz in Berlin-Wedding durch den Konkurrenten Bayer aus Leverkusen Mitte der 2000er Jahre war über viele Jahre kein Unternehmen aus der Hauptstadt im Dax vertreten. Erst der Boom der Digitalwirtschaft Jahren änderte dies in den späten 2010er Jahren.

Diese Berliner Unternehmen zählen aber – gemessen an der Marktkapitalisierung – allesamt zu „leichteren“ Werten im Index. So bringt die Lieferdienst-Holding Delivery Hero als teuerstes Berliner Börsenunternehmen aktuell gut 30 Milliarden Euro Börsenwert auf die Waage, der Dax-Spitzenreiter SAP aus Walldorf in Baden-Württemberg mehr als 150 Milliarden.

Die 2019 eingeweihte Zalando-Zentrale in Berlin-Friedrichshain umfasst rund 30.000 Quadratmeter Büroflächen. Das Unternehmen unterhält noch weitere Gebäude in der Stadt.
Die 2019 eingeweihte Zalando-Zentrale in Berlin-Friedrichshain umfasst rund 30.000 Quadratmeter Büroflächen. Das Unternehmen unterhält noch weitere Gebäude in der Stadt.

© Zalando

Im Berliner Senat versteht das Aufstreben der Berliner Börsenkonzerne auch als ein Ergebnis der eigenen Politik und als Indiz für eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse im bundesweiten Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte.

„Berlin muss sich nicht verspotten lassen vom Süden der Republik“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Freitag in einem Gespräch. Und auch ihr Satz „Im Großraum Berlin entwickeln wir den Nukleus einer neuen Automobilindustrie“, war wohl auf den Süden gemünzt.

Dort sitzen mit BMW (München), Daimler und Porsche (Stuttgart) drei der größten Fahrzeugbauer samt Zulieferindustrie. In Grünheide am östlichen Berliner Autobahnring errichtet derzeit der kalifornische Hersteller Tesla sein erstes Werk in Europa. Auch in Berlin will Tesla eine Entwicklungsabteilung einrichten.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) während der Pressekonferenz des Berliner Senats im Roten Rathaus.
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) während der Pressekonferenz des Berliner Senats im Roten Rathaus.

© Kira Hofmann/dpa

„Der Aufstieg von Zalando und Hello Fresh in den Dax ist ein wichtiger Tag und eine Zeitenwende für Berlin“, sagte Pop laut einer vorbereiteten Erklärung. Noch vor einigen Jahren habe man sich gefragt, wie Dax-Unternehmen nach Berlin gelockt werden könnten. Heute würden Berliner Gründungen zu Dax-Konzernen und verjüngten den Leitindex deutlich. „Das illustriert den Erfolg der Digitalwirtschaft in der Hauptstadt und unterstreicht den beeindruckenden Aufschwung des Wirtschaftsstandortes Berlin der letzten Jahre“.

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Mit den richtigen Strategien und Rahmenbedingungen, die der Senat gesetzt habe, entstünden aus Innovationen Wachstum und Arbeitsplätze für unsere Stadt. Berlin biete den optimalen Nährboden für die dynamische und internationale Welt junger Unternehmen. Jedes Jahr flössen mehrere Milliarden Euro Investitionen in Berliner Start-ups. „Die Hauptstadt hat das Potenzial an Talenten und Fachkräften und lockt weitere in die Stadt. Daher bin ich überzeugt, dass die Erfolgsgeschichte der Berliner Wirtschaft in den kommenden Jahren weitergeht.“

Pop verwies im Gespräch auf eine Statistik, wonach allein im ersten Halbjahr 2021 Risikokapital im Volumen von insgesamt mehr als 4,1 Milliarden Euro an Firmen in Berlin geflossen sei. Das sei schon jetzt mehr als jeweils in den Gesamtjahren zuvor. Die Digitalwirtschaft habe sich in der Krise als ein stabilisierender Faktor erwiesen, sagte die Senatorin. Ihre Verwaltung fördere aktiv mit Programmen wie dem GründungsBONUS oder dem Start-up Stipendium Gründung und Wachstum von Unternehmen. Beide Programme seien in der Pandemie fast verdreifacht worden.

Basis für die Attraktivität des Standortes Berlin seien die Internationalität, die Clubs und Kultur Berlins, sagte Ramona Pop weiter. Auch dass man die bereits starken Wirtschaftszweige („Cluster“) weiter gestärkt habe, habe sich ausgezahlt. Als „Gefahr“ für weiteres Wirtschaftswachstum bezeichnete die Senatorin fehlendes Wachstum der Berliner Einwohnerschaft.

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