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In Berlin zog der Demonstrationszug von Fridays for Future durch das Regierungsviertel.

© Foto: IMAGO/Jochen Eckel

Fridays for Future zieht durchs Regierungsviertel: Mehr als 30.000 Menschen beteiligen sich an Klimaprotest in Berlin

Mitten in der Energiekrise verlangen Fridays For Future „Menschen statt Profit“. Zur Demo in Berlin kommen Zehntausende Teilnehmer und prominente Unterstützer.

| Update:

Zu Beginn des globalen Klimastreiks ist der Berliner Invalidenplatz bereits zu klein: Es gibt Aufrufe, sich besser zu verteilen, die Straßen um den Platz sind dicht. Zum elften Mal hat Fridays For Future (FFF) für diesen Freitag zu einem weltweiten Protest aufgerufen. Deutschlandweit sind 270 Aktionen geplant, in Berlin finden ab 12 Uhr Kundgebungen und ein Demonstrationszug im Regierungsviertel statt. Nach Angaben der Polizei am Freitagnachmittag sind mehr als 30.000 allein in Berlin dabei.

Auf der Bühne geben sich Redner:innen und Musiker:innen das Mikro in die Hand. „Känguru“-Autor Marc-Uwe Kling bedankt sich bei FFF für ihren unermüdlichen Einsatz und versucht, mit Metaphern die aktuelle Enttäuschung der Jugend und der Klimaaktivist:innen auf den Punkt zu bringen: „Der Klimakanzler ist wie die letzte Staffel ‚Game of Thrones‘ – pompös beworben, dann aber doch ziemlich enttäuschend!“

Wir lassen nicht zu, dass Krisen gegeneinander ausgespielt werden!

Luisa Neubauer, Aktivistin

Im Vorfeld des Klimastreiks wurde die Fridays-For-Future-Bewegung kritisiert, unter anderem in den sozialen Medien: Es gebe dieser Tage genug andere Probleme und Krisen, Inflation, Krieg, steigende Lebenshaltungskosten – da sei es unpassend, für das Klima zu demonstrieren.

In mehr als 270 Städten deutschlandweit gab es laut Fridays for Future Aktionen.

© Foto: AFP/Tobias Schwarz

Aktivistin Luisa Neubauer kontert in ihrer Rede an diesem Vormittag in Berlin: „Wir lassen nicht zu, dass Krisen gegeneinander ausgespielt werden!“ Die Absichten von FFF seien auch antiklassistisch: Umverteilung und Nachhaltigkeit müssten das Ziel sein, Menschen mit niedrigem Einkommen unterstützt, das Neun-Euro-Ticket wieder eingeführt werden. Diese und andere Forderungen spiegelt das Motto der Demo wider: „Menschen statt Profit“.

Gegen 13 Uhr setzt sich der Protestumzug in Bewegung. Es geht Richtung Friedrichstraße und Kanzleramt, bevor die Route wieder zurück zum Invalidenplatz führt, wo weitere Wort- und Musikbeiträge geplant sind.

„Ich möchte nicht, dass die Klimabewegung durch Corona oder anderen Krisen in Vergessenheit gerät“, sagt Tim Teichmann, Schüler aus Berlin. Hört man sich unter den Streikenden um, teilen viele seine Sorge. Vor der Pandemie gingen weltweit Tausende Schüler:innen wöchentlich auf die Straßen, um auf ihre Angst vor der Zukunft aufmerksam zu machen. Die älteren Generationen, sagt die Bewegung, hätten durch Profitgier und Wirtschaftshörigkeit den Planeten ruiniert.

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Trotz Pessimismus ist die Stimmung auf der Demo gut. Die Teilnehmenden stacheln sich mit Parolen und kreativen Plakaten an: „I don’t want the planet to be hotter than me“ oder „Klima ist wie Bier: Zu warm ist scheiße“ liest man auf den Transparenten.

„Menschen statt Profit“ fordern Fridays for Future.

© Foto: Alexander Kloß

FFF demonstriert bewusst während der Schulzeit, um maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Bewegung versucht allerdings, mit Schulen zu kooperieren, um die Unterrichtszeit sinnvoll zu nutzen. Einige Lehrer:innen nehmen mit ihren Schüler:innen an der Demo teil. Sie bearbeiten vor Ort Aufgabenblätter, müssen Stimmen einfangen, herausfinden, was es mit der Erderwärmung auf sich hat.

Doch nicht alle Schulen sind gegenüber den Streiks zu enthusiastisch eingestellt. Eine Mutter erzählt, dass die Grundschule ihres Sohnes die Teilnahme am Protest zwar dulde, aber nicht fördere. Von 38 Schüler:innen seien nur zwei zur Demo gegangen.

„Die Jahreszeiten sind unregelmäßiger als meine Periode“, heißt es auf dem Plakat dieser Demo-Teilnehmerin.

© Foto: Silvia Silko

Ein Großteil des Umzuges findet sich auch zur Abschlusskundgebung kurz nach 15 Uhr wieder auf dem Invalidenplatz ein. Wieder gibt es die gleichen Aufrufe wie anfangs, sich besser auf dem Platz zu verteilen. Der Drang, für das Klima und die kommenden Generationen auf die Straße zu gehen, scheint ungebrochen, und mit mehr als 30.000 Teilnehmer:innen wurden vorhergehende Schätzungen von etwa 8000 Demonstrierenden deutlich überboten.

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Zwischen den Redebeiträgen werden Unterschriften für das geplante Volksbegehren „Berlin 2030 klimaneutral“ gesammelt und auch die andauernden Unruhen im Iran waren Thema. Auch gegen die rot-grün-rote Senatsregierung wurde gewettert: „Streik in der Schule, Uni und Fabrik — das ist unsere Antwort auf eure Politik“.

Am Ende gibt es Musik: Sängerin Alli Neumann und die Berliner Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth performen und schicken die vielen Teilnehmer:innen ins Wochenende.

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