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Die Affen entscheiden selbst, ob und wie lange sie mit den Geräten hinter den Zäunen spielen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Forschungsprojekt der FU Berlin: Affen, die auf Bildschirme tippen

Die Bonobos im Berliner Zoo tippen täglich auf Touchscreens herum – so soll die Intelligenz der Tiere untersucht werden. Wissenschaftler und Besucher freut's.

In Reih und Glied sitzen die Bonobos vor dem Gitter ihres Geheges und drücken auf Bildschirmen herum. Zwischendurch ertönt ein „Pling“, ein Affe greift hinter eine Klappe unter dem Bildschirm und steckt sich eine kleine Belohnung in den Mund.

Das ist die neue Attraktion, die es im Berliner Zoo zu bestaunen gibt – und die eigentlich gar keine Attraktion ist. Was nach Spiel aussieht und den Menschenaffen auch offensichtlich Spaß bereitet, ist ein Forschungsprojekt der Freien Universität. Jeden Vormittag, von neun bis elf Uhr untersucht hier Kathrin Kopp die Intelligenz der Bonobos. Tierpfleger Ruben Gralki und seine Kollegen hängen dann drei Kästen an den Zaun. Darin befindet sich ein Touchscreen, auf dem Bilder und farbige Quadrate auftauchen, kleiner werden, sich hin und herbewegen. Die Aufgabe der Affen ist es, sie zu berühren.

Welche Affenart intelligenter ist, können die Forscher nicht sagen

Kopp forscht zu vergleichender Entwicklungspsychologie und beschäftigt sich viel mit Menschenaffen. Mit Touchscreens hat sie die Tiere aber bisher noch nicht konfrontiert. Ihre Kollegin Vanessa Schmitt von der Universität Heidelberg, die an dem Projekt ebenfalls mitwirkt, hat auch schon Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans auf Bildschirmen herumtippen lassen, sagt Kopp. Welche Affenart intelligenter ist, könne man am Ende nicht sicher sagen. Dafür müsste das Projekt mit viel mehr Tieren durchgeführt werden. Die Intelligenz unterscheide sich eher von Exemplar zu Exemplar. „Und auch von Tag zu Tag“, sagt Kathrin Kopp.

Dr. Kathrin Kopp von der FU Berlin erforscht die Intelligenz von Bonobos.
Dr. Kathrin Kopp von der FU Berlin erforscht die Intelligenz von Bonobos.

© Kitty Kleist-Heinrich

Eigentlich sitzt Monyama immer am selben Bildschirm, am weitesten entfernt von den Besuchern. An diesem Morgen tauscht das Affenweibchen aber andauernd das Gerät mit Likemba. Kopp hält das auf Trab: Sie muss hin- und herlaufen und die Programme an- und ausstellen. Denn jeder der sechs Bonobos macht unterschiedliche Fortschritte und hat deshalb sein eigenes Programm.

Likemba ist am weitesten. Sie kann bereits auf ein gelbes Quadrat drücken, um eine Aufgabe selbst zu starten. Die anderen Affen unterscheiden noch Bilder voneinander und finden nach dem Versuch-Irrtum-Prinzip heraus, bei welchem Quadrat kleine Futterpellets für sie herausspringen. Das Geräusch, das ertönt, wenn sie sich irrt, mag Likemba überhaupt nicht. Dann schreckt sie kurz von dem Kasten zurück, kehrt aber bald zurück um weiterzuspielen.

Am schwierigsten ist das Memory-Spiel

Seit Anfang Juli läuft das Projekt. Santi, eines der beiden Männchen, interessiert sich überhaupt nicht für die moderne Technik und sitzt lieber auf einem der Bäume. Die Zoobesucher verfolgen das Geschehen gespannt. Sie finden das Forschungsprojekt interessant, halten sich länger am Gehege auf, hat Zoo-Sprecher Maximilian Jäger beobachtet. Ein Schild vor der Scheibe informiert über das Projekt. Das Schauspiel ziehe aber nicht so große Massen an wie die beiden Pandabären oder einst Eisbär Knut.

Wer ist der schlaueste der sechs Bonobos? Das variiert nach Tagesform, sagt eine Forscherin.
Wer ist der schlaueste der sechs Bonobos? Das variiert nach Tagesform, sagt eine Forscherin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Die Tierpfleger seien nicht nur an den Forschungsergebnissen interessiert. „Für uns ist auch der Aspekt der Tierbeschäftigung wichtig“, sagt Ruben Gralki. Wie lange das Projekt noch dauern wird, ist offen. Fest steht: Einer der Bildschirme wird weiterhin im Besitz des Zoos bleiben und die Bonobos unterhalten.

Die schwierigste Stufe für Affen ist das Memory-Spiel. Doch so weit sind die sechs Tiere noch nicht. Die jüngste, Leki, ist vier Jahre alt und trommelt noch mit beiden Fäusten auf den Bildschirm. Lange darauf konzentrieren könne sie sich nicht, so Kopp. Es sei ohnehin sehr unterschiedlich, wie lange sich die Bonobos damit beschäftigen: Während sich ein Affe zehn Minuten konzentriert vor den Screen setzt, klettert ein anderer zwischendurch auf einen Baum, tippt danach wieder auf dem Bildschirm herum.

Sie gehen auch unterschiedlich damit um: Bonobos stützen sich beim Gehen auf ihre Fingerknöchel. So drücken sie auch auf dem Bildschirm herum. Nur eines der Männchen tippe mit der Fingerspitze darauf, wie wir Menschen. Es werde auch extra früher in das Gehege gelassen, sagt Gralki. Denn bei Bonobos haben Weibchen das Sagen. Wenn sie erstmal vor den Touchscreens sitzen, habe das Männchen keine Chance mehr.

Johanna Lehn

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