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Bis zu 225 km/h schnell sind die Elektro-Boliden, die am Sonnabend beim Berliner Formel-E-Rennen zum Einsatz kamen.

© Fabian Bimmer/Reuters

Formel E auf dem Tempelhofer Flughafen: Wie Wespen, nur schneller

Tausende Zuschauer sahen den Berliner Wettkampf der Elektrorennwagen in der Formel E. Er endete mit einen Doppelsieg für Audi.

Von Sabine Beikler

Um 4 Uhr morgens stieg Ralf Waitschies in Hamburg in seinen Elektro-Smart und machte sich auf den Weg zur Formel E nach Berlin. Nach knapp sieben Stunden und einmal Strom „tanken“ kam der Reisebürobesitzer am Samstagvormittag an. Sein Kumpel fuhr mit seinem Tesla Model S um 6 Uhr in Nürnberg los. Die beiden Elektroauto-Fahrer trafen sich am Vormittag auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof. „Wir fahren elektrisch aus Überzeugung. Aber das muss man auch wollen“, sagen die beiden.

Die Männer sind zum ersten Mal bei der Formel E, die am Sonnabend zum vierten Mal in Berlin ausgetragen wurde. Die Atmosphäre in Tempelhof finden sie „einfach großartig. Der riesige Platz, Action, viele Informationen und das alles vor der historischen Kulisse von Tempelhof – das ist einzigartig". So wie die beiden denken wohl die meisten der Fans, die nach Tempelhof gekommen waren – schon Stunden vor Rennbeginn um 18 Uhr.

Die Formel E präsentierte am Sonnabend nicht nur die zehn Teams und 20 Fahrer der bis zu 225 km/h schnellen, hochmodernen Rennwagen: Auf 23.000 Quadratmetern stellten Start-up-Unternehmen ihre Produkte und Ideen vor. Roborace zum Beispiel soll, neben der Formula Student Driverless, eine der weltweit ersten Rennserien für autonome Elektrofahrzeuge werden – der Rennfahrer Lucas di Grassi ist CEO von Roborace aus Banbury nordwestlich von London. Am Sonnabend schauten sich die Besucher interessiert die Entwicklungsfahrzeuge an und durften auch ins Cockpit.

Elektrisiert. Jan Ohler (l.) und seine Freundin Iris Oberlack wollten nicht nur die Technik der Formel E kennen lernen, sondern auch die Fahrer wie hier den Audi-Piloten und späteren Sieger Daniel Abt.
Elektrisiert. Jan Ohler (l.) und seine Freundin Iris Oberlack wollten nicht nur die Technik der Formel E kennen lernen, sondern auch die Fahrer wie hier den Audi-Piloten und späteren Sieger Daniel Abt.

© Sabine Beikler

In 1,513 Sekunden von 0 auf 100

Oder die Schweizer Studenten der ETH Zürich, die ihr nur 178 Kilogramm schweres Elektrorennauto präsentierten. Die angehenden Ingenieure entwickeln, bauen, fahren zum Teil selbst bei den Rennen der Formula Student mit. Jährlich entwickeln sie einen Prototypen für die Wettbewerbe, so erzählte Student Thomas Zaluska. Die Schweizer stellten mit 1,513 Sekunden von 0 auf 100 km/h auch einen neuen Beschleunigungs-Weltrekord auf.

Am Vormittag besuchten die Fans auch die Boxengasse. Eine Schlange bildete sich vor dem Audi Abt Schaeffler-Team. Alle wollten Selfies mit dem Rennfahrer Daniel Abt machen, der auf der Pole-Position um 18 Uhr startete und das Rennen vor seinem Teamkollegen Lucas di Grassi gewann – Doppelsieg für Audi. Student Jan Ohler hatte seinem Lieblingsfahrer Abt zusätzlich „Schub“ gegeben. Denn in der Formel E gibt es den „Fanboost“ über Twitter oder Internet. Das Voting wird sechs Tage vor dem Rennen und die ersten sechs Minuten während des Rennens freigeschaltet. Die drei Piloten mit den meisten Stimmen können nach dem Wechsel in das zweite Auto zusätzlich 100 Kilojoule Energie freischalten.

Student Ohler und seine Freundin Iris Oberlack sehen in der Formel E sogar die Zukunft des Motorsports. Dazu gebe es keine Alternative. Das Elektro-Rennauto ist für das Paar ebenso technisch interessant wie für Frank Schemschat, der im täglichen Leben einen 40-Tonnen-Schwerlast-Lkw fährt. Zwar fehle ihm „der Sound der Formel 1. Die E-Autos hören sich an wie Wespen“, sagte der Berufskraftfahrer. Aber seiner Meinung nach gehört den E-Flitzern die Zukunft, die mit 80 Dezibel über die 2,3 Kilometer lange Strecke rasten, immer vorbei an den vollbesetzten Tribünen.

Für den Hamburger Ralf Waitschies stand jedenfalls fest, dass es für ihn nicht das letzte Formel-E-Rennen sein wird. „Das ist was anderes und hat einfach Flair. Ich komme gern wieder nach Berlin.“

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