zum Hauptinhalt
Mit Kind und Kegel. Die ersten Flüchtlinge kamen am Donnerstag im Flüchtlingsheim in Buch an. Mit dabei: Jede Menge Gepäck in alten Koffern, Plastiktüten und Rucksäcken.

© DAVIDS/ Florian Boillot

Containerdorf in Berlin-Buch: Flüchtlinge ziehen unter Bewachung der Polizei ein

Die ersten Flüchtlinge sind am Donnerstag in den Flüchtlingsunterkünften in Buch angekommen. Draußen standen Rechtsextreme, drinnen halfen Freiwillige - und die Flüchtlinge waren froh, eine Unterkunft zu haben.

Als die ersten 30 Flüchtlinge morgens in Buch ankommen, fahren Bagger auf dem Gelände herum, Bäume werden gestutzt und Kartons stapeln sich in den Fluren: Das Flüchtlingsheim in Buch ist derzeit noch eine Baustelle. Erst am Freitag hatte die Stadt den Bau für die AWO freigegeben, die hier der Träger des Flüchtlingsheims ist. Weniger als eine Woche später sind die ersten Flüchtlinge da: Es muss derzeit alles sehr schnell gehen.

Die Zimmer sind sauber und ordentlich

Das Wichtigste ist aber rechtzeitig fertig geworden, für die Ankunft der Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan, Bosnien und Serbien: Die Zimmer sind sauber und ordentlich eingerichtet. In jedem stehen zwei Betten, Schrank, Tisch und Kühlschrank. Auf den Betten liegen Bezüge und Handtücher bereit. Obwohl es draußen nicht mehr als 16 Grad hat, sind die Räume stickig und warm. Bis zu 480 Flüchtlinge sollen in dem bunten Containerbau einmal untergebracht werden.

Zur gleichen Zeit wie die Flüchtlinge tauchen auch die ersten drei Rechtsextremen auf. Der Kreisvorsitzende der NPD Christian Schmidt ist mit einem Fotoapparat gekommen und macht Bilder von der Ankunft der Flüchtlinge. Gegen Mittag stehen dann etwa zehn Personen um Schmidt herum. Die Flüchtlinge ziehen unter Bewachung der Polizei ein. Anlass für die Polizeipräsenz sind die Vorfälle der vergangenen Tage: Erst wurden die Männer des Sicherheitsdienstes am Flüchtlingsheim mit einem Messer attackiert, und vor zwei Tagen mit Flaschen beworfen.

Im Heim ein ganz anderes Bild: Freiwillige packen an.

Gleichzeitig bietet sich im Heim noch ein ganz anderes Bild: Frauen haben große Tabletts mit Brötchen geschmiert, ein Bäcker vor Ort hat die Brötchen gespendet, es wurden Girlanden gebastelt – und Freiwillige tragen säckeweise Äpfel ins Gebäude. Eine Hebamme hat eine Krippe gebastelt, eine Familie ein nahezu mannsgroßes Spielzeughaus gespendet. „Die Zivilgesellschaft funktioniert“, sagt die Leiterin der Unterkunft, Juliane Willuhn. 160 Interessenten haben sich schon für die freiwillige Arbeit im Flüchtlingsheim bei der zentralen Stelle im Bürgerbüro gemeldet.

Dabei äußern sich selbst die Menschen, die hier mithelfen, durchaus kritisch zu der Entscheidung, das Heim hier zu bauen: zu intransparent war ihrer Meinung nach der Entscheidungsprozess des Senats, zu wenig wurden die Bürger eingebunden, zu ad hoc war der Bauprozess. Auch deshalb hatte die NPD es hier leicht, Stimmung gegen das Flüchtlingsheim zu machen.

Youssef ist froh ein Dach über dem Kopf zu haben

Die Flüchtlinge selbst sind dabei vor allem froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Youssef, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung sehen will, weil ein Teil seiner Familie noch in Syrien ist, freut sich darüber, dass er drei Zimmer für seine sechsköpfige Familie bekommen hat. Er ist mit ihnen vor dem Krieg aus Damaskus geflohen, erst nach Libyen und von dort aus auf dem gefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Deutschland gekommen. Was ihm an Deutschland besonders gefällt? „Die Gesetze; der Rechtsstaat.“

Johannes Böhme

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false