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Noch haben es Radfahrer schwer auf der viel befahrenen Straße in Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Flaniermeile, Radfahrerzone und ein Wasserkanal: So wird die Bergmannstraße künftig aussehen

Frühestens ab November wird die Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg für den Autoverkehr gesperrt. Danach soll der gesamte Kiez verkehrsberuhigt werden.

Jetzt läuft erstmal gar nichts, die beiden Radfahrer müssen warten, es gibt schlicht keinen Platz. Vor ihnen blockieren in zweiter Reihe ein DHL-Transporter und ein Baustellen-Lkw den Weg, auf der Gegenspur, neben parkenden Fahrzeugen, rollen ihnen drei Autos entgegen: die Bergmannstraße in Kreuzberg, Mittwochmittag, eine übliche Szene.

Nicht mehr lange. Bereits ab November könnte die Strecke zwischen Nostitz- und Schleiermacherstraße zur Rad- und Fußgängerzone werden, der Pkw-Individualverkehr wird dann ausgesperrt. Nur Lieferfahrzeuge dürfen noch durchfahren, allerdings nur zwischen 6 und 11 Uhr. Das hat das Bezirksamt am Dienstag beschlossen, die Zustimmung der BVV in der nächsten Woche gilt als sicher.

Am Mittwoch haben Monika Herrmann (Grüne), die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, und Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, Details des Projekts vorgestellt. Beschlossene Sache ist auch, dass im zweiten Schritt der ganze Kiez zur verkehrsberuhigten Zone umgewandelt werden soll.

Aber zunächst zur Bergmannstraße: „Zwei Drittel des Asphalts werden zu einer Fußgängerzone“, sagte Weisbrich. Neue Bäume würden gepflanzt, Sitzgelegenheiten installiert, das Element Wasser spiele eine wichtige Rolle. „Es geht um Verdunstungskühle, angesichts der vergangenen heißen Sommer ist das wichtig“, sagte Weisbrich.

In einem Wettbewerb soll im nächsten Jahr ermittelt werden, wie die Fußgängerzone gestaltet wird. Kanäle wie in Freiburg könnten zum Beispiel die Straße durchziehen, aber auch andere Ideen sind denkbar. Der Marheinekeplatz soll in jedem Fall in die Planung einbezogen werden.

50 Parkplätze fallen weg

Fest steht auch, dass aus Sicherheitsgründen schmale Grünstreifen die Fahrrad- und Fußgängerzonen trennen werden. An klar gekennzeichneten Übergangsstreifen können die Passanten dann den Radweg queren. Außerdem soll Tempo 20 gelten. 50 Parkplätze in der Bergmannstraße sollen wegfallen.

So soll es mal aussehen in der Bergmannstraße. Oder zumindest so ähnlich.
So soll es mal aussehen in der Bergmannstraße. Oder zumindest so ähnlich.

© raumscript/BA Friedrichshain-Kreuzberg

Die Baumscheiben in der Straße werden vergrößert, die Fußgängerzone erhält einen Belag, der Wasser durchlässt. Auf dem Fußgängerbereich werden dann auch die Lieferfahrzeuge anrollen. „Die Bergmannstraße ist ein Wirtschaftsfaktor“, sagte Monika Herrmann. Man werde sowohl den Rad- und Fußgängern als auch dem Gewerbe gerecht.

„Aber es ist eine Rückeroberung des öffentlichen Raums.“ Das werde von der Politik gefordert. „Für Berlin ist das etwas sehr Einzigartiges, es lohnt sich für andere Bezirke, dass sie sich dieses Projekt anschauen“, sagte die Grünen-Politikerin.

Die Bezirksbürgermeisterin hebt die Bürgerbeteiligung hervor

Bei diesem Projekt gebe es seit vielen Jahren eine Bürgerbeteiligung und Herrmann betonte, dass alle Kritikpunkte gehört und aufgenommen worden seien. Allerdings: Die Kritik, die noch immer von Gewerbetreibenden kommt, wird ganz sicher nicht verstummen.

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Dabei ist die Bergmannstraße nur Teil eins der „Rückeroberung des öffentlichen Raums“ im Kiez. Im ersten Halbjahr 2021 soll auch der Chamissoplatz zur Fußgängerzone werden. Zudem sollen im gesamten Kiez Einbahnstraßen ausgewiesen werden, um den Verkehr einzudämmen. Die Straßen rund um die Bergmannstraße sollen Elemente erhalten, die Fahrzeuge zwingen, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Teilweise soll auch die Fahrbahn verengt werden.

Radwege am Mehringdamm sollen verbreitert werden

Im zweiten Halbjahr 2021 soll die Zossener Straße auf Höhe des Marheinekeplatzes bis zur Einmündung Friesenstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Die Bergmannstraße wird dann von Höhe Friesenstraße bis Heimstraße als kombinierte Zone für Fuß- und Radverkehr ausgewiesen. Im gleichen Zeitraum sollen die Radwege am Mehringdamm verbreitert werden. Insgesamt werden im gesamten Kiez maximal 190 Parkplätze wegfallen.

Das Gesamtprojekt kostet zwischen acht und elf Millionen Euro. Finanziert wird es zum großen Teil mit Fördergeldern. Wie viel der Bezirk beisteuern muss, konnte Herrmann nicht sagen. Klar ist nur, was der Umbau bisher schon gekostet hat: 1,5 Millionen Euro. Die kommen vom Senat.

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