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 Brückenbauerinnen in die Moderne. First Lady Elke Büdenbender mit Spaniens Königin Letizia im Palais Populaire.

© IMAGO/PPE

First Ladys im Museum: Königin Letizia und Elke Büdenbender besichtigen Frauenkunst aus Spanien

Während des Staatsbesuch trafen sie im Palais Populaire die Sammlerin Helga de Alvear. Deren umfangreiche Kollektion umfasst Werke von 1960 bis in die Gegenwart.

Für den Rollenwandel der Frau könnten sowohl die spanische Königin Letizia wie auch die Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, gut als Symbolfiguren herhalten.

Am Dienstagmorgen besuchen die beiden gemeinsam eine Ausstellung im Palais Populaire Unter den Linden. Gezeigt werden dort die Arbeiten von drei Generationen spanischer Künstlerinnen, die ihre Sicht auf das Land von 1960 bis heute in Kunstwerke transformiert haben.

Die beiden Ehrengäste verstehen sich offensichtlich gut, gehen souverän und schwungvoll durch den Raum. Es gilt, eine Menge Hände zu schütteln von den hier vertretenen Künstlern, Sammlern sowie Vertretern der Deutschen Bank, deren Vorstandsmitglied Karl von Rohr die Begrüßung übernommen hat.

Die Sammlerin im Mittelpunkt

„Escribir Todos Sus Nombres“ lautet der Titel der Ausstellung, die unterstreichen soll, wie gut die kulturellen Verbindungen zwischen Deutschland und Spanien sind: „Schreibt alle ihre Namen“.

Eine Frau, die zeitweise im Rollstuhl sitzt, wird rasch zum Mittelpunkt der Gesellschaft. Sie ist ein lebendiges Symbol für die engen Verknüpfungen zwischen beiden Ländern, die im Rahmen des spanischen Staatbesuchs in diesen Tagen besonders gefeiert werden.

Es ist die Sammlerin Helga de Alvear, aus deren Schatzkammer die hier gezeigten Werke stammen und die mit ihren 86 Jahren bereits Urgroßmutter ist.

Die Mutter des Königs als Schulkameradin

Aufgewachsen im Hunsrück als Tochter eines Plastikfabrikanten, begann sie Sprachen zu studieren, nachdem der Vater ihren ursprünglichen Berufswunsch, Pianistin zu werden, als „brotlose Kunst“ verworfen hatte. So lernte sie den spanischen Architekten Jaime de Alvear kennen, der ihr Ehemann wurde.

Mit Königin Letizia pflegt sie einen vertrauten Umgang. „Sie kommt jedes Mal an meinen Stand bei der Kunstmesse“, erzählt sie später stolz. Die sei ein ganz normales Mädchen, sagt Alvear und meint das als Kompliment. Die Königin sei sehr interessiert und habe viel Verständnis für die Kunst. Die Verbindungen zum spanischen Königshaus gehen allerdings noch weiter zurück, wie sie beim anschließenden Empfang en passant erzählt.

3000
Werke zeitgenössischer Kunst hat Helga de Alvear gesammelt

Die Mutter des Königs Felipe IV., Königin Sofia, nämlich war eine Schulkameradin, damals auf Schloss Salem. Sie sei in die Klasse ihrer Schwester gegangen. Helga de Alvear bewundert die Kuratorin der Ausstellung, Lola Hinojosa Martinez, dafür dass sie es geschafft hat, aus den 3000 Arbeiten, die sie selbst in mehr als 40 Jahren gesammelt hat, diese Ausstellung zusammenzustellen.

Die Kuratorin ist es auch, die durch die Ausstellung führt. Diese erzählt auch von dem Wandel, den Spanien erlebt hat auf politischer, sozialer und kultureller Ebene, von dem gesellschaftlichen Umbruch nach dem Ende der Militärdiktatur ab dem Jahr 1975, bei dem junge Menschen, aber auch Frauen eine Hauptrolle spielten.

Den Bezug zum Alltag nie verloren

Königin Letizia trägt ein pinkfarbenes, figurbetontes, wadenlanges Kleid, Elke Büdenbender einen roséfarbenen Hosenanzug. Das spanische Hofprotokoll zählt zu den strengsten Europas, trotzdem bewegt sich die Königin erstaunlich ungezwungen, schwingt geradezu fröhlich ihr schulterlanges schwarzes Haar hin und her.

Ihre Popularität in Spanien rührt auch daher, dass sie den Bezug zum Alltag immer gesucht hat. Bevor sie durch Heirat Königin wurde, hatte sie sich eine Karriere als Fernsehmoderatorin aufgebaut.

Bis heute geht sie gern in Kinos, Restaurants und Theater. Elke Büdenbender wiederum hat ihren geliebten Beruf als Richterin in der zweiten Amtszeit wieder aufgenommen, in Teilzeit, um bei solchen Anlässen Deutschland als First Lady zu repräsentieren. Offensichtlich macht ihr das auch Spaß.

Kunst berührt den Verstand, das Herz und die Seele.

First Lady Elke Büdenbender

Es sei eine wunderbare Gelegenheit gewesen, die Künstlerinnen aus Spanien kennenzulernen, und es mache Freude zu sehen, wie Frauen sich ausdrücken. Für sie ist es schön zu sehen, wie Frauen „Brückenbauerinnen zwischen den Kulturen Europas“ werden. „Kunst berührt den Verstand, das Herz und die Seele“, sagt sie, und dass sie sicherlich noch einmal wiederkommen werde, um den Eindruck zu vertiefen.

Eine Sequenz gegen Ende des Rundgangs lädt dazu ein, über Frauen und ihre historischen Rollen in der Familie nachzudenken. Sowohl die Königin als auch die First Lady haben jede auf ihre Weise einen Beitrag zur Modernisierung der Rollenbilder geleistet.

Kostbare Freundschaft in Krisenzeiten

Deswegen wirkt dieser Besuch auch gar nicht wie ein klassisches Damenprogramm, obwohl zeitgleich König Felipe IV. und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nebenan in der Bertelsmann-Repräsentanz am Deutsch-Spanischen Forum teilnehmen.

Am Vorabend hatte der Bundespräsident beim Staatsbankett eine für solche Anlässe ausgesprochen herzliche Ansprache für das Königspaar gehalten, in der unter anderem die über Jahrhunderte gewachsene Freundschaft zwischen beiden Ländern gefeiert wurde, die heute in einer Zeit der tiefen, mehrfachen Krisen besonders kostbar sei.

Der eigentliche Anlass des Staatsbesuchs ist die Frankfurter Buchmesse mit dem diesjährigen Partnerland Spanien. In diesem Rahmen gibt rund 200 Veranstaltungen, die Spanien in Deutschland fördert. Die Ausstellung im Palais Populaire Unter den Linden 5, die noch bis zum 27. Februar zu sehen ist, gehört auch dazu.

Helga de Alvear ist extra aus Spanien gekommen, um dabei zu sein, wenn Königin Letizia und Elke Büdenbender sich diesen Teil ihrer Sammlung anschauen. Als sie das letzte Mal in Berlin war, stand die Mauer noch. Sie fand es fürchterlich, die Grenze zu überqueren. „Das war furchtbar trist, so traurig.“

Glücklicherweise ist das lange her. Während Königin Letizia und Elke Büdenbender schon zum nächsten Termin eilen, wollen sich die Berliner Künstlerinnen Karin Sander und Katharina Grosse von der Sammlerin verabschieden. „Die gehörten zu den ersten, die ich gesammelt habe“, sagt Alvear stolz.

Inzwischen hat sie sogar in Cáceres ein Museum für zeitgenössische Kunst, das vom spanischen Königspaar eröffnet wurde. Was man braucht, um gute Kunst zu erkennen, verrät sie auch: „Ich habe ein Auge dafür.“

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