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Vize-Senatschefin Bettina Jarasch (Grüne), Anne-Margret Schmid, Enkelin des Ehepaars Schwartze, Ron Prosor, Botschafter von Israel in Deutschland, Gundela Suter, Enkeltochter des Ehepaares Hübner.

© dpa

Update

Feierstunde mit israelischem Botschafter im Roten Rathaus: Berliner Judenretter als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet

Zwei Familien aus Berlin und Brandenburg versteckten während der Nazi-Dikatur ein jüdisches Paar. Posthum erhalten sie den Ehrentitel der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

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Vielleicht lässt es sich in dieser Kürze am ehesten mit Ron Prosor sagen, dem israelischen Botschafter in der Bundesrepublik. Es waren sehr verschiedene, doch weitgehend normale Leute, sagte Prosor am Mittwoch auf Deutsch im Roten Rathaus, die während der laufenden Vernichtungsmaschinerie der Nazis menschlich blieben: „Sie haben in der dunkelsten aller Zeiten das Leben von Mitmenschen gerettet. Und sie haben dabei nicht weniger als ihr eigenes Leben riskiert.“

So wie Bruno und Anna Schwartze, die ab Dezember 1942 ihren jüdischen Nachbarn Moritz Mandelkern vor der Deportation bewahrt haben, indem sie ihn 18 Monate in einer winzigen Kammer auf dem Dachboden ihrer Berliner Wohnung versteckten. Und so wie Friedrich und Helene Hübner, die Mandelkerns Frau Henriette auf einem Bauernhof im Brandenburger Groß-Schönebeck unterbrachten.

Sohn Siegfried Mandelkern, mit dem das versteckte, jüdische Ehepaar gemeinsam in Berlin wohnte, war zuvor als 15-Jähriger erst im KZ Sachsenhausen interniert und dann ins besetzte Polen deportiert worden, wo er vermutlich ermordet wurde. Seine Eltern überlebten, zuletzt gemeinsam auf dem Hof in Groß-Schönebeck, bis die Rote Armee sie im April 1945 befreite.

Bei einer Feierstunde im Festsaal des Roten Rathauses überreichte Israels Botschafter jeweils einer Enkelin der beiden Retter-Paare die Yad-Vashem-Medaillen und Urkunden. Die Ehrung als „Gerechte unter den Völkern“ sei auch wichtig, weil „wir von ihren mutigen Taten lernen können“, sagte Prosor. „Indem wir dem Beispiel der mutigen Männer und Frauen folgen und die Welt zu einem besseren Ort machen.“

Titel gilt als höchste Ehrung Israels für Nicht-Juden

Bürgermeisterin Bettina Jarasch (Grüne), die Berlins Senatschefin Franziska Giffey (SPD) an diesem Tag vertrat, sagte über die posthum Geehrten: „Es waren Menschen, die der Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Nazis und der Gleichgültigkeit breiter Bevölkerungsschichten ihre Humanität, Hilfsbereitschaft und Mut entgegengesetzt haben.“

Cornelia Ewald, eine Urenkeltochter des Ehepaares Schwartze, sagte im Roten Rathaus, dass sie sich nicht sicher sei, ob sich ihre Vorfahren als Helden gesehen hätten. Gundela Suter, Enkeltochter der Hübners, sprach davon, dass es ihr Großvater als Christ als seine Pflicht empfunden habe, Verfolgten zu helfen.

641
Deutsche wurden bereits als „Gerechte unter den Völkern“ geehert

Nach umfangreichen Recherchen auch durch Nachkommen der Mandelkerns, die in Australien leben, waren die Ehepaare Schwartze und Hübner bereits 2018 von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt, nun folgte die offizielle Ehrung.

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israels Hauptstadt Jerusalem vergibt den Ehrentitel seit 1963 an nicht-jüdische Retter, die während der Shoa ihr Leben für Jüdinnen und Juden riskierten. Der Titel gilt für Nicht-Juden als die höchste Ehrung des Staates Israel.

Inzwischen gibt es 27.921 „Gerechte unter den Völkern“, darunter 641 aus Deutschland. Forscher sagen, dass viele weitere Retter unerkannt verstorben sind, dass Nachkriegswirren und Blockkonfrontation erschwert hätten, allen Spuren nachzugehen.

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