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Landesbischof Christian Stäblein.

© Jörg Carstensen/dpa

Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg: Landessynode tagt erstmals digital

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tagte die Landessynode der EKBO komplett im Netz. Es ging um Sparmaßnahmen wegen Corona, Flüchtlinge und Kirchengesetze.

Statt eines Abendmahlsgottesdienstes gab es eine Andacht im Videostream. Statt in der Bartholomäuskirche am Friedrichshain saßen die Delegierten zu Hause, vor Bücherregalen oder in der Küche. Und statt per Stimmzettel und Wahlurne wurde digital abgestimmt.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tagt die Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) komplett im Internet. „Als der Bezirk Mitte im Oktober bundesweit an zweiter Stelle der Corona-Neuinfektionen lag, hatten viele Synodale schlicht Angst, zu kommen“, sagt die Vorsitzende des evangelischen Kirchenparlaments, Sigrun Neuwerth.

Doch einige Beschlüsse mussten jetzt gefällt werden. Zum Beispiel jener über einen Nachtragshaushalt: Schließlich führt die Coronakrise dazu, dass die EKBO im laufenden Jahr rund acht Prozent, also etwa 21 Millionen Euro, weniger Kirchensteuern einnimmt – denn Kirchenmitglieder, die Kurzarbeitergeld erhalten, zahlen darauf keine Kirchensteuern.

„Einsparungen erfolgen etwa bei Dienstreisen und Veranstaltungen“, sagte der Leiter der Finanzabteilung der EKBO, Oberkonsistorialrat Hartmut Fritz. „Insgesamt ist ein Ausgleich des Nachtragshaushalts nur durch eine Entnahme von sechs Millionen Euro aus der Risikorücklage möglich.“

Zudem rechnet die Landeskirche aufgrund des hohen Altersdurchschnitts ihrer Mitglieder und den damit verbundenen Sterbezahlen sowie wegen der steigenden Zahl der Kirchenaustritte von derzeit rund 15.000 pro Jahr auch in den nächsten Jahren mit rückläufigen Einnahmen.

„Und auch heute sage ich, holt die Menschen da raus, alle!“

Landesbischof Christian Stäblein erklärte während der Synode, nötig sei „ein Wettbewerb der guten Ideen, dann wird uns auch nicht bange, irgendwann Kirche womöglich in ganz neuen Finanzierungsmodellen zu denken und zu leben.“

Politisch forderte Stäblein mehr Engagement für die Flüchtlinge auf Lesbos. „Ich schäme mich für ein Europa, das hier nicht recht vorwärts kommt“, sagte Stäblein. Wieder und wieder habe die Kirche Hilfe für die Menschen auf Lesbos gefordert. „Und auch heute sage ich, holt die Menschen da raus, alle!“

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Im Zentrum der technisch bemerkenswert gut funktionierenden Tagung standen ferner zwei Kirchengesetze: So müssen Gemeinden künftig für ihren CO2-Verbrauch eine Klimaschutzabgabe in einen Klimaschutzfonds einzahlen, aus dem dann energetische Gebäudesanierungen und klimafreundliche Heizungen finanziert werden. Bis zum Jahr 2050 will die EKBO auf diese Weise ihren CO2-Verbrauch auf null senken.

Beschlossen wurde außerdem ein Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Es regelt unter anderem, dass rechtskräftig wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte Täter in den Gemeinden, Werken und Einrichtungen der Landeskirche nicht mehr eingestellt oder beschäftigt werden dürfen. Zudem legt das Kirchengesetz Schutzkonzepte und Meldepflichten fest – so soll es in jedem Kirchenkreis Ansprechpersonen für die Prävention geben.

„Mit dem Thema der Prävention von sexuellem Missbrauch sind wir schon seit Jahren befasst – aber jetzt gibt es klare Regeln“, sagte die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein. Gerade die Begegnung mit Betroffenen habe ihr deutlich gemacht, welchen Wert die Kirche auf Schutzmaßnahmen legen muss. „Wir brauchen Prävention, Prävention, Prävention.“

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