zum Hauptinhalt
Der 25-jährige Angeklagte hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht.

© dpa/Paul Zinken

Update

„Es tut mir unendlich leid“: Angeklagter bereut vor Berliner Landgericht tödlichen Faustschlag gegen Hertha-Fan

Ein 25-jähriger Rostocker steht vor Gericht, weil er einen Hertha-Fan niederschlug. Dieser hatte schwere Schädelverletzungen erlitten und war später gestorben.

| Update:

Sie begegneten sich etwa 500 Meter hinter dem Olympiastadion zufällig: Michael R. kam gerade vom Relegationshinspiel, als es zu einem Streit mit einem Mann aus Rostock kam. Brandon H., der sich als ein Beifahrer über Fußgänger R. geärgert hatte, ballte schließlich die Faust.

Der 55-jährige Berliner ging durch einen heftigen Schlag zu Boden, ungebremst. Sein Hinterkopf schlug auf dem Beton auf. Ärzte konnten ihn nicht mehr retten. „Es tut mir unendlich leid“, erklärte der 25-jährige H. am Freitag vor dem Landgericht.

Sie standen dann Nase an Nase. Dann kam es zum Schlag. Da war keinerlei Reflex und kein Versuch, sich abzustützen.

Ein Zeuge

Er fühle sich verantwortlich, hieß es in der Aussage, die der Verteidiger im Prozess wegen Körperverletzung mit Todesfolge verlas. H. aber will nicht derjenige gewesen sein, der zuerst Gewalt einsetzte. Er habe dem Hertha-Fan lediglich eine „Ansage“ machen wollen. Doch der Mann habe ihn „provoziert und geschlagen“, so der gelernte Hafenlogistiker.

Ein Augenzeuge allerdings schilderte vor Gericht: „Von dem Opfer ging keine Gefahr aus. Der Angreifer suchte Streit.“ 

Es war gegen 23 Uhr nach dem Relegationshinspiel am 19. Mai 2022, bei dem Hertha BSC gegen den Hamburger SV verloren hatte. Tausende Fußballfans füllten die Straßen rund um das Stadion. Auch Hertha-Fan Michael R. war auf dem Heimweg. „Er stand dann vor einem Auto, die Arme hoch, als hätte er gefeiert“, beschrieb der 45-jährige Augenzeuge. Nicht bedrohlich habe R. gewirkt. 

Das Auto mit Rostocker Kennzeichen aber kam nicht sofort vorbei. Brandon H. als Beifahrer stieg aus. Dabei soll er ein Hansa-Rostock-Trikot getragen haben. Der gelernte Hafenlogistiker lief dem Hertha-Fan hinterher, der sich mit dem Strom der Menge weg vom Stadion entfernte.

Michael R. erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma

Für den Augenzeugen war der Verfolger der „Aggressor“. Er sei dem Hertha-Fan, der zunächst auf Rufe nicht reagiert habe, immer näher gekommen – „sie standen dann Nase an Nase“. Da habe das Opfer dem „Angreifer“ ins Gesicht gefasst, um ihn wegzuschieben. „Dann kam es zum Schlag.“ Gerade und ungebremst sei der Mann gefallen – „da war keinerlei Reflex und kein Versuch, sich abzustützen“. 

Michael R., der als mit seiner Frau ein Unternehmen in der Gastro-Branche führte, erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und einen Schädelbasisbruch. Vier Wochen lag er im Koma. Die Experten in einer neurologischen Spezialklinik konnten ihn nicht mehr retten.  Er starb rund einen Monat nach der Tat. 

Der mutmaßliche Täter war zunächst unerkannt entkommen. Am 3. August wurde H. schließlich festgenommen. Ende September wurde er haftverschont.

Über seinen Verteidiger erklärte er weiter, der Hertha-Fan habe auf die Motorhaube geschlagen und mit „beiden Händen Stinkefinger“ gezeigt. Er selbst sei ziemlich angetrunken gewesen. „Ich wurde sauer.“ Nachdem er dann Schläge „auf die Ohren“ gekommen habe, sei es zu seinem Schlag gekommen – „einfach nach vorn ohne Ziel“. Ein Kampfsportler sei er nie gewesen. Er habe „unglücklich“ getroffen. Der Prozess geht Dienstag weiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false