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grandi emozioni

© IMAGO/Gonzales Photo/IMAGO/Gonzales Photo/Lasse Lagoni

Eros Ramazzotti in Berlin: Der italienische Superstar hat keine Angst vor großen Gefühlen

Heute Abend singt Eros Ramazzotti in der Berliner Mercedes-Benz-Arena. Dass das neue Album kein Knaller ist – nicht schlimm. Die Fans wollen sowieso nur die alten Hits hören.

Seien wir ehrlich: Seine neue Platte ist kein großer Wurf. Vor wenigen Monaten erschien Eros Ramazzottis 16. Studioalbum „Battito Infinito“ – und ist mit „Hier rein, da raus“ gut zusammengefasst. Kaum ein Ohrwurm, der hängenbleibt, wenige Songs, die es zurückzuspulen lohnt. Am ehesten „Ama“ – aber das auch nur, weil belesene Fans um den Skandalfaktor des zugehörigen Videoclips wissen. Die Kurzfassung: Der Ex von Ramazzottis Ex ist sauer, weil seine Ex im Videoclip zum neuen Liebeslied ihres Ex mittut.

Dass Eros Ramazzotti hierzulande vor allem in der Regenbogenpresse auftaucht, tut seinem Erfolg keinen Abbruch. Am Sonnabend tritt der italienische Superstar in der Berliner Mercedes-Benz-Arena auf – und ob seine aktuelle Welttournee nun „Battito infinito“ heißt oder anders, dürfte seinen Fans herzlich egal sein. Die wollen sowieso nur die alten Knallerhits hören.

So wie bei Ramazzottis Auftritt in München im März. Mit elterlicher Nachsicht sitzt das Publikum die ersten, die neuen Songs ab, bestaunt die beeindruckende Bühnenshow – aber erst bei „Dove c’è musica“ hievt Nostalgie die ersten aus ihren Sitzen. Bei „Fuoco nel fuoco“ dann kollektives Mitgrölen, teilweise sogar textsicher.

Gerade ist er Opa geworden

Ramazzotti ist gerade Opa geworden, feiert dieses Jahr seinen 60. Geburtstag, scheint aber im Gegensatz zu seinem Publikum nicht gealtert zu sein. Im silbernen Jackett tritt er auf und versetzt den Saal mit einem extrem schlecht – oder gerade extrem gut – geübten „Munitsch, isch liebe disch“ in Wallung.

Noch mehr emozioni

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Besonders laut reagiert ein Grüppchen, das mit selbstgemaltem „Eros, ti amo!“-Pappschild in einem abgezäunten Bereich direkt vor der Bühne steht und nun den Star auf Kommando einmal anfassen darf. Das muss diese Buchungsoption „Eros Up Close Experience“ für mehrere hundert Euro sein.

Das Booklet zu „Battito infinito“ wirkt wie aus der Zeit gefallen: Ramazzotti mit offenem Hemd neben junger Frau im Bett, Ramazzotti mit Jeansjacke und, aus unerfindlichen Gründen, einem schwarzen, muskulösen Pferd an der Longe. Wer ist hier der Hengst, soll man sich wohl fragen.

Mit Klischees ist der Römer über Italien hinaus berühmt geworden, Klischees bedient er auch nach über 40 Jahren Bühnenkarriere. Sein Lieblingsthema: emozioni. Ob er als Musiker ernst genommen wird? Egal. Die einen lieben ihn dafür, sich bei „Più bella cosa“ in vergangene Italienurlaube zu träumen, andere parodieren ihn treffend mit zugehaltener Nase. Umso mehr überrascht er dann mit einem astreinen Gitarrensolo – und selbst der geneigteste Zuhörer ertappt sich bei dem Gedanken „Mensch, der kann ja richtig was!“

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