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Treptow-Köpenicks Vize-Amtsarzt Denis Hedeler.

© Thomas Loy

Update

Er warf seinem Chef Rassismus vor: Bezirksamt kündigt ehemaligem Berliner Vize-Amtsarzt Hedeler

AfD-Gesundheitsstadtrat Geschanowski sieht das Vertrauensverhältnis zu seinem Mitarbeiter als zerstört. Nun erging die Kündigung.

Denis Hedeler will nicht aufgeben. "Der Weg ist steinig, aber ich glaube an die Gerechtigkeit", erklärte der Arzt und Epidemie-Experte am Montag auf Anfrage. Die Kündigung belaste ihn trotzdem sehr.

Das Bezirksamt von Treptow-Köpenick hat seinen ehemaligen Vize-Amtsarzt entlassen. Grund sind die Rassismus- und Mobbingvorwürfe, die Hedeler gegen seinen ehemaligen Chef, Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski (AfD), erhoben hatte. Geschanowski selbst machte die Kündigung am Sonntagabend in einer Erklärung öffentlich.

Der Schritt sei notwendig geworden, weil "die öffentlichen Behauptungen über seine Nichtberücksichtigung bei der Vergabe des Amtsarztpostens nachweislich unwahr" seien, schreibt Geschanowski. Die Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe hätten sich nicht bestätigt, sondern seien "konstruiert" gewesen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Beschäftigtem sei nachhaltig zerstört. Die Kündigung sei zum 17. Dezember ergangen.

"Herr Hedeler hat seine Herkunft, seine Hautfarbe und seine sexuelle Identität instrumentalisiert und gezielt als Mittel eingesetzt, um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen." Er habe durch eine "öffentliche Rufmordkampagne" nicht nur "dem Ansehen meiner Person und meiner Funktion als Gesundheitsstadtrat", sondern auch "der gesamten Verwaltung des Bezirksamtes Treptow-Köpenicks und insbesondere dem Gesundheitsamt schweren Schaden zugefügt."

Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) wollte die Kündigung nicht kommentieren, bestätigte aber, dass durch die Rassismusvorwürfe erheblicher Schaden fürs Bezirksamt entstanden sei. „Wir haben sehr stark davon profitiert, dass auch viele Menschen mit Migrationshintergrund im Gesundheitsamt arbeiten.“ Das dürfte in Zukunft schwieriger werden.

Hedeler, der aus Kuba stammt, hatte sich mehrfach um den Posten des Amtsarztes in Treptow-Köpenick beworben, war aber abgelehnt worden. Sein Verhältnis zu Gesundheitsstadtrat Geschanowski war schon vorher belastet.

Amtsarztstelle in Treptow-Köpenick weiter unbesetzt

Nach Einschätzung von Hedeler hatte Geschanowski ihm zu verstehen gegeben, er passe wegen seiner dunklen Hautfarbe nicht ins Bezirksamt. Hedeler glaubt, dass auch seine Homosexualität eine Rolle gespielt habe.

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Der AfD-Politiker hatte in einer nicht-öffentlichen Sondersitzung des Haushaltsausschusses dagegen von wiederholter "Arbeitsverweigerung" als wesentlicher Ursache für das Zerwürfnis mit Hedeler gesprochen. Das Bewerbungsverfahren zum Amtsarzt sei diskriminierungsfrei verlaufen.

Ende November war Hedeler bereits von seinen Leitungsaufgaben entbunden worden. Seitdem ist er auch nicht mehr stellvertretender Amtsarzt. Die Amtsarztstelle von Treptow-Köpenick ist weiterhin unbesetzt.

SPD befürchtet Schadensersatzforderungen

Die SPD im Bezirk kritisierte den Zeitpunkt der Entlassung und monierte, dass die zuständigen Ausschüsse des Bezirksparlaments davon aus der Presse erfuhren. "Wir haben in der Sondersitzung des Haushaltsausschusses Herrn Geschanowski explizit darauf hingewiesen, dass eine Entlassung zu diesem Zeitpunkt das Ansehen des Bezirksamtes beschädigen würde", sagte SPD-Fraktionschef Alexander Freier-Winterwerb. Diese Art der Kommunikation könne möglicherweise Schadensersatzforderungen mit sich bringen.

Im Bezirksamt sind viele verwundert über das Vorgehen Geschanowskis. Normalerweise werden Kündigungen nicht öffentlich gemacht. Die Erklärung des AfD-Stadtrats könnte Hedeler nun seinerseits als Rufschädigung auffassen und juristisch angreifen.

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