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Die Conradschule in Berlin-Wannsee.

© Peter Kuley

Er kam schon nach acht Monaten wieder frei: Verurteilter Sexualstraftäter soll in Berlin erneut Kinder missbraucht haben

Ganz in der Nähe einer Grundschule eröffnete Axel K. 2022 unter falschem Namen ein Café. Als seine Vergangenheit bekannt wird, schlagen Eltern Alarm. Womöglich zu Recht, wie sich nun herausstellt.

Ein verurteilter Sexualstraftäter soll in Berlin-Wannsee abermals Kinder schwer missbraucht haben. Nachdem im Juli gegen den 60-jährigen Mann Haftbefehl erlassen worden war, konnte er im September von den Behörden aufgegriffen werden, wie die Berliner Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel bestätigte.

„Der Tatvorwurf lautet auf schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in acht Fällen und Besitz von dokumentiertem sexuellen Missbrauch sowie Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in einem Fall“, sagte Sprecherin Karen Häußer am Freitag. Zwischen Mai 2022 und April 2023 soll Axel K. sexuelle Handlungen an Kindern, insbesondere in Form von Küssen, vorgenommen haben.

Zuvor hatte die „Welt“ über den Fall berichtet. Das Pikante: Erst 2018 war K. vom Landgericht Berlin wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in 154 Fällen sowie des Besitzes von Kinderpornografie zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Das vergleichsweise milde Urteil begründete das Gericht unter anderem damit, dass sich K. nach siebenjähriger Flucht stellte und die Taten lange zurücklagen. Von seiner mehrjährigen Gefängnisstraße saß der Verurteilte jedoch im Anschluss nur acht Monate ab – und das im offenen Vollzug.

Denn nach Vorlage eines ärztlichen Attests wurde K. Haftunfähigkeit bescheinigt, sodass seine Gefängnisstrafe nach wenigen Monaten ausgesetzt wurde. Dazu kommt, dass das Berliner Strafgericht keinerlei Einschränkungen, Weisungen oder Auflagen verhängte, die K. daran hätten hindern können, wieder in die Nähe von Kindern zu kommen und straffällig zu werden.

Vater berichtet, dass K. seinen Sohn berührt haben soll

Ab dem Frühjahr 2022 soll der verurteilte Sexualstraftäter also ganz legal – und unter falschen Namen – einen Geschenkeladen und ein Café in unmittelbarer Nähe der Conrad-Grundschule in Wannsee eröffnet haben. Dort soll K. Suppen, Kaffee und Kakao serviert haben – und zehn- und elfjährigen Jungs ein paar Euro für Aushilfstätigkeiten gegeben haben, wie die „Welt“ berichtet.

Eltern aus der Nachbarschaft schöpften erst nach mehreren Monaten Verdacht gegen den 60-Jährigen – auch weil er sich auffallend freundlich und zuvorkommend gezeigt haben soll. Ein Vater berichtete der „Welt“ im April, dass sein elfjähriger Sohn schon im Sommer 2022 erzählt habe, dass K. ihn „komisch“ angesprochen und Koseworte genutzt habe. Später soll er den Jungen auch berührt haben.

Wegen seiner Vorgeschichte führten Polizeibeamte ab dem Frühjahr 2022 mehrfach Sensibilisierungsgespräche mit K. und sicherten den Schulweg ab. Im Februar 2023 ging dann eine Anzeige bei der Polizei ein, woraufhin Beamten des Landeskriminalamtes K. im Laden besuchten und eine sogenannte Gefährderansprache hielten.

Im Juli dann wurde Haftbefehl gegen den verurteilten Sexualstraftäter erlassen, der Laden war zu dem Zeitpunkt schon lange geschlossen. Über Monate war K. jedoch nicht aufzufinden und machte mehrfach falsche Angaben über seinen Standort, wie die Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel bestätigte. Daher gelang eine Festnahme erst im September.

Statt den 60-Jährigen in Untersuchungshaft zu nehmen – welche auf maximal sechs Monate beschränkt ist –, wurde nun die alte Haftstrafe von 2018 wieder in Vollzug gesetzt. Somit ist K. vorerst bis zum ersten Quartal 2026 im Gefängnis. Parallel dazu laufen die neuen Ermittlungen an. Wie die Berliner Staatsanwaltschaft mitteilte, steht dafür zunächst die richterliche Videovernehmung der betroffenen Kinder aus.

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