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Tesla-Chef Elon Musk bei seinem Besuch der Baustelle in Grünheide Anfang September.

© Patrick Pleul/dpa

Update

Elon Musk am BER gelandet: Tesla-Chef bittet Ingenieure zum Casting nach Grünheide

Blitzbesuch vom Tesla-Chef: Elon Musk besucht kurzfristig die Baustelle seiner E-Autofabrik in Brandenburg. Für Anwohner und Kritiker hat er keine Zeit.

Irgendwo da hinten, zwischen den verbliebenen Fichten, den aufgehäuften Bergen des märkischen Sands und den Betonpfeilern muss er sein. Doch auf das Gelände der Tesla-Fabrik kommen Schaulustige und Journalisten am Donnerstagmittag nicht. Nach ein paar Schritten auf der frisch getauften „Tesla-Straße“ winkt ein Wachmann mit gelber Warnweste und Mundschutz. Kein Zutritt zur Baustelle. Hier gibt es nichts zu sehen. Auch nicht den Tesla-Chef. Also zurück auf die andere Straßenseite.

Am Donnerstagmorgen hat Tesla-Chef Elon Musk eine überraschende Landung am BER hingelegt. Um 9.45 Uhr setzte sein Gulfstream-Privatjet (GLF6) auf der Landebahn des neuen Airports auf, der seit dem Wochenende in Betrieb ist.

Gestartet war seine Maschine in Austin, Texas, wo Tesla eine Gigafabrik für Cybertrucks errichtet. Den Grund für seinen Spontanbesuch twitterte Musk eine Dreiviertelstunde später: Er wolle Top-Ingenieure für die Gigafabrik Berlin einstellen. „Ich werde morgen persönlich vor Ort Bewerbungsgespräche führen“, schrieb Musk. Interessenten forderte er auf, Bewerbungen zu mailen an 25guns@tesla.com. Bei dem amerikanischen Unternehmer und Milliardär geht eben alles etwas schneller.

Davon zeugt auch die Gigafabrik-Baustelle in Grünheide, wo bereits ab Juli 2021 die Produktion des Tesla Model Y starten soll. Bis zu einer halbe Million Elektroautos pro Jahr sollen künftig vom Band gehen, verspricht das Unternehmen.

Die lokalen Umweltbedenken wegen des enormen Wasserverbrauchs sind dabei ebenso zweitrangig, wie die 150 Hektar Kiefernwald, die bereits gerodet wurden. Das Fundament ist gegossen, der Rohbau steht – ohne Baugenehmigung. Tesla baut auf eigenes Risiko.

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„Das ist eigentlich schon ein bisschen dreist, was der Musk hier ohne Genehmigung macht“, sagt ein Mann aus Köpenick, der mit seinem Rad in der Mittagspause vorbeigekommen ist. Regelmäßig dokumentiert er die Baufortschritte. Von der Geschwindigkeit, mit der sich das 300-Hektar-Areal verändert, ist er beeindruckt und verärgert zugleich. Als er vor zehn Jahren ein Haus gebaut hat, habe ihm das Ordnungsamt wegen etwas Sand vor der Einfahrt mit 10.000 Euro Strafe gedroht. „Da wird nicht mit dem gleichen Maß gemessen“, sagt er.

Hier stand vor kurzem noch ein Wald.
Hier stand vor kurzem noch ein Wald.

© Felix Hackenbruch

Das finden auch zwei Frauen aus der Bürgerinitiative Grünheide, die am Mittag spontan zur Baustelle gekommen sind – in der Hoffnung, Musk persönlich ihre Bedenken vortragen zu können. „Das war mein Lieblingswald zum Pilzesammeln“, sagt eine, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Maronen und Butterpilze habe es dort gegeben, wo jetzt dutzende Kräne in den Himmel ragen und ein Lkw nach dem anderen Staub aufwirbelt und neue Streben, Stahl und Beton heranfährt.

"1,5 Kilometer von der Schande entfernt"

„Das ist einfach nicht in Ordnung gelaufen“, sagt die Frau und befürchtet, dass sich weitere Großfabriken in der Gegend ansiedeln und damit Natur und Region für immer verändern könnten. Sie lebt in Erkner, oder wie sie sagt: „1,5 Kilometer von der Schande entfernt.“ Schon jetzt spüre sie die Tesla-Baustelle. Jeden Tag würden Lkw-Konvois durch den Ort fahren, nachts höre sie Züge, die neues Baumaterial heranbringen. Aus Protest hat sie deshalb ein Schild gebastelt: „Leben ist das höchste Gut.“

Unbeachteter Protest vor der Baustelle.
Unbeachteter Protest vor der Baustelle.

© Felix Hackenbruch

Dem Tesla–Chef persönlich kann sie es an diesem Donnerstag nicht präsentieren. Am Morgen war er, nur beobachtet von einer Kamera des rbb, mit drei Limousinen – natürlich von der Hausmarke – auf der Baustelle vorgefahren, bis zum Nachmittag hatte er sich dann nicht mehr gezeigt. Am Abend wollte sich Musk zudem mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) treffen, doch für Anwohner und Gegner blieb keine Zeit.

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Bereits Anfang August war Musk für das Richtfest der Gigafabrik eingeflogen, nun also Baustellenbesuch und Einstellungsoffensive. Eine Stelle bleibt aber wohl weiter unbesetzt: Zuletzt hatte es Schlagzeilen gegeben, dass der bisherige Bauleiter Evan Horetzky gefeuert worden war. Dem Vernehmen nach soll es Differenzen mit Musk über das Vorgehen beim Projekt Giga Berlin gegeben haben.

Tesla selbst äußert sich grundsätzlich nie zu Personalien. Wer Nachfolger wird, ist nicht bekannt, dafür ein Wechsel ins Management der Gigafabrik. Tristan Trémolières, der vorher bei der Daimler AG gearbeitet hat, teilte den Schritt über die Karriereplattform LinkedIn mit. Er sei „sehr stolz, bekannt zu geben, dass ich gerade bei #Tesla meine neue Herausforderung als Associate Manager in der Generalversammlung der #Gigafactory in #Berlin begonnen habe“, schrieb Trémolières. Er freue sich darauf, „mit all meinen neuen Kollegen zusammenzuarbeiten, um den Übergang der Welt zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen.“

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