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Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft.

© dpa/Britta Pedersen

Wechsel im Vorsitz der Reuter-Stiftung: Özdemir spricht bei Preisverleihung über Bildungsgerechtigkeit

Helga und Edzard Reuter ziehen sich anlässlich der Verleihung des Stiftungspreises an die Bildungsinitiative Chancenwerk aus der von ihnen gegründeten Stiftung zurück.

Im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor herrscht festliche Stimmung. Die kritischen Worte von Cem Özdemir (Grüne) scheinen nicht ins Bild zu passen. „Der Bildungserfolg von Schülern ist immer noch in hohem Maß davon abhängig, welchen Bildungsgrad die Eltern aufweisen“, sagt der Bundesagrarminister.

Bei der Verleihung des Stiftungspreises der Helga und Edzard Reuter Stiftung ist Özdemir als Ehrengast eingeladen. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis geht an die Bildungsinitiative Chancenwerk.

Bei der diesjährigen Auszeichnung richten sich die Blicke auf die beiden Stiftungsgründer Helga und Edzard Reuter. Das betagte Ehepaar übergibt den Vorsitz an Stuttgarts Ex-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Der 95-jährige Edzard Reuter und seine Frau Helga gründeten die Stiftung 1995 und förderten seitdem Projekte, die sich um gelingende Integration verdient machen.

Demokratie und Bildung: Geben und Nehmen

Die Gründer von Chancenwerk, Murat und Serife Vural, werden dafür ausgezeichnet, sich für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen. Als Kinder türkischer Gastarbeiter ohne deutsche Sprachkenntnisse taten sich beide in der Schule schwer. Nachdem sind im Kindesalter mit ihrer Familie kurzzeitig in die Türkei zogen, blieb Murat Vural auf einem Internat in der Türkei, während seine Schwester mit den Eltern wieder nach Deutschland zurückkehrte.

Ein Fremdheitsgefühl unnd die Sprachbarriere, unter der Serife Vural schon in der Grundschule litt, begleiteten sie auch nach ihrer Rückkehr. Ermutigen ließ sie sich auch dank ihres Bruders, der sie stetig motivierte, nicht und holte nach einer Ausbildung schließlich das Abitur nach. „Ich habe es dank Murat geschafft. Jetzt wollen wir etwas zurückgeben“, sagt Serife Vural.

Chancenwerk bietet Schülern Lernförderung durch Studierende, wenn sie sich dazu verpflichten, ebenfalls Lernförderung für Jüngere anzubieten. Ein Konzept mit einer hohen Nachfrage: Murat Vural gibt stolz an, dass inzwischen mehr als 100 Mitarbeiter bei Chancenwerk arbeiten und an 120 Schulen über 7000 Schüler gefördert werden.

Im Podiumsgespräch mit Stiftungsgründer Reuter betont dann auch Özdemir die Bedeutung von Bildung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Die Demokratie verteidigt sich nicht von alleine. Wir müssen unseren Kindern unsere Werte mitgeben.“ Hinsichtlich des Prinzips, mit dem Chancenwerk arbeitet, fügt er hinzu: „Demokratie bedeutet, dass es Rechte und Pflichten gibt, es ist ein Geben und Nehmen.“ Reuter, den Özdemir später „Lehrer und Meister“ nennen wird, nickt zustimmend.

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