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Helmut Amberger ist seit über zehn Jahren Erster Vorsitzender des Bayernvereins (gegründet 1876) in Berlin.

© Privat

Bayernverein in Berlin: "Eine Stimmungskanone wie Franz-Josef Strauß gibt es leider nicht mehr"

Helmut Amberger leitet den Bayernverein in Berlin. Im Interview spricht er über Markus Söder, die beste Haxn und das Oktoberfest auf dem Alex.

Herr Amberger, Sie wohnen seit über 40 Jahren in Berlin. Sind Sie noch Bayer oder inzwischen Preuße?

Ich bin weiterhin Oberpfälzer, obwohl ich preußische Züge angenommen habe. Am Karneval trage ich bei der Berliner Prinzengarde sogar ein Kostüm vom alten Fritz. Mit dem darf ich mich aber in Bayern, und in unserem Vereinsheim nicht blicken lassen.

Waren Sie schon immer so ein Traditionalist?

Die Tracht trage ich erst seit ich 52 bin. Davor hatte ich aus beruflichen Gründen keine Zeit für den Verein, aber dann habe ich mich ein bisschen reingesteigert. Jetzt spiele ich Alphorn, Quetsche, Tenorhorn, Zither, Hackbrett und plattle. In einer Millionenstadt wie Berlin gibt die Identität Halt.

In ihrem Verein sind aber doch nur etwa 20 Prozent „echte“ Bayern.

Stimmt, viele Berliner kennen die bayrische Lebensart aus dem Urlaub und finden sie sehr attraktiv. Gelassenheit, Gemütlichkeit und Tradition kommen gut an. Auch wenn echte Bayern in unserem Verein nicht mehr so stark vertreten sind, so ist die Anzahl der Freunde des Bayerischen Brauchtums enorm hoch. Eben hatten wir erst wieder unser Oktoberfest mit nahezu 1500 Gästen. Das Festzelt ist jedes Jahr voll und am Ende wird immer auf den Tischen getanzt – wie in München.

Besuchen Sie auch das Oktoberfest auf dem Alexanderplatz?

Ich finde jedes Oktoberfest gut. Ich freue mich, dass der Zuspruch für die bayerische Lebensart in Berlin so groß ist. Nicht nur in den bayerischen Kneipen ist im Herbst Feststimmung angesagt.

Wo gibt es denn die beste Haxn in der Stadt?

Mir gefallen der Zollpackhof am Hauptbahnhof, das Maximilians in der Friedrichstraße und Löwenbräu am Gendarmenmarkt. Aber es gibt auch gute Haxn in anderen Berliner Gaststätten, so auch bei unserem Vereins-Hüttenwirt, der meiner Meinung die beste Haxn auftischt. Nur die Berliner Leber ist nicht so meins.

Wie wird denn bei Ihnen im Verein die Landtagswahl in Bayern bewertet?

Unser Verein ist total unpolitisch. Es geht uns darum, Traditionen zu pflegen unabhängig von Parteien oder Religionen. Aber natürlich reden wir auch über die Wahl.

Was erwarten Sie?

Es wird eine Veränderung geben, aber nicht in der Lebensart. Vielleicht ist politisch nach dem Wochenende nicht mehr alles so schwarz, sondern bekommt auch einen grünen Anstrich. Davon wird Bayern nicht untergehen.

Was hat Markus Söder falsch gemacht?

Söder hat vielleicht etwas zu sehr aufgetrumpft. Generell fehlt in Bayern aber ein Politiker mit Charisma. Eine Stimmungskanone wie Franz-Josef Strauß gibt es leider nicht mehr. Auch Seehofer ist zwar privat umgänglich, aber letztlich tut er sich in seinem Ministeramt etwas schwer.

Schauen Sie die Bayernwahl gemeinsam im Vereinsheim?

Nein, ich bin auf einem Alphorn-Treffen in Bad Muskau, hinter Cottbus, an der polnischen Grenze. Da werde ich die Wahl natürlich verfolgen. Unseren Bayernplatz können wir für Veranstaltungen leider nicht mehr so nutzen wie früher.

Warum?    

Seit ein paar Jahren haben wir wegen Lärm Ärger mit dem Umweltamt. Dabei haben wir bei unseren Veranstaltungen meisten nur traditionelle Blasmusik. Uns gibt es jetzt seit 142 Jahren, seit 1935 ist unser Vereinsheim am Hindenburgdamm und trotzdem dürfen wir unsere Freigelände nur noch zwei- bis dreimal im Jahr für Veranstaltungen nutzen. Das wäre in Bayern undenkbar.

Sind Sie noch manchmal in Ihrer Heimat?

Ja, erst vor zwei Wochen war ich in meiner Heimatstadt Amberg. Es war zufällig Königsschießen, wo ich den letzten Schuss voll ins Schwarze getroffen habe. Dass ich in meinem Leben Schützenkönig werde, ist schon einmalige Ehre. Nun darf ich von Berlin aus meinen königlichen Amtsgeschäften  nachgehen. 

Helmut Amberger ist seit über zehn Jahren Erster Vorsitzender des Bayernvereins (gegründet 1876) in Berlin. Der 67-Jährige arbeitete früher als Elektroingenieur und ist inzwischen Rentner. Ursprünglich kommt er aus Amberg (Oberpfalz) und kam bereits zum Studium nach Berlin. Heute lebt er in Berlin-Steglitz.

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