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In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen soll es laut Mikrozensus von 2011 in Berlin etwa 4300 Menschen jüdischer Konfession geben.

© dpa

Junge Jünger (Teil 4/4): Ein Teil der Identität

In "Junge Jünger" stellen wir vier junge Menschen unterschiedlicher Konfessionen vor. Was bietet ihnen der Glaube? Im vierten und letzten Portrait unserer Serie: German, Jude.

German ist Jude. Doch ist er deswegen anders? „Man sollte den Menschen nicht auf den Glauben beschränken. Ich mache auch keine Unterschiede bei meinen Freunden, egal ob sie jüdisch, anderen Glaubens oder Atheisten sind“, sagt er. Doch die Religion habe ihn geprägt und viele gesellschaftliche Aspekte sehe er heute religiös. Sein Motto: „Begegne einem Menschen so, wie du willst, dass er dir begegnet.“

Sein Alltag gleicht im Grunde dem eines durchschnittlichen Studenten. Weil er sich an die Grundsätze der Religion halte, falle ihm dieses Alltagsleben allerdings viel leichter, sagt er. „Wirtschaftsingenieurwesen bedarf sehr viel Disziplin, die ich auch aus meiner Religion schöpfe.“ Wenn German von seinem Glauben spricht, nimmt er Haltung an und drückt sich äußerst gewählt aus.

Messias statt Messi

Doch wie kommt es, dass ein junger Mann nicht mit einem Bier vor dem Fernseher über Weltfußballer Messi, sondern in einem jüdischen Jugendzentrum über den Messias diskutiert? „Meine Familie und ich, wir haben uns schon immer als Juden identifiziert, doch die Bräuche und Traditionen, wie zum Beispiel den Sabbat, habe ich meiner Familie erst näher gebracht.“ Als Kind fuhr er regelmäßig in jüdische Ferienlager, einfach weil es ihm Spaß machte. Dort herrschte wegen des koscheren Essens, der politischen und kulturellen Bildung eine „jüdische Atmosphäre“, erzählt er. Die Kultur wurde ihm beigebracht, aber nicht aufgezwungen – das ist German sehr wichtig.

German

© privat

Auch in seiner jetzigen Arbeit als Jugendleiter im jüdischen Jugendzentrum „Olam“ stellt er fest, dass man Kindern den Glauben nicht einreden dürfe. Er selbst entdeckte das Judentum aus purer Leidenschaft und aus Interesse an seinen Vorfahren. „Als ich mit 14 Jahren begann, mich mit dem Judentum zu befassen, hielt ich mich einige Zeit strikt an die Gebote. Von Freitag bis Samstagabend etwa blieb mein Handy ausgeschaltet, da der Sabbat dies so vorsieht.“

Gott nicht nur für schlechte Zeiten

Ganz so streng wie einst nimmt er es heute aber nicht mehr. Sein Glaube äußert sich hauptsächlich in familiären Zusammenkünften. Dabei werden die Sabbatkerzen angezündet, es wird gemeinsam gegessen und viel geredet. German ist überzeugt, dass ihm die Religion Halt gibt die Religion positive Auswirkungen auf seine jetzige Art und Weise zu leben hat. Er habe viel Kultur und Bräuche gelernt, vor allem aber Lebensgrundsätze die ihn leiten. Das Judentum ist für ihn ein fester Bestandteil seiner Identität.

German ist überzeugt, dass ihm die Religion Halt gibt. „Doch wer meint, ich würde vor jeder Klausur für eine gute Note beten, hat ein falsches Bild. Man sollte sich nicht nur an Gott wenden, wenn es einem schlecht geht, oder man Unterstützung braucht.“ Um etwas zu erreichen, sollte man selbst handeln. Und was es zu erreichen gilt, das vermittele der Glaube. „Ich habe verstanden was ich möchte und was meine Ziele sind. Ohne die Religion könnte ich mir viele Gedanken gar nicht machen.“

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Antonia Bretschkow

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