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© Foto: ADS-B Exchange

Ein Fahrrad aus Zufall?: Die ungewöhnliche Route eines Polizei-Helikopters über Berlin

Zu Staatsbesuchen hochrangiger Politiker ist es üblich, dass die Polizei den Luftraum sichert. Doch warum fliegt ein Helikopter eine Route, die auf dem Radar wie ein Fahrrad aussieht?

Am Donnerstagnachmittag löste die Flugroute eines Polizei-Helikopters Spott und Verwunderung aus. Während des Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kreiste der Hubschrauber „Police1“ über Berlin. Schließlich wurde für den Staatsbesuch die Sicherheitsstufe Eins verhängt, der Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr in und über Berlin wurden eingeschränkt. Es handele sich um einen routinemäßigen Einsatz „im Rahmen des Schutzauftrags des Staatsbesuchs“, bestätigt auch die Berliner Polizei. So weit, so normal.

Warum erregte der Einsatz also so viel Aufsehen? Grund für den Trubel um den Helikopter-Flug ist die ungewöhnliche Radarsignatur der Maschine. Ein Teil der zurückgelegten Strecke sieht aus wie ein Fahrrad. Der Flugradar-Service ADS-B Exchange dokumentierte den zweieinhalbstündigen Flug des Police1. Dieser umkreiste das Berliner Regierungsviertel, flog in den Osten bis nach Fürstenwalde, in den Süden bis nach Trebbin – und in den Norden rund um Bernau.

Alles nur Zufall?

Welchen Auftrag die Piloten über Bernau genau verfolgten, kann auch die Berliner Polizei nicht sagen. Denn sie habe den Einsatz zwar in Auftrag gegeben, geflogen sei aber eine Besatzung der Bundespolizei. Die erklärt die Route wie folgt: Wie zwei andere Hubschrauber habe sich der Police1 während des Einsatzes in einem zugeteilten Sektor aufhalten müssen. Weil der Helikopter in Bewegung bleiben müsse, „werden einzelne Ziele angeflogen, ohne die Sektoren zu verlassen.“ Dabei entstünden „typische und atypische Muster“, gibt Bundespolizei-Sprecher Christian Marx an. In jedem Fall seien die „Flugbewegungen anlasslos entstanden.“

Ein Hubschrauber vom Typ EC155 der Bundespolizei.

© Foto: dpa/Hannibal Hanschke

Dass es sich nur um einen Zufall handelt, scheint auf den ersten Blick trotzdem kaum zu glauben. Warum drehte die Polizei ausgerechnet zwei fast identische Kreise östlich und westlich von Bernau und eine kleine Schleife in der Mitte? Zusammen mit den Ausreißern Richtung Norden zum Wandlitzsee und nach Biesenthal ergibt sich ein vermeintlich klares Bild: Zwei Räder, ein Pedal, ein Sattel und ein Lenker, lediglich der Rahmen ist etwas ungenau geraten – es wäre eine ziemlich gelungene Leistung, wenn man bedenkt, dass das Bild nicht mit einem Stift, sondern einem Helikopter gezeichnet wurde.

Doch als heimlicher Künstler ist der Police1 bisher nicht in Erscheinung getreten. Wer einen Blick auf die Flugrouten der Maschine in den vergangenen Wochen wirft, stößt nicht auf weitere Zeichnungen. Dafür wird klar, dass der Einsatz in Berlin eine absolute Ausnahme darstellt. Normalerweise ist der Helikopter nämlich nahe Bonn stationiert.

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Ob Absicht oder nicht: Auf Twitter kassiert die Polizei für den Helikopter-Einsatz beißende Häme. Tagesspiegel-Journalistin Lotte Buschenhagen, die mit einem Tweet auf die Flugroute aufmerksam machte, rätselt darüber, ob die Piloten im Himmel eine versteckte Botschaft platzieren wollten.

So absurd die Flugroute des Police1 auch ist: Es darf bezweifelt werden, dass die Piloten mit ihrem Flug einen Beitrag zur Klima-Debatte leisten wollten. Wieso auf dem Flugradar ein Fahrrad zu sehen ist, bleibt aber das Geheimnis der Piloten.

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