zum Hauptinhalt
Die Berliner Wasserbetriebe sind hoch profitabel. Aber die Versorgung der rund vier Millionen Kunden wird wegen der Klimakrise zunehmend schwierig.

© imago/Schöning

Neuer Chef bei Wasserversorger: Ein Ehemaliger wird Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe

Der künftige Chef hat bereits vor Jahren im Unternehmen gearbeitet. Die Probleme, die er nun angehen muss, sind riesig.

Der seit einem Jahr vakante Chefposten bei Deutschlands größtem Wasserversorger wird neu besetzt: Der Aufsichtsrat der Berliner Wasserbetriebe (BWB) hat am Montag Christoph Donner als neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Im ersten Quartal 2023 soll der 52-Jährige den Posten übernehmen, der seit dem Weggang des damaligen Vorstandschefs Jörg Simon Mitte 2021 vakant ist. Zurzeit wird das landeseigene Unternehmen mit 4634 Beschäftigten übergangsweise von Finanzvorstand Frank Bruckmann geführt.

Donner wechselt nach Auskunft der Wasserbetriebe von den Harzwasserwerken, wo er seit 2017 als Technischer Geschäftsführer tätig ist. Zuvor habe er den Bereich Technik bei der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH geleitet. Bei den Berliner Wasserbetrieben sei er bereits zwischen 2004 und 2009 tätig gewesen, davon vier Jahre als Leiter der Unternehmensentwicklung sowie Leiter Nationale Beteiligung der Berlinwasser Holding.

Donner studierte laut einer Mitteilung der BWB von 1992 bis 1997 Hydrogeologie an den Universitäten in Clausthal und Tübingen und promovierte 2000 am Dortmunder Institut für Wasserforschung. 2021 erhielt er eine Honorarprofessur der Universität Duisburg-Essen, wo er regelmäßig auf dem Fachgebiet Bauingenieurwesen, Schwerpunkt Siedlungswasserwirtschaft, lehrt. In den vergangenen Jahren hatte Donner zudem verschiedene Leitungs- und Beratungsfunktionen in regionalen und nationalen Gremien, Aufsichtsräten und Verbänden inne.

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Wasserbetriebe, bezeichnete Donner als "einen ausgewiesenen und bundesweit geschätzten Wasserexperten und Wassermanager". Die Sicherung von Trinkwasserversorgung und Gewässerqualität seien angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der wachsenden Stadt höchst bedeutsam. Durch seine bisherige Arbeit empfehle sich Donner "für diese Herausforderung auf besondere Weise". Donner erklärte, er freue sich über die Rückkehr in das Unternehmen auch wegen des Auftrags, "innovative Lösungen zu finden für Berlin und partnerschaftlich mit Brandenburg als Metropolregion".

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Tatsächlich befinden sich Berlin und Brandenburg beim Wassermanagement in einer wechselseitigen und angesichts der jahrelangen extremen Trockenheit zunehmend existenziellen Abhängigkeit voneinander: Die aus Brandenburg nach Berlin fließenden Flüsse Spree, Havel und Dahme bringen kaum noch Frischwassernachschub in die Stadt. Zugleich entwässert Berlin die gesamte Region, da die Klärwerke der Wasserbetriebe auch Abwasser aus dem Umland reinigen - also dort aus Grundwasser gefördertes Trinkwasser, das dann über die Flüsse Richtung Elbe abgeleitet wird.

Das Berliner Trinkwasser wird fast komplett im Stadtgebiet gewonnen, zu rund zwei Dritteln aus sogenanntem Uferfiltrat in der Umgebung der Seen, zu einem Drittel aus Grundwasser. Da durch den fehlenden Nachschub der Flüsse der lokale Berliner Wasserkreislauf immer enger wird, investieren die Wasserbetriebe bis 2030 fast zwei Milliarden Euro in zusätzliche Reinigungstechnik für ihre Klärwerke.

Zugleich haben sie mit der Regenwasseragentur die Aufgabe, die ökologisch fatale Einleitung von Mischwasser - also mit Hausabwässern vermischtem Regen - in Spree und Landwehrkanal bei Unwettern zu verringern und die Entsiegelung der Stadt voranzutreiben, damit mehr Wasser versickern kann. Während für Neubauten bereits entsprechende Regeln gelten, sind die Fortschritte im Gebäudebestand bisher minimal.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false