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Er soll mit Tempo 219 auf der A11 unterwegs gewesen sein, während er mit seinem Handy filmte: Ein 49-jähriger Raser steht jetzt vor dem Landgericht Berlin.

© dpa/Julian Stratenschulte

Eigene Raserei bei Tempo 219 gefilmt: Prozess gegen 49-Jährigen wegen einer Reihe von Straftaten vor Berliner Landgericht

Tempo 120 war erlaubt, er soll auf 250 beschleunigt haben. Ein 49-jähriger Angeklagter muss sich wegen Verkehrsdelikten und Drogenhandel vor dem Landgericht rechtfertigen.

Das Gaspedal durchgetreten, bei Tempo 219 nur eine Hand am Steuer, in der anderen das Handy: Fadi El-H. soll auf der Jagd nach höchstmöglicher Geschwindigkeit gewesen sein, als er auf der Bundesautobahn 11 filmte. Das Video wurde später entdeckt, als er wegen Verdachts auf Drogenhandel ins Visier der Ermittler geraten war. Wegen einer Reihe von Straftaten wird dem 49-Jährigen seit Donnerstag der Prozess vor dem Berliner Landgericht gemacht.

Die 58 Sekunden lange Sequenz mit dem Tacho und der Autobahn vor ihm im Mittelpunkt, die Fadi El-H. am 22. Juni 2022 aufnahm, verschickte er während der Fahrt per WhatsApp an eine Freundin. Er beschleunigte dann auf 250 km/h – auf dem Abschnitt in Fahrtrichtung Finowfurt seien nur 120 Kilometer pro Stunde erlaubt gewesen, so die Anklage. Zeitgleich habe er Sprachnachrichten mit der Frau ausgetauscht: „Wie schnell war ich?“ Sie soll gejubelt haben: „Du fährst Bombe und filmst dabei!“

Die Staatsanwaltschaft geht in dem Fall von einem illegalen Autorennen nach Paragraf 315d aus. Eingeführt wurde dieser 2017 als Reaktion auf verschiedene mit Raser-Rennen in Zusammenhang stehende Unfälle – unter anderem auf dem Berliner Ku’damm im Jahr 2016.

Ein „Rennen gegen sich selbst“

Mit Haft bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe wird danach bestraft, wer ein nicht erlaubtes Kraftfahrzeugrennen veranstaltet oder daran teilnimmt. Als dritte Variante nennt der Tatbestand, dass sich ein Fahrer „mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen.“ Ein „Alleinrennen“, ein „Rennen gegen sich selbst“. Davon geht die Anklage im Fall El-H. aus.

Über seinen Verteidiger erklärte der unter anderem wegen Verkehrsdelikten vorbestrafte Mann, er gebe zu, „für kurze Zeit sehr schnell gefahren zu sein“. Er habe das mit dem Mobiltelefon aufgenommen und verschickt. „Ich dachte, die Strecke war ohne Geschwindigkeitsbegrenzung“. Es sei wenig Verkehr gewesen und die Straße trocken.

Eine Fahrerlaubnis besaß Fadi El-H. nicht. Die hatte er erst im Januar 2023 erlangt. Einen Wagen kaufte er bereits einige Monate zuvor – „einen Audi A5, der 13 Jahre alt war“, so der mutmaßliche Raser. Er bat eine Bekannte, den Wagen anzumelden. Um nicht so hohe Versicherungsbeiträge zahlen zu müssen, so der Angeklagte.

Blitzerfotos belegen nun: Ohne Fahrerlaubnis setzte sich der Mann – ein siebenfacher Vater – ans Steuer. Im Britzer Tunnel wurde er im Sommer 2022 mehrfach mit erhöhter Geschwindigkeit erwischt, in Schönefeld auf dem Weg zum Flughafen auf der Hin- und Rückfahrt, auf der Potsdamer Straße wurde er geblitzt und auf der Buschkrugallee. Es sei wohl die Spitze des Eisberges, hieß es am Rande der Verhandlung.

Im März 2023 wurde der im Libanon geborene Mann mit ungeklärter Staatsbürgerschaft festgenommen. Er befindet sich seitdem in Haft. Die Ermittler werteten sein Handy aus – und fanden Beweise für Drogengeschäfte und Raserei.

Fadi El-H., der keinen Job hatte, habe sich aus dem Verkauf von Drogen eine „Einnahmequelle“ verschafft und einen „Kokainservice“ betreiben. Im Prozess geht es um illegale Geschäfte von August 2022 bis zu seiner Festnahme. Doch es gibt ein weiteres Verfahren – ab 2020 habe er mit Rauschgift gehandelt, so der Verdacht.

Nun sein Geständnis: „Drogenkonsum ist mein grundsätzliches Problem.“ Nach der Trennung von seiner ersten Ehefrau 2005 habe er sich im Nachtleben rumgetrieben, habe Kokain konsumiert – „ich kam nicht los davon“. Der Prozess wird am 14. September fortgesetzt.

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