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Ein Türsteher wurde im September 2013 vor dem Soda-Club in Berlin-Prenzlauer Berg niedergeschossen. Der 39-Jährige starb kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

© dpa

Rockerprozess um getöteten Türsteher des Soda-Clubs: Ehemaliges Hells-Angels-Mitglied packt aus

Im Prozess um den getöteten Türsteher des Soda-Clubs im September 2013 packte Kronzeuge Kassra Z. nun vor Gericht aus. Ein Tattoo verriet ihm damals, dass einer der Täter für den Mord mitverantwortlich war.

Er trägt Sonnenbrille und ist umringt von Personenschützern, wenn er den Saal betritt: Kassra Z. gilt als Kronzeuge schwerster Gewalt im Rocker-Milieu. Einst gehörte der 28-Jährige zu den Hells Angels. Nun trafen den Aussteiger feindselige Blicke, als er im Prozess um die tödlichen Schüsse auf einen Türsteher vor dem Soda-Club in Prenzlauer Berg seine Aussage begann. „Sie waren sich für nichts zu schade“, legte Z. los. Und einer der Angeklagten habe ihm zwei Wochen nach dem Mord anvertraut: „Wir haben die Sache vor dem Soda gemacht, ich, René und Dennis.“

Türsteher Sebastian K., den Freunde „Locke“ nannten, hatte laut Ermittlungen keine Verbindungen ins Rocker-Milieu. Er wurde aus Sicht der Anklage am 1. September 2013 Opfer willkürlicher Gewalt. Ein Racheakt dafür, dass zuvor andere Hells Angels an der Tür des Clubs abgewiesen worden seien. Sebastian K., 39 Jahre alt, hatte nichts mit dem Vorfall zu tun. Er war allein vor dem Club, als plötzlich vier Schüsse fielen. Er starb im Krankenhaus.

Es gab einige Spuren, aber erst die Aussagen von Kassra Z. im Frühjahr 2014 führten zu Festnahmen. Seit Ende September stehen René P., Dennis S. und Thomas F. wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht. Zwei der 28- bis 32-Jährigen schwiegen, einer bestritt eine Beteiligung. Kassra Z. beschrieb nun eine Szene, die sich an einer Straßenecke abgespielt habe. Zufällig sei er mit Thomas F. ins Gespräch gekommen. Der sei „ziemlich aufgelöst“ gewesen. „Ich muss unbedingt mein Auto verkaufen“, habe F. gesagt. Kassra Z. erklärte, er habe nachgefragt. Da habe F. „die Soda-Aktion“ offenbart. „Ich bin gefahren, Dennis ist raus und hat geguckt, René hat geschossen, der kann gut schießen, war mal bei der Bundeswehr“, soll F. berichtet haben.

Der Aussteiger hatte noch eine Szene parat. In einer Sauna habe ihm René P. vor dem Gespräch mit F. bereits von einem Tattoo erzählt, das er sich stechen lassen wolle. Dabei habe es sich um ein „Filthy Few“ gehandelt, eine Art Orden, der nur an Hells Angels verliehen werde, die jemanden umgebracht haben. Damals habe er sich darauf keinen Reim machen können, sagte der Zeuge. „Aber nach dem Treffen mit F. war es mir klar.“

Kassra Z. wurde im Januar 2014 nach den tödlichen Schüssen in einem Wettbüro in Wedding verhaftet. Er steht selbst unter Mordverdacht und muss sich deshalb seit Oktober in einem anderen Rockerprozess gegen elf Angeklagte verantworten.

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