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© dpa/Jörg Carstensen

„Dringend abgeraten, sich zu nähern“: Berliner Polizei fahndet mit Foto nach flüchtigem Gewalttäter aus Maßregelvollzug

Er verletzte zwei Krankenschwestern und befreite einen Mitinsassen: Fünf Tage nach seinem Ausbruch bittet die Polizei die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach einem gefährlichen Patienten.

Jetzt sucht die Polizei mit einem Fahndungsfoto nach einem der beiden psychisch kranken Gewalttäter, die Heiligabend im Maßregelvollzug zwei Krankenschwestern verletzt haben und ausgebrochen sind. Die Männer, beide 34 Jahre alt, sind seither auf der Flucht.

Für den gefährlicheren der beiden flüchtigen Männer hat die Staatsanwaltschaft nun bei der zuständigen Strafvollstreckungskammer des Landgerichts einen Beschluss erwirkt, dass nach ihm per Öffentlichkeitsfahndung gesucht werden darf.

Es handelt sich um den 34 Jahre alten Christian Miguel F., „der am frühen Morgen des 24. Dezember 2023 gemeinsam mit einem weiteren Patienten aus dem Krankenhaus des Maßregelvollzuges in Wittenau im Olbendorfer Weg entwichen ist“. Bei seiner Flucht habe er zwei Mitarbeiterinnen des Maßregelvollzugs verletzt, seinen Mitinsassen befreit und die Einrichtung verlassen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten.

Konkret hatte er am Morgen um 3.30 Uhr eine 45-jährige Krankenschwester unter einem Vorwand zu sich gerufen und mit einer Pfanne niedergeschlagen. Eine 53-jährige Krankenschwester, die zur Hilfe eilen wollte, attackierter er mit einem Messer und verletzte sie am Hals.

Wer F. sieht, soll am besten gleich die Polizei rufen. „Es wird dringend davon abgeraten, sich den Personen zu nähern, da sie als gefährlich eingestuft werden und möglicherweise ein Messer oder einen anderen gefährlichen Gegenstand bei sich führen könnten“, teilten die Behörden mit.

Der Gesuchte ist circa 1,90 Meter groß

F. wird wie folgt beschrieben: „circa 30-40 Jahre, schlanke Gestalt, kurzrasierte dunkelblonde Haare, circa 190 Zentimeter groß, helle Drei-Viertel-Hose, lilafarbene Kapuzenjacke, hellblaues Tuch als Stirnband, dunkler Rucksack“. Die Polizei fragt: „Wer kennt den Gesuchten und kann Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machen? Wer kann Angaben zu Kontaktpersonen des Gesuchten machen?“

Auch zu dem zweiten Mann ist eine Fahndung mit Plakaten beantragt worden, darüber ist noch nicht entschieden worden. Die Ermittler konzentrieren sich vor allem auf F., er gilt als Anführer des Duos.

Er hatte versucht, seine Lebensgefährtin zu töten

F. war 2020 wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Er hatte versucht, seine damalige Lebensgefährtin zu töten. Sein gleichaltriger Begleiter wurde 2022 wegen zahlreicher Fälle von gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Er hatte seine Ex-Frau mehrfach und wiederholt angegriffen.

Der Maßregelvollzug ist die für seelisch schwerkranke Straftäter vorgesehene Psychiatrie. Zudem werden dort Verurteilte untergebracht, die einen erheblichen Hang zur Sucht haben. Auf die beiden nun aus dem Maßregelvollzug entwichenen Patienten trifft der erste Fall zu.

Ermittler wandten sich an die falsche Stelle in der Justiz

Für Irritationen hatte die Nachricht gesorgt, dass sich die Herausgabe der Fahndungsfotos durch einen unwilligen Richter hinausgezögert habe. Die „B.Z.“ berichtete, ein Richter habe den Antrag auf Öffentlichkeitsfahndung zunächst abgelehnt und sich für nicht zuständig erklärt.

Polizei und Staatsanwaltschaft wollten bereits kurz nach der Flucht die Fahndungsfotos herausgeben. Nach Tagesspiegel-Informationen war der Richter als sogenannter Bereitschaftsrichter aber tatsächlich gar nicht zuständig. Vielmehr hätten die Anträge gleich bei den zuständigen Strafvollstreckungskammern beim Landgericht vorgelegt werden müssen. Das wurde nun nachgeholt.

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