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Sportlich. Das Team „RheinFlanke“ mit Trainer Dennis Wolf (links außen) freut sich über den Auswärtssieg bei einem Charity-Turnier in Braunschweig.

© privat

Serie: Gemeinsame Sache: Die "RheinFlanke" hilft beim Absprung

Ein Jugendhilfeträger in der Rubensstraße kombiniert Sportpädagogik mit Berufscoaching. Eine Schnittstelle zwischen Schule und Beruf.

Das spätsommerliche Sonnenlicht fällt auf kleine Fußball-Lampions im Schaufenster der Schöneberger „RheinFlanke“. Der Jugendhilfeträger liegt ganz in der Nähe der Kleingartenkolonie Grüne Aue. Die Ursprünge des Trägers sind dagegen nahe des Rheins angesiedelt.

Hinter der RheinFlanke steht eine Kombination aus Sportpädagogik, Berufs- und Integrationscoaching, die es so sonst nicht in der Hauptstadt gibt. Sozial benachteiligte Jugendliche aus Deutschland und Geflüchtete im Alter von 16 bis 30 Jahren werden hier beim Einstieg in Ausbildung oder Beruf unterstützt. Gefördert werden die jungen Menschen unter anderem von Prominenten wie Fußballer Lukas Podolski und Schauspielerin Annette Frier.

Ein Ziel vor Augen

Die Räume der RheinFlanke sind klein, die Eintretenden werden von einem schwarzen Mischlingshund willkommen geheißen. „Ein Straßenhund aus Spanien“, sagt Standortleiterin Juliane Metzner über den felligen Freund der Kollegin. Hinten liegen Büro- und Gruppenarbeitsräume. „Hier können die Jugendlichen ihre eigenen Ziele für die Zeit bei der RheinFlanke festhalten“, erklärt Metzner mit Blick auf eine Skizze an einer Wand.

Die Grafik mit der Kennzeichnung „Thomas“. Ganz links unten steht „Interessen“. Eine steile Kurve führt bis nach rechts oben zu „Erfolgen“. Thomas ist heute 25 und hat mit dem Träger seinen Traumjob bei einem Logistikunternehmen verwirklichen können. Hergefunden hat er über ein Berufsorientierungsprogramm des Jobcenters. Mit dem Ganztagsprogramm aus Coaching und Sport wie Urban-Fitness und Fußball hat Thomas hier vier Monate verbracht.

„Sport ist nur das Instrument, das Leute anzieht“, sagt Gerd Thomas, Netzwerkkoordinator der RheinFlanke. „Als Schnittstelle zwischen Schule und Beruf sind wir Vermittler zwischen verschiedenen Kooperationspartnern“, sagt Juliane Metzner. Ihr Träger vernetzt Institutionen wie den multikulturellen Fußball-Verein FC International oder den SG Prenzlauer Berg mit Jugendlichen, die sonst selbst nicht in diese Vereine gefunden hätten.

Hoffnung für Geflüchtete

In einem zweiten Projekt der RheinFlanke namens „HOPE“ werden Geflüchtete im Alter von 18-30 bei der Integration unterstützt. Finanziert wird dieses von der Skala-Initiative. Die jungen Menschen wohnen in der Flüchtlingsunterkunft, in WGs oder in Wohngruppen. Im Schöneberger Büro werden sie bei der Integration unterstützt. Wie stellt man einen Asylantrag? Wie kommt man in eine deutsche Krankenkasse? Diese Fragen beantworten ihnen die Mitarbeiter der RheinFlanke.

„Was wir ihnen geben, ist Hoffnung“, sagt Dennis Wolf, Integrationscoach und Trainer für das Team über sein freies „Team RheinFlanke“. Wolf hat, seit er vor einem Jahr beim Träger begonnen hat zu arbeiten, zehn junge Menschen aus Afghanistan, Iran und Eritrea beim Training für die Turniere der Straßenfußballliga „buntkicktgut“ unterstützt. Die Jugendlichen kommen aus der Unterkunft auf dem Tempelhofer Feld. „Sie hatten nichts zu tun und fühlen sich durch zwei Mal Training in der Woche sehr gestärkt.“

Wolf hilft seinen Schützlingen bei der Wohnungssuche und Deutschlernen. Fragt man nach Erfolgsgeschichten, breitet sich ein großes Lächeln über sein Gesicht aus. Er spricht über den 21-Jährigen Sohrab, der mittlerweile sehr gut Deutsch spreche und im Team die Verantwortung übernehme. „Er holt zum Beispiel die anderen ab, damit alle zum Training kommen“, sagt er stolz. In nicht allzu langer Zeit, so Wolf, werde Sohrab mit einer Ausbildung beginnen können.

Das neue Futsal-Team

Ganz neu gibt es bei der RheinFlanke die Futsal-Mannschaft mit 13 jungen Menschen aus Afghanistan, Iran und Deutschland. Futsal? Kein Rechtschreibfehler versteckt sich hinter dem seltsam klingenden Begriff, sondern eine Variante des Hallenfußballs. Die ist sogar von der FIFA anerkannt. Fünf Spielende schießen mit einem Ball, der kaum vom Boden abspringt, auf zwei Handballtore. „In Sachen Futsal ist Deutschland noch Entwicklungsland“, sagt Gerd Thomas.

Seine Kollegin Arooj Iqbal arbeitet als Integrationslotsin eng mit dem Team zusammen. Sie sagt: „Futsal ist in Ländern wie Afghanistan oder Iran viel größer als hier. Mir haben ein paar Jungen aus der Mannschaft erzählt, dass sie zu Hause bis zu sechs Jahre lang Futsal gespielt haben.“ Das Team ist beim Verein SG Prenzlauer Berg angemeldet. Am Samstag werden sich die Jungs mit einem Auftaktspiel für die Saison schon einmal warmlaufen.

Am Freitag, 8. 9., wird die RheinFlanke während des Aktionstags auf dem Gelände des Tempelhofer Flughafens der neuen Futsal-Mannschaft der RheinFlanke ihre Trikots überreichen und einen Futsal-Court aufstellen.

Milan Ziebula

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