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Mitarbeiter der Berliner Stadtmission stehen vor einer Kleiderstange in der Kleiderkammer (Archivbild).

© dpa / Carsten Koall

„Die Not wächst“: Berliner Hilfsstellen für Bedürftige melden erhöhte Nachfrage

Stadtmission, Diakonie, Tafeln: Organisationen in Berlin registrieren dieses Jahr deutlich mehr Hilfssuchende. Dabei stehen auch sie selbst vor Schwierigkeiten.

Berliner Hilfsstellen für bedürftige Menschen melden in diesem Jahr eine besonders hohe Nachfrage. „Wir sehen einfach, dass die Not wächst“, sagt Barbara Breuer, Sprecherin der Stadtmission Berlin. Eine genaue Bezifferung sei schwierig, weil die hilfesuchenden Menschen nicht registriert werden. Bei der Kleiderkammer der Stadtmission kämen aber statt üblicherweise 100 Menschen teilweise bis zu 170 Bedürftige am Tag.

Dabei gehe es nicht nur um obdach- oder wohnungslose, sondern auch „stadtarme“ Menschen, wie Breuer sagt. Damit sind Menschen gemeint, die zwar einen festen Wohnsitz haben, aber trotzdem an der Armutsgrenze leben. Auch bei Angeboten für diese Menschen habe die Nachfrage zugenommen. „Das sind zum Beispiel auch Rentner und Rentnerinnen mit einer kleinen Rente. Bei unserem Seniorenfrühstück müssen wir mittlerweile Menschen wegschicken, weil immer mehr kommen, als wir aufnehmen können.“

Auch die Diakonie meldet eine höhere Nachfrage für ihre Beratungsangebote. „Die Anfragen überschreiten schon seit langem die Kapazitäten“, teilt die Diakonie-Vorständin Andrea Asch mit. So erwarten die Beratungsstellen für Energiepauschale, Härtefallfonds, Bürgergeld und Wohngeld auch für die nächsten Wochen ein erhöhtes Aufkommen. Dabei seien die Stellen bereits jetzt an ihren Kapazitätsgrenzen und würden die überlasteten Arbeitsagenturen unterstützen.

Dasselbe Bild beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg: Egal ob ärztliche Versorgung, Sozialberatung oder Grundversorgung – im Vergleich zu vergangenem Jahr gebe es einen Anstieg von 15 bis 20 Prozent, heißt es.

Bei den Berliner Tafeln ist die Anzahl der Besucher von rund 40.000 Besuchern am Anfang des Jahres auf etwa 72.000 Menschen im Juli gestiegen, wie diese mitteilt. Dies belaste die Tafeln gleich doppelt: Nicht nur die Energiekosten für die Räume machten den Tafeln zu schaffen. Es gebe auch immer weniger Spenden, so dass die Tafeln teurer gewordene Lebensmittel hinzukaufen müssten.

Generell nehme die Spendenbereitschaft der Menschen ab, sagte auch Breuer. Sie reagierte mit Verständnis: „Man merkt das ja bei sich selber, dass die Inflation und die Energiekrise da sind.“ Trotzdem wünscht sie sich weiterhin Sach- und Geldspenden, um die Bedürftigen auch in Zukunft versorgen zu können. (dpa)

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