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Schlagfertig. Klaus Staffa, Leiter einer Trommelschule in Kreuzberg, gibt mit seiner Gruppe am Rand des Halbmarathons lautstark den Takt vor. Für ihn und die Trommler ist das Laufereignis eine Freiluftbühne.

© Doris-Spiekermann-Klaas

Halbmarathon in Berlin: Die musikalischen Tempomacher

32.000 Sportler sind an diesem Sonntag beim Halbmarathon in Berlin. Angetrieben werden sie von Klaus Staffa und seiner Trommelgruppe. Ihre Rhythmen, ihre Choreografien treiben die Läufer an. Und ihre Slogans entstehen jedes Jahr neu.

Die Arme schnellen nach oben und stehen da wie Ausrufezeichen. Dann ein Laut, aufputschend, knapp, scharf: „Hey!“ Eine Sekunde später fallen die Arme nach unten, und Stöcke bearbeiten Fässer und Basstrommeln. Rhythmische Schläge dröhnen, kraftvoll, motivierend, bis die Arme wieder hochschnellen, bis wieder alle „hey“ schreien. 40 bis 50 Leute mit Trommeln am Körper. Ein Auftritt voller Power.

So wird es am Sonntag sein beim Halbmarathon, so mag es Klaus Staffa. Die „Hey!“-Aktion gehört zu seinen Lieblings-Choreographien, er hat sie schon oft gezeigt. Sie soll die Läufer antreiben, sie soll ein paar Prozent mehr Kraft in deren ausgepumpten Körpern mobilisieren. Das ist der Sinn des Lärms: Motivation.

Staffa und seine Trommelgruppe gehören seit acht Jahren zur künstlerischen Kulisse des Halbmarathons, sie sind wahrscheinlich der markanteste Teil der Unterstützer-Szene am Straßenrand. Es gebe viele Zuschauer, sagt Staffa, die ihm zurufen: „Wir kommen jedes Jahr nur, um Euch zu hören.“

Die Hey-Aktion ist längst Usus während des Marathons, Zuschauer machen ebenso mit wie Läufer. „Ein Teil der Athleten bleibt stehen, ein Teil reißt im Laufen die Arme hoch“, sagt Staffa.

Der 61-Jährige leitet in Kreuzberg eine Trommelschule, Halbmarathon und Marathon sind für ihn Freiluft-Bühnen. Jedes Jahr komponiert er für die Veranstaltungen neue Stücke, Rhythmen mit hohen und tiefen Tönen. Die hohen erreicht er mit Schlägen auf Fässer, die tiefen mit Hilfe der Basstrommeln. Und dazu Texte, aufputschende Slogans. Drei verschiedene Liedtexte hat er für Sonntag einstudiert, zum Beispiel das: „Jar nich übel, ihr seid nich alleene, wir trommeln für Euch und machen Euch Beene“.

Die Trommelgruppe bei der Arbeit.

© PM

Staffa sagt, er benötige zwei Wochen für seine Kompositionen, acht Wochen lang wird dann einstudiert. Die Vorgabe ist klar: „Es muss kraftvoll klingen.“

Ab 10 Uhr steht er mit seiner Gruppe an der Siegessäule, ab 11.30 Uhr am Lützowplatz. Und dort dröhnen sie, „bis der Besenwagen kommt“. Vor 15 Jahren hatte mal einer von Staffas Schülern gesagt, er würde mit der Gruppe gerne mal beim Marathon trommeln. Staffa fand, das sei eine gute Idee, so begann alles. Vor acht Jahren wurde seine Percussion-Big-Band dann offiziell vom Veranstalter zum Halbmarathon eingeladen.

Das Wetter? Da muss er einfach hoffen. „Bis jetzt haben wir noch nie im Regen gestanden.“ Für Sonntag allerdings richtet er sich auf eine Premiere ein: „Soll ja nicht so gut aussehen...“

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