zum Hauptinhalt
Die Bilder von Thierry Noir auf der East Side Gallery sind weltweit bekannt. Auch er will sich am Kunstexport beteiligen.

© dpa

Weltweiter Kunstexport: Die Mauer muss her

In Berlin sollen Teile der Mauer abgerissen werden - unter anderem zwischen Zypern und der Türkei und Israel und Palästina sollen dafür neue Mauern nach dem Vorbild der East Side Gallery entstehen. Die Mauerkünstler planen Aktionen in aller Welt.

In Berlin reißen sie Löcher hinein – doch woanders in der Welt sollen sogar Mauerkunstwerke gänzlich neu entstehen. Wie Kani Alavi, Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery, dem Tagesspiegel am Wochenende sagte, plane sein Verein künstlerische Projekte als Symbol für Frieden und Wiedervereinigung unter anderem an der Grenze von Süd- zu Nordkorea. Aber auch auf Zypern, an der Grenze zur Türkei, soll eine von Künstlern gestaltete „Mauer“ als „Appell zur Völkerverständigung und Denkanstoß für friedliche Revolutionen“ aufgebaut werden.

Bei dem iranischstämmigen Berliner Maler Kani Alavi läuft das Facebook-Nachrichtenfach über, und sein Telefon klingelt beinahe ununterbrochen, selbst in der in der Nacht. „Bei mir melden sich schockierte Künstler aus Japan, den USA und aus Südkorea, die können es gar nicht fassen, was die Berliner da mit ihrem kulturellen Erbe und historischen Sightseeing-Highlight machen. Sie glauben, wir haben den Verstand verloren.“ Zumal die Künstler doch gerade ein Jahr lang die Bilder mit Hilfe von Steuergeldern neu gemalt hatten. Das Internetlexikon Wikipedia bezeichne die East Side Gallery schließlich als „internationales Denkmal für die Freiheit“ und „wohl längste dauerhafte Freiluft-Galerie der Welt mit mehr als 105 Bildern“.

Nach dem Vorbild der vormals Ost- und West-Deutschland trennenden Mauer möchten die Leute im südkoreanischen Ort Imjngag eine künstlerische Initiative starten und sich so für ein friedliches Miteinander mit Nordkorea einsetzen. „Ich war schon mehrmals in Südkorea, denn Kreative und Vertreter auch des Wiedervereinigungsministeriums möchten dort mit uns 2014 eine East Side Gallery errichten“, berichtet Alavi. 14 Tage lang sollen im nächsten Jahr 130 Künstler aus der ganzen Welt dort eine Mauergalerie gestalten. Als Symbol dafür, das selbst unmöglich Erscheinendes machbar sei, wie die Vereinigung von DDR und Bundesrepublik Deutschland.

Die East Side Gallery gelte weltweit als „ein Symbol der Euphorie und der großen Hoffnungen für eine bessere Welt und eine Zukunft in Freiheit für alle Menschen“, das lesen jetzt viele auf der internationalen Wikipedia-Seite nach – auch der Abriss ist da schon aktualisiert. Und im Internet folgt ein „Alert“-Nachrichtenalarm dem anderen: „Berlins einzigartiges Gemälde zugunsten von Luxuswohnungen beschädigt“ oder „Berliner Mauermemorial soll für überteuerte Eigentumswohnungen abgerissen werden“. Auch Alavis Künstlerkollege Thierry Noir will die Behörden nun anzeigen.

Woanders wären sie froh über solch eine Friedensmauer, und deswegen fliegt Alavi wohl im Mai wieder zu Gesprächen nach Südkorea. „Der kleine Ort Imjngag hofft auf insgesamt eine Million Euro auch von anderen Kommunen und Regierungen, um solch eine Touristenattraktion als Infrastrukturmaßnahme aufzubauen.“ Ähnliche Projekte, für die noch Sponsoren gesucht werden, plant der Verein auch für die Grenze zwischen Israel und Palästina sowie zwischen Mexiko und den USA.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false