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Das Deutschen Roten Kreuz empfängt Blutspender wegen des Ansteckungsrisikos mit mehr Abstand voneinander.

© FFoto: Thomas Frey/dpa

„Die Lage ist dramatisch“: Rotes Kreuz bittet Berliner um Blutspenden

Kliniken planen wieder mehr Operationen – doch die Reserven sind knapp. Das Deutsche Rote Kreuz kämpft täglich um neue Spender.

In Berlin fehlt Blut, zumindest abgepacktes, sicher gelagertes Reserveblut. Ärzte, Wohlfahrtsverbände und Kliniken rufen deshalb zum Spenden auf. Vorn dabei ist traditionell der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Dort läuft das Spenden reibungslos: Vier Fragebogen-Blätter, zwei Unterschriften, ein Arztgespräch samt Blutdruckmessung und Pieks (der Hämoglobinwert muss vorab gemessen werden). Dann ab auf der Liege, in sieben Minuten rinnen 500 Milliliter Blut in einen Beutel.

„Die Stadt braucht diese Reserven dringend“, sagt Mario Czaja, der Präsident des DRK-Landesverbandes Berlin. „Die Versorgung mit Blutpräparaten ist derzeit äußerst angespannt. Während wir unter normalen Bedingungen wünschenswert eine Bevorratung von vier bis fünf Tagen haben, sind wir momentan bei nur einem Tag.“ Die Kühlkammern des DRK-Blutspendedienstes sind leer.

Während in den Kliniken wieder reguläre, planbare Operationen durchgeführt und mehr Krebspatienten versorgt werden (ein Fünftel des gespendeten Blutes fließen in die Onkologien), spenden weniger Menschen trotz der gelockerten Infektionsschutzmaßnahmen ihr Blut.

Die Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus spielt dabei offenbar keine Rolle. Denn auf dem (ersten) Höhepunkt der Pandemie kamen viel mehr Spender, auch Berliner, die zum ersten Mal ihr Blut spenden wollten. Krisenbedingte Solidarität? Vielleicht. Berlins DRK-Präsident Czaja, der bis 2016 bekanntlich Gesundheitssenator war, ruft nun „alle gesunden Menschen ab 18 Jahren zur Blutspende auf“. Wichtig sei, vorher über die Online-Anmeldung einen Termin anzugeben.

Im Lager des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost am Hindenburgdamm in Steglitz sind die Reserven aufgebraucht.
Im Lager des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost am Hindenburgdamm in Steglitz sind die Reserven aufgebraucht.

© Boris Buchholz

Außerhalb Berlins ist die Lage ähnlich. Überall aus der Region berichten DRK-Blutspendehelfer von leeren Kühlkammern – die Konserven gehen in Brandenburg und Sachsen aus, zuweilen sind die Vorräte am Abend aufgebraucht, schnell müssen deshalb täglich Spender gefunden werden. In Thüringen und Sachsen-Anhalt reichten die Blutkonserven noch für zwei, in Mecklenburg-Vorpommern für drei Tage. Blutpräparate sind nur für kurz Zeit haltbar.

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Die Knappheit liegt nach Angaben des Roten Kreuzes nicht an mangelnder Spendenbereitschaft. Vielmehr sei der Bedarf an Blutkonserven in Krankenhäusern deutlich angestiegen, gleichzeitig seien viele Orte zur Blutspende coronabedingt weggefallen oder nur eingeschränkt zu nutzen.

Das Rote Kreuz deckt zwei Drittel des Bedarfs an Blutkonserven in Deutschland ab. Bundesweit ruft das DRK deshalb zu Blutspenden auf und wird vereinzelt an Samstagen und Feiertagen Termine anbieten. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur.

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„Die Lage ist dramatisch. Es gibt eine minimale Versorgungssicherheit“, sagte Kerstin Schweiger vom DRK-Nordost. Sie rufe alle gesunden Menschen dazu auf, die kommenden Blutspendetermine wahrzunehmen: „Vor allem für schwerkranke Menschen zählt nun jeder Tropfen Blut.“

Nach ihren Angaben werden circa 20 Prozent der Blutkonserven allein für Krebspatienten benötigt. Um jedoch unnötige Wartezeiten zu vermeiden, sollte ein Spendetermin online reserviert werden.

In Berlin gibt es sowohl stationäre als auch mobile Blutabnahme-Stationen. Die DRK-Kräfte haben dafür einen Lastwagen, in dem nötiges Equipment bereitsteht: Nadeln, Tupfer, Blutbeutel, Blutröhrchen, Notfallausrüstung.

Dann wird vor Schulen, Betrieben und Ämter gehalten – und auf Spender gehofft. Blutspenden werden übrigens nicht auf Sars-Cov-2 getestet, da das Virus im Blut nicht nachweisbar und daher auch über diesen Weg nicht übertragbar gilt. (mit dpa)
Alle Infos zur Blutspende in Berlin finden Sie unter www.blutspende-nordost.de oder über die Service-Hotline 0800/1194911.

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