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Vorsicht, Laser. Im Parcours kommen die Besucher in Bewegung.

© promo

Geheime Spiele: Deutsches Spionagemuseum zeigt neue Ausstellung

Wenn der KGB durch den Lippenstift filmt: Das Spionagemuseum hat eine neue Ausstellung.

Es ist eines der ältesten Gewerbe der Welt – die Rede ist nicht von Prostitution, sondern von Spionage. Das Deutsche Spionagemuseum am Leipziger Platz erklärt seit 2015 interaktiv und multimedial Hintergründe dieser naturgemäß gut abgeschirmten Branche von der Antike bis in die Gegenwart.

Am Dienstag präsentierte Direktor Robert Rückel die neue Dauerausstellung, an der zwei Jahre bei laufendem Betrieb gearbeitet wurde und die sich auch ganz aktuellen Bezügen widmet: Thematisiert wird etwa der Fall Skripal, bei dem Anfang März 2018 ein Giftanschlag auf einen russischen Geheimagenten und seine Tochter verübt wurde; aber auch der Mord an einem Georgier, der sich Ende August im Tiergarten ereignete und mit Geheimdiensten in Verbindung gebracht wird, bislang aber nicht aufgeklärt ist.

Verspielt ist die Ausstellung nach wie vor: Die Räume werden durch eine Schleuse betreten, in der Besucher für mindestens sieben Sekunden die Arme heben müssen – obwohl sich das Tor auch ohne die kleine Turnübung öffnet. In chronologischer Reihenfolge werden die Besuchenden dann auf 3000 Quadratmetern durch die Geschichte der Spionage geführt: Zu Beginn steht die Frühzeit der geheimdienstlichen Tätigkeit, gefolgt von den beiden Weltkriegen, deren Bereiche in der Ausstellung überarbeitet und mit neuen Exponaten versehen wurden, etwa mit einer Lippenstiftkamera des KGB.

Ein großer Teil der Fläche ist dem Kalten Krieg gewidmet, in dessen Zentrum Berlin stand. Die Glienicker Brücke ist etwa für den Personenaustausch bekannt, da sie sowohl von West- als auch von Ostseite gut erreichbar war und das Umfeld gut gesichert werden konnte.

Sogar der BND hat Exponate zur Verfügung gestellt

Die Hintergründe der Ausstellung sind gut recherchiert: Unter Begleitung des Geheimdiensthistorikers Christopher Nehring wurden Zeitzeugen und Experten interviewt. Sogar der Bundesnachrichtendienst hat Exponate zur Verfügung gestellt: Waffen, einst genutzt von Agenten, heute nicht mehr im Einsatz.

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Und wenn es um das Thema Spionage geht, darf eines nicht fehlen: die Verschwörungstheorie, für die die Geheimdienste aber „in den meisten Fällen selbst verantwortlich“ seien, meint Rückel und zeigt auf einen Aktenschredderer, ebenfalls neu in den Räumen und ein wichtiges Utensil für Geheimdienstarbeit.

Wer sich selbst als Spion ausprobieren will, bekommt dazu reichlich Gelegenheit: Wanzen suchen, andere Besucher am Lügendetektor des Schwindels überführen, einen Laserparcours durchlaufen. Ob man damit mehr über Spionage und globale Sicherheit lernt, sei mal dahingestellt. Aber immerhin hat man sich ein wenig bewegt.
Spionagemuseum, Leipziger Platz 9. Täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet ermäßigt 8 Euro, regulär 12 Euro. Weitere Infos unter www.deutsches-spionagemuseum.de.

Carry Fuchs

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