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Frank Hellberg, Geschäftsführer von Air Service Berlin, die den "Welt"-Ballon betreibt.

© Paul Zinken/dpa

Geschäftsführer des "Welt"-Ballons: "Der Pilot hat einen richtig guten Job gemacht"

Minutenlang taumelte der "Welt"-Ballon in Berlin-Mitte am Dienstagabend, als plötzlich heftige Windböen aufkamen. Frank Hellberg, Geschäftsführer des Ballonbetriebs, erklärt im Interview, wie es dazu kam.

Von Ronja Ringelstein

Nachdem am Dienstagnachmittag ein heftiger Wind aufkam, musste der Pilot den "Welt"-Ballon in Mitte nach wildem Taumelflug notlanden. Verletzt wurde niemand, doch die Angst war groß bei den Gästen und bei Zuschauern. Normalerweise darf der Ballon bei Unwetter gar nicht aufsteigen. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Die 19 Passagiere an Bord hätten einen Schock erlitten, deshalb wurde das Verfahren eingeleitet, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Ermittelt werde nun, ob menschliches Versagen vorliege und inwieweit dem Piloten die Wetterlage bekannt war. Frank Hellberg, Geschäftsführer der Air Service Berlin, erklärte im Interview, wie es zu dem Vorfall kam.

Herr Hellberg, hätte der Ballon bei dem Wind überhaupt aufsteigen dürfen?

Wir haben um 16.30 Uhr eine Gruppe von 19 Gästen für den Ballon-Aufstieg eingecheckt. Der Ballon-Pilot ist bei einer Windgeschwindigkeit von 3 Metern pro Sekunde gestartet. Der Ballon kann bis zu einer Geschwindigkeit von 13 Metern pro Sekunde seine Leistung erbringen, da liegt der Grenzwert. In der Höhe von 50 Metern kam es dann zu einer starken Windböe, die sich dann verstärkte - so wurde dann eine Spitze von 19 Metern pro Sekunde erreicht. Laut meinen Aufzeichnungen hat der Wetterdienst erst um 19 Uhr MEZ eine Wetterwarnung ausgegeben. Der Start war um 16:30 Uhr.

Der Pilot hat den Ballon nicht sofort runtergebracht - war das richtig?

Er hat das korrekte Notverfahren durchgeführt. Er muss den Ballon halten, während die Böe durchzieht. In der Situation wurden die Gäste gebeten, sich hinzuknien. Der Pilot muss dann da durchhalten, sprich, er muss hoch- und runterfahren bis er den besten Moment abpassen kann, in dem er aus der Böe rausfahren kann. Der Pilot hat einen richtig guten Job gemacht. Er hat durchgehalten und das Ding eben nicht auf Teufel komm raus runtergebracht, sondern im richtigen Moment. Die Gäste haben sich danach bei ihm bedankt, geklatscht und ihn umarmt.

Der "Weltballon" unweit vom Checkpoint Charlie hängt schräg in der Luft und wird zum Spielball von Windböen.
Der "Weltballon" unweit vom Checkpoint Charlie hängt schräg in der Luft und wird zum Spielball von Windböen.

© dpa video/dpa

Wie gefährlich war die Situation?

Von unten sieht das natürlich spektakulär aus, so mitten in der Stadt. Aber es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben.

Wie geht es dem Piloten heute?

Das ist ein harter Job. Ich denke, er muss erst mal zu sich kommen. Aber er ist ein erfahrener Pilot, wir arbeiten seit 1990 mit ihm zusammen.

Der Ballon steigt nun erstmal bis zum 14. Mai nicht auf. Warum?

Das Luftfahrzeug war in einer Ausnahmewindsituation. Der Pilot musste eine harte Landung damit durchführen. Jetzt kommen die Hersteller aus Paris und Augsburg. Es werden alle Systeme und das Seil durchgecheckt. Wenn das erledigt ist und man festgestellt hat, dass die Teile leistungsfähig sind, also die richtigen Messwerte zeigen, steigt er wieder. Wenn nicht, müssen sie natürlich ausgetauscht werden. Auch die Landesluftfahrtbehörde wird die Sache prüfen.

Ist so etwa schon einmal passiert?
So ein Fallwind wie gestern ist eine Ausnahmesituation. Wir versuchen das, was passiert ist, jetzt auszuwerten und für uns die wichtigsten Schlüsse daraus zu ziehen. Wir haben bis jetzt etwa zwei Millionen Gäste über Berlin gefahren. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass das schon einmal passiert ist.

Haben Sie nun große Verluste?

Bei gutem Wetter fahren wir etwa 1000 Gäste pro Tag. Die Ausfallrate ärgert mich aber nicht. Ich bin sehr froh, dass die Situation gut gemeistert worden ist. Der Ausfall ist da völlig sekundär und auch machbar. Der Ballon ist ja nicht zerstört.

Glauben Sie, dass das Image beschädigt ist?

Das Image sehe ich nicht als gefährdet. Wenn wir wieder aufmachen, werden hier wieder die Schlangen stehen. Wir freuen uns sehr, dass keinem etwas passiert ist. Das ist das Allerwichtigste.

Das Gespräch führte Ronja Ringelstein.

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