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Eisern am Kaiserdamm. Renate und Helmut Döring vor ihrem traditionsreichen Laden.

© Cay Dobberke

BMW-Eröffnung in Berlin-Charlottenburg: Der Kaiserdamm kommt in Fahrt

Viele Charlottenburger Händler freuen sich über den neuen Nachbarn BMW. Und vielleicht gibt es künftig auch wieder Seifenkistenrennen.

Durch die neue BMW-Niederlassung werde sich „vieles rundum verändern“, glaubt Christoph Falk von der „Berliner Bilder Galerie“ am Kaiserdamm 5. Er hofft auf ein Ende des jahrelangen Leerstands einiger Läden. Außerdem hat er gehört, dass die einstöckigen Flachbauten neben der Esso-Tankstelle Neubauten weichen sollen.

Auch sonst tut sich viel in Charlottenburg rund um BMW an der Ecke Kaiser- und Messedamm: Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) ist als Folge des Fernbusbooms zu klein geworden und soll erweitert werden. Das ICC schließt nach der Daimler-Aktionärsversammlung am Mittwoch für die Sanierung, dafür öffnet die Messe Berlin am 11. Mai ihren Kongressbau „City Cube“ an der Stelle der Deutschlandhalle. Zwischen BMW und ICC ist zudem ein Hotel geplant.

Das mögliche Shoppingcenter im ICC macht den meisten Händlern keine Sorgen

Der BMW-Neubau gefällt Falk „außerordentlich gut“, er verspricht sich davon auch mehr zahlungskräftige Käufer in der Straße. Für viele Kunden des Autokonzerns „spielt Geld doch keine Rolle“, auch das Personal der Niederlassung verdiene sicher gut. Die Pläne für ein Einkaufszentrum im ICC sieht Falk gelassen. Ihm erwachse keine Konkurrenz, für eine vergleichbare Galerie und Bilderwerkstatt „ist die Miete in Centern zu hoch“.

Juwelier Thomas Schubert-Jordan findet, die BMW-Ansiedlung könne „nur gut“ für die Straße sein. Er erwartet jedoch nicht, dass Autokäufer seine Kasse füllen. Die meisten „müssen doch Raten abstottern und kaufen dann keinen Schmuck“. Schubert-Jordan führt das 95 Jahre alte Geschäft in vierter Generation und sieht „keinen Grund zur Klage“.

Ulrich Goerden vom Wassersportladen „Skipper“ hat „15 Jahre lang den Niedergang des Kaiserdamms erlebt“. Nun könne sich „das Niveau heben“ – auch durch den Neubau von 50 Wohnungen an der Ecke Meerscheidtstraße. Er selbst lebe als Fachhändler allerdings nicht von Laufkundschaft. Ob zu den BMW-Kunden vielleicht auch Jachtbesitzer gehören, spiele keine Rolle: „Wassersport in Berlin ist kein Luxus.“ Mit wenigen Veränderungen rechnet auch Christiane Schikora in der nahen Bismarck-, Ecke Kaiser-Friedrich-Straße. Mit ihrem Bruder führt sie in zweiter Generation eine Kombination aus Schlüsseldienst und Teeladen. Die Lage sei gut, für BMW-Kunden aber wohl schon zu weit entfernt.

„Eisen Döring“ ist ein Urgestein in der Straße – und erwartet nun mehr Kunden

So alt wie der 1906 als Prachtstraße angelegte Kaiserdamm ist „Eisen Döring“. Der Familienbetrieb aus Neukölln öffnete 1962 am heutigen Standort. Helmut Döring führt den Laden mit seiner Frau Renate und seinem Sohn Frank, er leitet auch die Händlergemeinschaft IG Kaiserdamm. Mit BMW „werden wir neue Kunden bekommen“, ist sich Döring sicher. So sei es ja schon bis in die 80er Jahre hinein gewesen, als an gleicher Stelle die Landesversicherungsanstalt (LVA) ihren Sitz hatte.

Trotz des starken Verkehrs nennt Döring den Kaiserdamm eine „schöne Ausfallstraße“, die wegen vieler inhabergeführter Läden „ihren Charme hat“. Vom Messegelände kämen Leute aus aller Welt zu ihm, um „edle Haushaltsgeräte“ zu kaufen. Die Zukunft des ICC sieht Döring positiv. Ein Center mit Kettenläden bedrohe die Straße nicht, und ein Hotel im ICC könne die Gegend beleben.

Vielleicht kehren sogar die Seifenkistenrennen zurück. Dreimal hatten Händler diese auf dem Kaiserdamm ausgerichtet, bis 2011 das Geld ausging. Zuvor war BMW auch schon mal Sponsor. Damals habe man die kleinen Holzautos als „BMW-Flitzer“ gestaltet, erinnert sich Döring, der als Vertreter der Straße zur Eröffnungsfeier der Niederlassung eingeladen ist. Sollte BMW irgendwann erneut Seifenkistenfahrer sponsern, „kann ich mir Rennen wieder vorstellen“.

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