zum Hauptinhalt
Zoo

© dpa

Berliner trauern: Denken an Dörflein

Der Freundeskreis des Zoos stiftet nach dem plötzlichen Tod von Knut-Pfleger Thomas Dörflein einen Preis für junge Tierpfleger. Unterdessen steht der Zoo in der Kritik, weil es dort kein Kondolenzbuch gibt. Dafür sind die Eingangstore mit Blumen gesäumt.

Drei Tage nach dem plötzlichen Tod von Knuts Ziehvater Thomas Dörflein liegen Blumen und Trauerkarten vor den Eingangstoren des Berliner Zoos.Trauerlichter brennen vor dem Eisbärgehege, ein gelblich weißer Knut tigert in der Mittagssonne hin und her, richtet sich zu voller Höhe auf. Fotoapparate klicken. Nur ein gutes Dutzend Besucher haben am gestrigen Donnerstag den Weg zu Knut gefunden. In einer Schautafelhalterung steckt ein schwarz gerahmtes Foto von Dörflein, er umarmt den Bären Knut, verschwindet fast im dichten weißen Fell. „In memoriam“ steht unter dem Bild.

Noch eine andere, „produktive“ Form der Erinnerung an den weltweit betrauerten Bärenpfleger präsentiert Thomas Ziolko von der „Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo“ vor dem Bärengehege. Innerhalb von zwei Tagen haben Ziolko und seine Kollegen das Konzept entwickelt: Ab 2009 wird der Verein jährlich den „Thomas-Dörflein-Preis“ verleihen. Die Auszeichnung soll – „ganz im Sinne Thomas Dörfleins“ – den Beruf des Tierpflegers würdigen. Die „Staatliche Majolika Manufaktur“ aus Karlsruhe stiftet die globusförmige Preisskulptur aus gebranntem und glasiertem Ton, der für die „brennende“ Leidenschaft Dörfleins für seinen Beruf steht. Dementsprechend sollen der jahresbeste Auszubildende sowie ein vorbildlicher Tierpfleger aus Tierpark oder Zoo den mit je 1000 Euro dotierten Förderpreis erhalten. Zur Finanzierung ist der Verein auf Spenden angewiesen (Informationen im Internet unter www.freunde-hauptstadtzoos.de).

Zoobesucher äußerten sich unterdessen irritiert darüber, dass an Dörfleins Arbeitsstätte kein Kondolenzbuch für Trauergrüße ausliegt. Zwar steht auf den Internetseiten des Zoos ein elektronisches Kondolenzbuch zur Verfügung – über 5600 Einträge waren am Donnerstag verzeichnet – doch gerade Ältere sind oft wenig mit dem Internet vertraut.

Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz weist solche Einwände zurück. Das Beileidsbuch im Internet sei „eine Form, die der heutigen Zeit entspricht“. Für ein Buch aus Papier sieht er keinen Bedarf. Schließlich werde auch niemand weggeschickt, der Karten oder Briefe bei der Zooverwaltung abgebe. Aus der ganzen Welt träfen Zuschriften ein. Diese würden gesammelt und später, zusammen mit einem Ausdruck der Internetkommentare, Dörfleins Familie übergeben.

Von dem Vorschlag einer vom Zoo ausgerichteten Trauerfeier für Dörflein hält Blaszkiewitz nichts. „Es wäre schön, wenn die Leute sich ein wenig zurücknehmen würden“, sagt der Direktor. Der Pfleger sei „ein ganz Bescheidener“ gewesen. Der Direktor hat zwar Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, Abschied zu nehmen. Die Entscheidung über etwaige Veranstaltungen liege aber allein bei Dörfleins Familie. „Es gehört sich nicht, sich da reinzudrängen.“

Auch Bärenkurator Heiner Klös bittet die Öffentlichkeit um Zurückhaltung. Die Zoo-Mitarbeiter müssten den Verlust ihres Kollegen erst einmal verarbeiten. Der Betrieb sei „unter Schock“. Vor allem sei wichtig, dass die Tiere versorgt seien, alles andere komme später. „Thomas hätte das so gewollt“, sagt Klös.

Mittags, im Zoo, schiebt Anke Melzer eine Rose hinter das Gitter des Eisbärengeheges. Sie ist mit ihrem Mann aus Mittenwalde gekommen. „Es war uns eine Herzensangelegenheit.“ Im vergangenen Frühjahr hatten sie Dörflein noch mit Knut gesehen. Der Bär war noch ganz weiß damals und sein Pfleger bester Laune. Jetzt hofft die 48-Jährige, dass Knut „nicht zu sehr trauert. Wenn er überhaupt trauern kann.“ Jan Oberländer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false