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Die Anwohner der Wissmannstraße sehen der Umbenennung positiv entgegen.

© imago/Klaus Martin Höfer

Neukölln sucht neuen Namen für die Wissmannstraße: Das sind die drei Vorschläge der Jury

Der Kolonialist Hermann von Wissmann soll Massaker in Deutsch-Ostafrika befohlen haben. Nun präsentierte die Jury drei Vorschläge für einen neuen Straßennamen.

Gesucht wurde eine Namensgeberin, die sich um den Bezirk besonders verdient gemacht hat oder Widerstand gegen koloniale und rassistische Strukturen geleistet hat. Drei mögliche Varianten wurden nun gefunden. 

Am Montag präsentierten die eigens eingerichtete Jury und Neuköllns Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) drei Vorschläge für einen neuen Namen für die Neuköllner Wissmannstraße. Erste Idee ist, die Straße nach der Widerstandskämpferin Nduna Mkomanile zu benennen, die sich im im Maji-Maji-Aufstand im heutigen Tansania gegen die Deutschen zur Wehr setzte und 1906 gehängt wurde.

Alternativ könnte die Straße nach Lucy Lameck benannt werden, der ersten Frau im tansanischen Regierungskabinett. Sie war unter anderem stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit und setzte sich für die Verbesserung der Position von Frauen ein.

Die dritte Kandidatin ist Facia Jansen, eine afrodeutsche politische Liedermacherin und Friedensaktivistin, die von den Nazis zur Zwangsarbeit im KZ Neuengamme gezwungen wurde und 1991 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Ausgewählt wurden die Vorschläge aus über 400 Vorschlägen von Anwohnern und Initiativen. 

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Bei den drei Vorschlägen handelt es sich um ein Ranking, Nduna Mkomanile ist also der Erstvorschlag. Der Name stelle sicher, dass die Verbindung zum deutschen Kolonialrassismus erhalten bleibe, aber statt einem Täter eine Befreiungskämpferin geehrt wird, lautet die Begründung dafür. 

Der Name mache die Rolle von Frauen als Akteurinnen im antikolonialen Widerstand sichtbar und zeuge dem Engagement der tansanischen Community in Berlin Respekt, sagt Jurymitglied Mnyaka Sururu Mboro von "Berlin Postkolonial". Nduna Mkomanile ist zudem auch der Name, der bei den eingereichten Vorschlägen der Bürger am häufigsten fiel, nämlich 77 mal von insgesamt 429 Ideen.

Im November entscheidet die BVV

Bereits im Sommer 2019 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die Straße umzubenennen. Bislang trägt sie den Namen des Kolonialisten Hermann von Wissmann, der Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda) war und Massaker an der lokalen Bevölkerung befohlen haben soll. 

Teil der Jury sind zwei Historiker, zwei Personen aus dem postkolonialen Umfeld und drei Anwohner aus der Wissmannstraße. Am 7. Oktober werden die Namen nun im Bildungsausschuss vorgestellt, anschließend entscheidet vermutlich im November die Bezirksverordnetenversammlung darüber. Ihren neuen Namen könnte die Straße womöglich bereits im kommenden Frühjahr erhalten.

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