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Ein Paketschiff wird kommen. Das elektrisch angetriebene Solarboot bringt in der Anfangsphase bis zu einer Tonne Päckchen und Pakete in den Westhafen in Moabit. 

© dpa / Fabian Sommer

Das Paket kommt per Schiff: DHL stellt in Berlin auf dem Wasser zu

Pakete kommen jetzt per Solarboot in den Westhafen. Dort übernimmt ein Lastenrad. Der Konzern Deutsche Post DHL sieht eine große Zukunft.

Das Paket kommt ab sofort per Schiff nach Berlin. Die Deutsche Post DHL startete am Donnerstag ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt. Ein elektrisch angetriebenes Solarschiff bringt bis zu einer Tonne Päckchen und Pakete in den Westhafen in Moabit. Hier werden die vier bis sechs Rollcontainer jeweils von einem Lastenrad übernommen und zugestellt. Der Kunde merkt nichts davon.

Das Boot pendelt zwischen Spandau und Westhafen

Der Test ist ein kleiner Anfang. Das „Schiff“ ist ein zehn Meter kurzes und 2,5 Meter schmales Boot, das bislang Ausflügler über Spree und Landwehrkanal schipperte - viele private Motoryachten sind deutlich größer. Nun ist das von der Berliner Firma gecharterte Boot postgelb lackiert und pendelt zwischen Spandau und dem größten innerstädtischen Hafen. Bei Sonne kann das Boot dank Solarzellen auf dem Oberdeck dauerhaft fahren, im Dunkeln sechs bis acht Stunden dank Batterien.

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„Das Solarschiff fährt umweltschonend und geräuschlos“, wirbt die Post - es legt in Spandau ab. Das Paketverteilzentrum jedoch ist in Börnicke bei Nauen, es hat weder Schienen- noch Wasseranschluss. Also müssen die Pakete erst einmal von Börnicke mit dem Lastwagen nach Spandau gefahren werden.

Es ist ein Pilotprojekt, bei dem wir erneut einen Beitrag zu einer emissionsfreien Zukunft leisten und in Berlin austesten, wie wir unsere Logistik von der Straße auch auf andere Transportwege verlagern können.

Offizielle Pressemitteilung, Deutsche Post DHL

Im Südhafen kommen sie aufs Boot, im Westhafen werden die bis zu 250 Pakete pro Fahrt entladen, behelfsweise mit einem umgebauten Kran. All das kostet zusätzliche Zeit und Personal.

Sven Goerke, Leiter der Berliner DHL Niederlassung, sagt offen: „Das rechnet sich noch nicht.“ Doch DHL hat die Hoffnung, dass sich diese Art Logistik irgendwann rechnen wird. Goerke nennt es eine Vision: Ist Wasser nutzbar, ist Wasser effizient?“ In der offiziellen Pressemitteilung von DHL liest sich das so: „Es ist ein Pilotprojekt, bei dem wir erneut einen Beitrag zu einer emissionsfreien Zukunft leisten und in Berlin austesten, wie wir unsere Logistik von der Straße auch auf andere Transportwege verlagern können.“

Pläne gibt es viele: So sollen entlang der Spree Ladestellen entstehen. Hier könnten Firmenkunden ihre Pakete direkt abholen, da das Solarboot ohnehin vorbeikommt. In der kommenden Woche will DHL mit dem Land Berlin sprechen, welche Grundstücke dazu frei sind. Ohne Kooperationen mit Stadt oder den Bezirken geht es nicht, hieß es bei DHL.

Der Westhafen gehört der Berliner Hafen- und Lagergesellschaft: Die Behala unterstützt das DHL-Projekt. Petra Cardinal, die Geschäftsführerin der Behala, sagte am Donnerstag bei einer Fahrt durch ihren Hafen: „Wir begrüßen jede Verkehrsverlagerung auf die Wasserstraßen.“

Wir begrüßen jede Verkehrsverlagerung auf die Wasserstraßen.

Petra Cardinal, die Geschäftsführerin der Behala

Sollte der Versuch funktionieren, soll ein zweites, größeres Schiff auf der Nord-Süd-Strecke vom Westhafen nach Mariendorf, Neukölln und Tempelhof eingesetzt werden. Natürlich kann nicht jedes Paket per Solarboot kommen, nicht jeder Bezirk liegt am Wasser. Laut Goerke könnten einmal „bei guter Infrastruktur“ zehn bis 15 Prozent der Pakete über die Spree und die Kanäle kommen. Gute Infrastruktur heißt: 50 bis 60 Frachtstationen am Wasser.

Auf der Schiene ist die „gute Infrastruktur“ entweder abgebaut oder nicht mitgedacht worden. Keines der drei Paketzentren im Umland hat einen Gleisanschluss, auch nicht das erst vor vier Monaten eröffnete „Mega-Paketzentrum“ in Ludwigsfelde. Dabei grenzen die gigantischen Hallen direkt an eine Bahnstrecke. DHL nutzt allerdings das benachbarte Containerterminal der Bahn in Ludwigsfelde, ein Großteil der Pakete wird aber weiterhin per Lkw nach Berlin gebracht.

Täglich stellt die DHL in Berlin 250.000 Pakete zu

In Ludwigsfelde können 50.000 Pakete pro Stunde sortiert werden, in den beiden kleineren Zentren in Rüdersdorf und Börnicke jeweils 20.000 Pakete pro Stunde. Täglich stellt DHL in Berlin 250.000 Pakete zu, vor Weihnachten verdoppelt sich diese Zahl.

Entladen werden die Pakete mit einem umgebauten Gabelstapler

© Jörn Hasselmann

Am Donnerstag trafen die ersten 250 Pakete emissionsfrei mit dem kleinen Postboot im Westhafen ein. Verteilt wurden sie anschließend in Wedding und Moabit mit neuen Elektro-Lastenrädern des bremischen Herstellers Rytle. Die erst vor wenigen Tagen vorgestellten Räder des Typen MovR3 können genormte Wechselboxen oder Europaletten aufnehmen.

1700 elektrische Lastenräder sind im Einsatz

Nach eigenen Angaben ist der Konzern „der klimafreundlichste Post- und Paketdienstleister der Hauptstadt. So seien 1000 Elektrolieferwagen und 1700 elektrische Lastenräder im Einsatz.

„Damit werden die Brief- und Paketsendungen in knapp 50 Prozent der Berliner Zustellbezirke CO2-neutral ausgeliefert“, sagte Thomas Schneider, der als Chief Production Officer verantwortlich ist für den Post- und Paketbetrieb in ganz Deutschland. Allein in diesem Jahr will DHL 600 Millionen Euro in Elektromobilität und innovative Zustell-Lösungen investieren, sagte Schneider. „Es liegt uns sehr am Herzen, unsere Transporte klimafreundlicher zu gestalten.“

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