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Nur ein Holzmodell, aber täuschend echt nachgebaut. Dieses "Mockup" steht jetzt in Weißensee

© Jörn Hasselmann

Noch ein Holzmodell, schon bald auf den Straßen: Das ist Berlins Tram der Zukunft

Größer, besser und komfortabler soll sie sein, die neue Straßenbahn. Am Donnerstag präsentierte die BVG ein erstes lebensgroßes Modell.  

Erst die S-Bahn, dann die U-Bahn und nun die Straßenbahn: Berlin bekommt neue Fahrzeugmodelle. Die ersten S-Bahnen fahren schon, die U-Bahn sind im Bau - und nun stellte die BVG die neue Straßenbahn vor. 117 dieser Züge hat die BVG bei Bombardier-Alstom bestellt.

Davon sind 35 Züge 50 Meter lang, bieten also mehr Platz als die derzeitigen. Sie sollen auf der besonders stark frequentierten Linie M4 (Hohenschönhausen-Hackescher Markt) eingesetzt werden.

Dort sind derzeit die ältesten Fahrzeuge der BVG unterwegs, nämlich die "GT6" aus den 90er Jahren in Doppeltraktion. 82 Züge werden 30 Meter lang, sie sollen auf dem Köpenicker Straßenbahnnetz fahren und ebenfalls die Züge des Typs GT6 aus den 90er Jahren ersetzen. 

Geplant ist die Ablieferung zwischen 2022 und 2033. Die Züge kosten 350 Millionen Euro. Bestellt wurden die Züge im Dezember 2020 beim Hersteller Bombardier, der auch die bisherigen Neubauten entwickelt hatte. Im März hatte die BVG die ersten Zeichnungen veröffentlicht. Anfang dieses Jahres ist Bombardier vom französischen Großkonzern Alstom übernommen worden. 

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Die BVG präsentierte den Medien das neue Modell am Donnerstag.
Die BVG präsentierte den Medien das neue Modell am Donnerstag.

© Jörn Hasselmann

"Endlich ist unsere neue Straßenbahn greifbar", sagte BVG-Vorstand Rolf Erfurt. "Greifbar" ist dabei wörtlich zu verstehen: Fahrgastverbände, aber auch das Personal, sollen es in den kommenden Monaten testen, bewerten und Verbesserungsvorschläge machen.

Wie viele Sitze eingebaut werden, ist noch offen

Das Modell im Maßstab 1 zu 1 ist täuschend echt mit vielen Originalteilen gebaut, sogar die Türen funktionieren wie in echt. Nur die Räder fehlen. Behindertenverbände sind ebenso eingeladen.

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Noch zum Beispiel ist offen, wie viele Sitze die Züge genau bekommen. Möglich sind breite Einzelsitze auf beiden Seiten oder auf einer Seite Doppelsitze. Dann wird natürlich der Gang schmaler. Das Modell nennt sich neudeutsch "Mockup", es steht auf dem Betriebshof Weißensee.

Bitte Platz nehmen! Fahrgastverbände sind eingeladen zum Testen.
Bitte Platz nehmen! Fahrgastverbände sind eingeladen zum Testen.

© Jörn Hasselmann

Auch das Personal darf Probesitzen. Für sie gibt es spezielle Sitze mit Heizung, Lüftung und Massagefunktion, sagte Karsten Grzelak, der bei der BVG für neue Fahrzeuge zuständig ist. Auf Nachfrage versicherte er, dass das mit der Massagefunktion ernst gemeint sei. Die Sitze passen sich elektronisch dem jeweiligen Fahrer oder der Fahrerin an, sie müssen nur ihre elektronische Karte ranhalten. 

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Überraschend kündigte Gast an, über Kupplungen werde „nachverhandelt“

Eine Berlin-Premiere sind die 50-Meter-Züge, so lang war bislang keine einzelne Straßenbahn. Dem Fahrgastverband Igeb sind sie dennoch zu kurz. Sinnvoll wäre es gewesen, angesichts der prognostizierten Fahrgastzunahme gleich 60-Meter-Züge zu bestellen, sagte Igeb-Vorstand Christfried Tschepe.

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Denn die Haltestellen auf wichtigen Metrolinien sind 60 Meter lang. Alternativ sollten die 30-Meter-Züge Kupplungen erhalten, forderte der Verband, damit zwei Züge in Doppeltraktion fahren können.

Derzeit fahren zwei Modelle bei der BVG, der "GT6" (links) und die "Flexitys" (rechts).
Derzeit fahren zwei Modelle bei der BVG, der "GT6" (links) und die "Flexitys" (rechts).

© Jörn Hasselmann

Wie berichtet, hat die BVG die neuen Züge ohne Kupplungen bestellt. Überraschend kündigte Straßenbahnchef Rico Gast am Donnerstag an, dass darüber jetzt mit dem Hersteller verhandelt werde. Zwar sei noch nichts unterschrieben, "wir werden aber eine Lösung finden", versicherte Gast. 

Das neue Modell hat an jedem Ende einen Führerstand, dies bedeutet: Die Züge brauchen keine Wendeschleife mehr. Anschließend sollen die GT6-Modelle, die ab 1992 gebaut wurden, nach und nach ausgemustert und verkauft werden. Von den Tatra-Zügen aus tschechischer Produktion hat sich Berlin bekanntlich in diesem Jahr endgültig verabschiedet.

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