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Wegen der Coronavirus-Krise kaufen viele Menschen auf Vorrat. Einige Märkte begrenzen die Einkaufsmöglichkeiten deshalb.

© Tom Weller/dpa

Coronavirus-Krise in Berlin: So wollen Supermarktketten Hamsterkäufe verhindern

Wegen Hamsterkäufen kommt es in einigen Märkten zu Engpässen, dabei werden frische Lebensmittel laufend nachgeliefert. Jetzt reagieren einige Supermarktketten.

Supermärkte und Drogerien müssen die Grundversorgung für die Menschen auch in Zeiten des Coronavirus aufrechterhalten. Von Hamsterkäufern wird es ihnen nicht immer leicht gemacht. Hamsterkäufer räumen vereinzelt ganze Regale leer, besorgte Kunden fragen, wann mit der nächsten Lieferung zu rechnen ist.

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Die großen Supermarkt- und Drogerieketten spüren die Auswirkungen des Coronavirus direkt. Zum einen werden einige Produkte immer stärker nachgefragt: Toilettenpapier, Konserven, Nudeln, Getränke und Hygieneprodukte wie Seife und Toilettenpapier sind dies zum Beispiel im Fall von Aldi-Nord.

Um dem Trend zu Hamsterkäufen zu begegnen, begrenzen einige Ketten jetzt die Abgabe von Produkten: Im Falle von Einkäufen und Warenkörben, die über die haushaltsübliche Menge hinausgehen, weisen unsere Mitarbeiter die Kunden entsprechend darauf hin“, sagt der Sprecher von Aldi-Nord, Christian Salmen.

Man tue dies auch, um der eigenen sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Ähnlich handeln viele der Wettbewerber. Die Drogeriekette Rossmann etwa beschränkt die Abgabe von Toilettenpapier aufgrund der hohen Nachfrage auf zwei Packungen pro Kunde.

Markus Jablonski, Pressesprecher von Real, sieht in der begrenzten Abgabe von Produkten auch einen Beitrag zur Gerechtigkeit: „Auch Kunden, die erst nach der Arbeit einkaufen können, sollen möglichst noch volle Regale vorfinden.“

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Im Falle von Real können die einzelnen Märkte individuell entscheiden, wie stark die Einkaufsmöglichkeiten der Kunden beschränkt werden. „Dort, wo die Vernunft der Kunden nicht ausreicht, setzen wir eine Grenze“, sagt Jablonski. Wegen großer Nachfrage musste auch bei Berliner Real-Märkten bereits Toilettenpapier rationiert werden. Auch mangelt es an Seife und – wenig überraschend – Desinfektionsmittel.

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Bei Lebensmitteln sei die Situation jedoch anders, teilt das Unternehmen mit. Konserven und Grundnahrungsmittel wie Reis oder Nudeln würden mehrmals pro Woche angeliefert, Frischeprodukte sogar einige Male am Tag. Da wo es geht, habe man die Lieferzyklen sogar erhöht.

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Gleiches betont Rewe. Bei Lidl kann es laut einem Unternehmenssprecher „in vereinzelten Filialen aufgrund von Verzögerungen vorkommen, dass wir kurzzeitig nicht das gewohnte Sortiment anbieten.“ Zur Rationierung von bestimmten Produkten gebe es jedoch keine Vorgaben.

Wie hygienisch sind die Supermärkte?

Ein weiteres Thema für die Supermarktketten sind erhöhte Vorsichts- und Hygienemaßnahmen. Hier orientiert man sich an den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Bei Real sollen Kunden einen Abstand von mindestens eineinhalb Metern halten. Mitarbeiter von Aldi-Nord räumen Waren grundsätzlich nur mit Handschuhen in die Regale.

Außerdem werden Kunden hier gebeten, an der Kasse möglichst kontaktlos mit EC-Karte zu zahlen, um auch hier die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren. Dafür finden sich in der Kasse extra Hinweisschilder.

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Bei Rossmann wird der Kassenbereich gleich mehrmals am Tag gereinigt und desinfiziert. Wenn Produkte in kurzer Zeit weggekauft werden, sind vor allem ältere Kunden oft im Nachteil. Als Risikogruppe sollen sie eigentlich möglichst zu Hause bleiben und müssen doch unter Umständen mehrmals am Tag einkaufen gehen, um etwa Toilettenpapier zu erhalten.

Einkaufszeiten für ältere Menschen

In Lidl-Filialen in Irland gilt der Zeitraum zwischen neun und elf Uhr vormittags deswegen neuerdings als „priority hours for the elderly“ – Vorzugszeit für Ältere. Alle anderen Kunden werden gebeten, Senioren in dieser Zeit den Vortritt zu lassen. Eine Idee, die in Deutschland offenbar noch keine Nachahmer gefunden hat.

Lidl in Deutschland plant derzeit keine speziellen Öffnungszeiten für bestimmte Personengruppen, ebenso wenig Rossmann, Rewe oder Aldi-Nord. Bei Real hält man das Konzept aus Irland zwar für grundsätzlich interessant, aber sehr schwer umsetzbar. „Wer soll das kontrollieren und im Zweifel sanktionieren?“, fragt Pressesprecher Jablonski.

Außerdem könnten sich neue Ungerechtigkeiten auftun: Es gebe schließlich auch jüngere Menschen, die wegen Vorerkrankungen Teil einer Risikogruppe seien. Die könne man im Zweifel kaum anders behandeln als Senioren. Die Drogeriekette DM wiederum überprüft laut dem Vorsitzendender Geschäftsführung Christoph Werner wie man „in dieser Ausnahmesituation“ für alle Kunden da sein könne. „Besondere Öffnungszeiten für Senioren sind derzeit aber nicht geplant.“

Kai Gies

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