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Bei Berlin. Museumschefin Urte Evert, darunter Rammstein, unten die Villa am Havelufer.

© imago/ZUMA Press

Zitadelle Spandau: „Cool, wenn Rammstein Spandau entdeckt“

Urte Evert, Museumschefin der Zitadelle, über Weltbands, Klamauk und – Bismarcks Mutter.

Frau Evert, es gibt in Spandau das wilde Gerücht, dass Rammstein bei Ihnen gesichtet wurde. Und, stimmt’s?

Ja, stimmt, sie haben bei uns ihr neues Musikvideo aufgenommen. Ich bekam die Anfrage im Urlaub, habe mich riesig gefreut und sofort zugesagt. Rammstein haben einen Tag und eine Nacht bei uns in der Zitadelle gedreht – mit Nebelmaschinen in der ,Enthüllt’-Ausstellung, mit Nahaufnahmen der großen Figuren, mit Lichtshow und Kerzen. Und der Fantasy-Mittelalter-Dreh fand in der Bastion Kronprinz statt. Das ist weltweite Werbung für die Zitadelle. Und ein bisschen cool ist’s ja auch, wenn Rammstein Spandau entdeckt, oder?

Die Nachrichten waren zuletzt ja eher anders. Die berühmte Stiftung Preußische Schlösser und Gärten beklagt einen Besucherrückgang. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Moment, ich suche die Zahlen mal raus ... hier sind sie ... 184 300 waren es im Jahr 2017, ein Jahr später waren es 193 200. Unsere Zahlen steigen also.

Ihr Angebot wandelt sich enorm: In der Zitadelle gibt es ab Mai einen Familientag, Kinder sitzen staunend in der interaktiven Tiergarten-Schau, sie bieten Fahrradtouren zu Denkmälern an und ...
Nicht falsch verstehen: Das ist kein Klamauk, wir sind kein Eventveranstalter. Wir sind ein Museum mit Niveau, das aber trotzdem nicht so trocken daherkommt wie eine begehbare Fußnote in einem wissenschaftlichen Aufsatz. Nur so funktioniert’s. Bei uns wird echtes Wissen vermittelt, aber besser als bei Wikipedia. Sie müssen diese wissenschaftliche Arbeit anreichern und lebendig darstellen – allein mit Licht können Sie viel mehr Lust auf ein Museum machen. Ich würde auch gern mehr Werbung machen, gern mal so dreist-verspielt wie die BVG. Die U7 als unsere Haus-U-Bahnlinie bietet sich da wunderbar an. Tja, schade, mir fehlt leider das Geld.

Museumschefin der Zitadelle Spandau, Urte Evert

© André Görke

Und was gibt’s sonst so in der Zitadelle?
Wir erarbeiten gerade ein Konzept für den Gutspark Neukladow. Die Villa – dort lebte einst die Mutter von Bismarck – könnte ein Art Außenstelle der Zitadelle werden. Gemeinsam mit dem Kulturamt könnten dort an der Havel Ausstellungen gezeigt werden. Der Park wird von Architekten und Planern entwickelt, der Gastronom wird ins sanierte Nebengebäude ziehen. Vor 2021 wird da nicht passieren, aber es wird richtig spannend. Und in der Bastion Kronprinz bereiten wir die Ausstellung zur Festungsgeschichte Spandaus vor, da wird auch die Hakenkreuz-Glocke stehen. Sie wissen schon, die Kirchglocke aus Hakenfelde.

Das Gespräch führte André Görke für den neuen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Den können Sie unkompliziert bestellen unter leute.tagesspiegel.de

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