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Star Wars Rebels: Eine Seite aus der von Ingo Römling gezeichneten Star-Wars-Episode "Aus der Sicht einer Senatorin".

© Panini

Comic-Kultur in Berlin: Die Macht ist mit ihm

Ingo Römling ist der erste deutsche Zeichner für Star-Wars-Comics. Nun sind seine Arbeiten in Berlin in einer Ausstellung zu sehen.

Ausdauer, das hat er: Als Ingo Römling einmal von Disney als Live-Zeichner für eine Elektronik-Messe in Dortmund gebucht wurde, zeichnete er dort zehn Stunden am Stück – unterbrochen nur von einer kleinen Brötchenpause, wie er sagt: „Wenn ich einmal mit dem Zeichnen angefangen habe, kriege ich die Zeit nicht mehr mit.“

Auch in seiner Karriere bewies der 48-Jährige viel Ausdauer, denn obwohl er schon lange als Comic-Zeichner und Illustrator arbeitet, veröffentlicht er erst seit knapp zehn Jahren professionell längere Geschichten. Ein kurzer Zeitraum, in dem Römling sich jedoch als vielseitiger Zeichner positionieren konnte: Vom trashigen Webcomic „Survivor Girl“, der 2017 als bester deutscher Independent-Comic ausgezeichnet wurde, über den viktorianischen Horror-Krimi „Malcolm Max“ bis hin zu seinen Arbeiten als erster autorisierter Disney-Zeichner in Deutschland, der Star-Wars-Comics zeichnet. Ab Dienstag wird er seine Arbeiten in der Bezirkszentralbibliothek Spandau ausstellen.

"MAD fanden meine Eltern gut, Schwermetall ging gar nicht"

In Berlin lebt Römling seit einem halben Jahr, geboren wurde er in Frankfurt am Main. Comic-Fan wurde er schon, bevor er lesen konnte – dank der Asterix-Sammlung seines Vaters: „Als ich fünf war, kam mein Vater irgendwann mit mehreren Asterix-Comics zu mir und meinte: ‚Ich glaube, du bist jetzt alt genug dafür'“, erinnert sich Römling.

Als er klein war, las ihm sein Vater Asterix-Comics vor. Heute zeichnet Ingo Römling für Disney Star-Wars-Comics.
Als er klein war, las ihm sein Vater Asterix-Comics vor. Heute zeichnet Ingo Römling für Disney Star-Wars-Comics.

© Kitty Kleist-Heinrich

„Er hat mich dann auf den Schoß genommen, und mir daraus vorgelesen – so habe ich lesen gelernt.“ Von nun an wurde fleißig aus Asterix abgezeichnet, die Initialzündung kam jedoch durch andere Comics: Römling entdeckte das MAD-Magazin, Superhelden, U-Comix und Schwermetall.

„MAD fanden meine Eltern gut, Schwermetall ging gar nicht – zu brutal und zu sexy.“ Doch gerade Schwermetall und die Comics von Moebius hatten es ihm angetan: „Seine Zeichnungen waren einfach sehr schön anzusehen – das war der erste Moment, wo ich dachte: So was möchte ich auch machen!“

Nach einem abgebrochenen Kommunikationsdesign-Studium in Wiesbaden stürzte sich Römling als Illustrator und Grafiker ins Berufsleben: Während seiner Arbeit in der Werbebranche entstanden viele kurze Comics und Illustrationen für Firmen und Werbekampagnen sowie für diverse Musikmagazine. Außerdem gestaltete er zahlreiche Albencover für Metal- und Gothic-Bands wie ASP, Samsas Traum, L'Ame Immortelle, Alestrorm oder Sopor Aeternus.

Star Wars Rebels: Eine von Ingo Römling gezeichnete Doppelseite aus dem Jahr 2015.
Star Wars Rebels: Eine von Ingo Römling gezeichnete Doppelseite aus dem Jahr 2015.

© Promo

In der Gothic- und Metal-Szene hat Römling einen guten Ruf, seine Arbeiten für Szene-Magazine wie „Orkus“, „Zillo“ oder „Sonic Seducer“ sind auch der Grund dafür, dass direkt neben seinem Zeichenbrett ein Skelett steht: „Die wollten immer wieder Skelette als Motiv haben, also hab ich mir das irgendwann gekauft, das dann fotografiert und daraus Collagen gemacht.“

Besonders aktiv war Römling für die Band ASP, für die er unter anderem den Cartoonband „Sieben Jahre mit Garg“ zeichnete. Auch selbst ist Römling bis heute als Musiker aktiv: In seinem Zuhause stehen diverse alte Synthesizer, außerdem spielt er Bass in der Akustik-Band „Die Kammer“, mit der er im Herbst auf Tour geht.

Spaß und Stress bei Disney

Der richtige Einstieg ins Comic-Geschäft erfolgte 2009: Römling unterhielt sich in einem großen Frankfurter Comicladen mit einem der Mitarbeiter und fragte, wie man Comics professionell veröffentlichen könne? „Da meinte er: Frag doch mal die Jungs da drüben.“ Zufällig waren gerade Christopher Tauber und Stefan Dinter vom Zwerchfell-Verlag vor Ort, Römling zeigte seine Arbeiten und erhielt prompt die Einladung, etwas zum Zombie-Comic „Die Toten“ beizusteuern.

2013 veröffentlichte Römling zusammen mit Peter Mennigen den ersten von bisher drei Bänden über den viktorianischen Geisterjäger „Malcolm Max“, der mittlerweile auch in Polen und Schweden Erfolge feiert. „Das ist mein eigentliches Baby“, sagt Römling, der derzeit an einem vierten „Malcolm Max“-Band arbeitet – aus dem in der Ausstellung vorab einige Bilder zu sehen sein werden.

Fortschrittliche Technologie und düstere Magie: Eine Seite aus dem "Malcolm-Max"-Sammelband.
Fortschrittliche Technologie und düstere Magie: Eine Seite aus dem "Malcolm-Max"-Sammelband.

© Splitter

Als „Die Toten“ auch bei Panini erschien, wurde der Verlag auf Römling aufmerksam und fragte ihn 2014, ob er nicht für Disney „Star Wars“-Comics zeichnen wolle? Römling sagte zu – für einen Comiczeichner ein Sechser im Lotto. „Sagen wir mal: Ein Fünfer“, scherzt Römling. „Natürlich ist es ein Glücksfall, es macht Spaß und es kommt regelmäßig Geld herein. Aber es ist auch ein anstrengender Job: Der Termindruck ist hoch und man muss regelmäßig abliefern.“

Derzeit zeichnet Römling für das „Star Wars Rebels“-Magazin, das europaweit erscheint. Anders als erwartet, bekam Römling von Disney keine strengen Auflagen, wie er zu zeichnen habe, die Figuren durften ihren eigenen Stil besitzen. Für Disney zu arbeiten, mache sich vor allem in der Reputation bemerkbar: „Man hat schon einen anderen Stand bei Verlagen, wenn man sagen kann, dass man seit mehreren Jahren für Disney zeichnet“, sagt Römling. Auch bei Twitter merke er das: „Wenn ich einen Tweet über Malcolm Max poste, bekomme ich vielleicht 70 Likes – wenn ich hingegen eine Darth Vader-Zeichnung poste, sind es gleich 500.“

Ab dem 6. März um 18 Uhr stellt Römling rund 30 Beispiele seiner Arbeiten in der Bezirkszentralbibliothek Spandau, Carl-Schurz-Str. 13, aus und wird zur Eröffnung auch persönlich vor Ort sein. Die Ausstellung unter dem Titel "Eine Reise durch Raum und Zeit" wird bis zum 27. April zu sehen sein.

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