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150 Teilnehmende auf dem Weg zum Heizkraftwerk Mitte, um ein Zeichen gegen Vattenfall zu setzen

© Leonie Fischer

„Climate & Boat“ auf der Spree in Berlin: Bündnis fordert Energiewende ohne Kosten für die Bürger

Mit Booten, Kajaks und Paddleboards gegen fossile Energie: 150 Menschen demonstrieren für sozial gerechten Klimaschutz und einen Schuldenerlass für den globalen Süden.

„Zukunft Pink“ von Peter Fox schallt über die Spree an der East Side Gallery – dabei soll die Zukunft nach Meinung der Demonstrierenden vor allem eines werden: grün.

„Gerechte Energie für alle – Grüne Versorgung sicherstellen, fossile Ausbeutung beenden!“ war das Motto der Demonstration des Bündnisses „Berlin Erneuerbar“ an diesem Sonntag. 150 Teilnehmende fanden sich ab dem Mittag an der Spree auf Höhe der Mercedes-Benz-Arena ein. Auf Booten, Stand-Up-Paddleboards und Kajaks demonstrierten sie für mehr Klimaschutz.

Die Demonstration wurde größtenteils von der Jugendorganisation des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin organisiert. Der Pressesprecher der BUNDJugend Berlin, Leo Chukwugozie, betont am Sonntag die Wichtigkeit einer sozial gerechten Klimawende: „Die entstehenden Kosten dürfen nicht an Bürger*innen weitergegeben werden.“ Soziale und ökologische Fortschritte sollten miteinander einhergehen, sagt Chukwugozie. Es brauche eine lokale Energiewende, um weniger abhängig von fossilen Energien und der dahinter stehenden Industrie zu sein.

Eine Energiewende ohne zusätzliche Kosten für die Bevölkerung? BUNDJugend-Pressesprecher Leo Chukwugozie bei der Kundgebung an der East Side Gallery.

© Leonie Fischer

Nicht zufällig findet die Abschlusskundgebung vor dem Heizkraftwerk Mitte statt, das zum Vattenfall-Konzern gehört. Der Betreiber des Fernwärmenetzes in der Hauptstadt hatte im Juni einen „Dekarbonisierungsfahrplan für die Berliner Fernwärme“ vorgelegt.

Die Demonstrierenden sind sich einig, dass dieser der Klimakrise nicht gerecht werde. Sie fordern die teilweise Verstaatlichung des Fernwärmenetzes durch das Land Berlin – das bereits ein verbindliches Angebot für einen Kauf abgegeben hat. Die meisten Forderungen richten sich denn auch an Vattenfall und den Berliner Senat.

Es ist kurz vor knapp – jetzt muss es in die richtige Richtung gehen“, sagt Michaela Kruse (36) vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Energiegewinnung durch Kohle und Gas sei nicht zukunftsfähig. Auch den neuen Fokus von Vattenfall auf die Energiegewinnung durch Holz hält sie nicht für sinnvoll: „Wir müssen auf nachhaltigere Alternativen wie Großwärmepumpen und Abwasserabwärmenutzung umsteigen.“

Klimaneutrales Berlin? Wenn nicht 2030, dann 2035

„Wir möchten, dass Berlin bis 2035 klimaneutral wird“, sagt Michaela Zimmermann (36), Vertreterin von Klimaneustart Berlin. Auch sie betont, dass die Maßnahmen sozial gerecht umgesetzt werden sollen.

Die Initiative stand hinter dem Volksentscheid „Berlin 2030 klimaneutral“, den die Bevölkerung im März mehrheitlich abgelehnt hatte. Das Land strebt aktuell Klimaneutralität bis 2045 an, wobei das neue Bündnis von CDU und SPD im Koalitionsvertrag die Devise ausgegeben hat, das Ziel „deutlich“ eher zu erreichen. Auf ein Jahr hat sich Schwarz-Rot nicht festgelegt, aber ein Sondervermögen über fünf Milliarden Euro für den Klimaschutz aufgelegt, das auf bis zu zehn Milliarden Euro ausgeweitet werden kann.

Michaela Kruse (links) vom Nabu und Michaela Zimmermann (rechts) kennen sich seit der Grundschule.

© Leonie Fischer

Neben Vertreter*innen verschiedener Klimabündnisse sind auch Menschen wie Ben und Benedikt (beide 19) auf dem Wasser. Sie schließen sich den Forderungen an, haben ihr eigenes Schlauchboot mitgebracht: „Es ist wichtig, hier zu sein. Je größer der Protest ist, desto besser!“

Für Ben (19) auch ein Beitrag zum Klimaschutz: Die Autobahn A100 sollte nicht weiter ausgebaut werden.

© Leonie Fischer

Die Forderungen beziehen sich größtenteils auf eine nachhaltige Energieversorgung.

© Leonie Fischer

Außer den Forderungen zur lokalen Energiegewinnung geht es bei der Kundgebung auch um die Verantwortung gegenüber dem globalen Süden: „Unsere Version einer zukunftsfähigen Welt kennt keine Grenzen“, sagt ein Vertreter der BUNDJugend.

Die Teilnehmenden fordern einen Schuldenerlass für die Länder des globalen Südens, damit auch diese Klimaschutzmaßnahmen umsetzen können. Sie stellen die dort fehlenden Ressourcen für mehr Klimaschutz in Zusammenhang mit kolonialer Ausbeutung. „Der Traum vom unendlichen Wirtschaftswachstum im globalen Norden ist nicht mehr tragbar“, sagt Chukwugozie.

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