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Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), strebt eine Strukturreform an.

© Kai-Uwe Heinrich

Strukturreform bei Verkehrsbetrieben: BVG-Chefin gibt wichtigsten Bereich ab

Sigrid Nikutta sucht einen neuen Betriebsvorstand. Die Idee zum Wechsel kam wohl von ihr - und nicht von Wirtschaftssenatorin Pop.

Die Strukturreform im BVG-Vorstand war keine Idee der grünen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Ganz im Gegenteil: „Frau Nikutta ist zu Frau Pop gegangen“, hieß es am Donnerstag. Tags zuvor hatte die Senatorin als BVG-Aufsichtsratschefin die Medien über die Änderung informiert und dabei den Eindruck erweckt, dass es ihr Vorschlag gewesen sei.

Wie berichtet, verlässt im Sommer 2019 Finanzvorstand Henrik Haenecke die BVG. Sein Dreijahresvertrag läuft aus, eine Verlängerung habe nicht zur Debatte gestanden, heißt es. Denn Pop als Aufsichtsratschefin der BVG und Haenecke seien nicht miteinander klar gekommen. „Da trafen Welten aufeinander“, ist im Unternehmen zu hören.

Im Januar soll die Stelle des "Vorstand Betrieb" ausgeschrieben werden

Statt die Stelle des Finanzvorstands neu auszuschreiben, kam Nikutta auf die Idee, den personellen Wechsel mit einer strukturellen Veränderung zu verbinden. Im Januar soll nun die Stelle eines „Vorstand Betrieb“ ausgeschrieben werden. Seit ihrem Antritt 2010 ist Nikutta in Personalunion nicht nur Vorstandsvorsitzende, sondern auch Vorstand Betrieb. Nachdem im Betrieb jetzt eine Hiobsbotschaft die nächste jagte, wurde deutlich, dass es für eine Person zu viel ist. Nikutta habe als Chefin die BVG nach außen repräsentieren und sich zugleich um den wichtigsten Bereich kümmern müssen. „So viel Platz ist in keinem Terminkalender“, sagte Sprecherin Petra Reetz. Letztlich kehre die BVG zu einer bundesweit in Verkehrsunternehmen üblichen Aufteilung zurück.

Nikutta hatte diese Struktur vor acht Jahren vorgefunden, die zusätzliche Aufgabe dürfte ihr auch zugefallen sein, weil sie zuvor in wichtigen Positionen den Betrieb bei der Gütersparte der Deutschen Bahn geleitet hatte – also die Fachkompetenz mitbrachte. Neben der Vorstandsvorsitzenden gibt es bei der BVG zwei Vorstände, derzeit neben Finanzvorstand Haenecke noch Personalvorstand Schulte. Schulte hat bei 14 000 Angestellten genug zu tun. Ab Sommer übernimmt Nikutta auch die Finanzen.

BVG will einen "Headhunter" engagieren

Dem Vernehmen nach wird die BVG einen „Headhunter“ engagieren, zudem soll eine Anzeige in überregionalen Zeitungen geschaltet werden, parallel zur offiziellen Ausschreibung im Berliner Amtsblatt. Sorgen, dass die Stelle nicht besetzt werden kann, hat die BVG nicht. Potenziell gebe es genügend Leute, hieß es, zudem setze man auf die Attraktivität Berlins.

Die U-Bahn trägt zu dieser Attraktivität nichts mehr bei. „Die BVG leidet unter dem veralteten Fuhrpark, weil jahrzehntelang keine neuen Wagen angeschafft worden sind“, hatte Pop am Mittwoch gesagt.  Von den vorhandenen Zügen musste eine Baureihe mittlerweile wegen irreparabler Schäden weitgehend abgestellt werden. Zudem sollen der BVG – wie überall in Deutschland – Fahrer fehlen. Leidtragende sind die Fahrgäste, die Züge werden immer unpünktlicher oder fallen ganz aus. Donnerstagmittag gab es auf der U6 – ohnehin eine der Linien mit den größten Problemen – eine Stellwerksstörung.

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