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6000 Bücher sollte die Kurt-Tucholsky-Bibliothek aussondern. Darunter nicht nur sogenanntes Verschleißgut, sondern auch einige Klassiker wie von Heinrich Mann oder Erich Kästner. Die Bücherei wehrte sich mit einer Ausleih-Aktion - und war erfolgreich.

© dpa

Ausleih-Aktion in Prenzlauer Berg: Bücher der Tucholsky-Bibliothek vorerst gerettet

Der Bücherbestand der ehrenamtlich geführten Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Prenzlauer Berger Bötzowviertel ist vorerst gerettet. Am Mittwoch hätten 6000 Bücher von Bibliothekarinnen des VÖBB ausgesondert werden sollen. Eine groß angelegte Ausleih-Aktion ließ den Termin platzen.

Unter dem Motto „Ausleihen statt Aussondern“ rief die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße 18 in Prenzlauer Berg ihre Nutzer dazu auf, bis zum 19. Juni so viele Bücher wie möglich mit nach Hause zu nehmen. Denn für Mittwoch hatten sich Kontrolleure angekündigt, um die Bestände zu sichten – und Bücher massenhaft auszusondern. Darunter auch Literatur-Klassiker wie Goethe oder Schiller. Doch das konnten die Mitarbeiter der kleinen Kiezbücherei nicht tatenlos hinnehmen. Und tatsächlich - ihr Aufruf an die Bibliotheksnutzer zeigte Erfolg. "Der Termin am Mittwoch wurde abgeblasen. Die Leser ziehen unheimlich gut bei der Ausleih-Aktion mit. Wir haben teilweise richtig leere Regale", sagt die ehrenamtliche Bibliothekarin Gisa Badzio. Die Aktion habe auf jeden Fall geholfen. Ausgeliehene Bücher ließen sich eben schlecht wegwerfen, so die 66-jährige Badzio.

Aber der Termin mit den Kontrolleuren des Verbunds Öffentlicher Bibliotheken Berlin (VÖBB) ist nur verschoben. Nach den Sommerferien soll ein erneutes Datum zur Makulatur - der Aussonderung von überholten und geschädigten Büchern - angesetzt werden. "Wir brauchen auch weiterhin die Hilfe unserer Leser. Ihre Unterstützung stellt sicher, dass unsere Arbeit nicht umsonst ist", erklärt Badzio.

Die Tucholsky-Bibliothek, ehrenamtlich betrieben vom Verein „Pro Kiez Bötzowviertel“, war als Mitglied des VÖBB vergangene Woche dazu aufgefordert worden 6000 Bücher auszusondern. Diese Vorgabe ist auf Richtlinien des Amts für Kultur zurückzuführen, nach denen jährlich 10 bis 15 Prozent der Bücher aussortiert werden müssen. Das soll die Qualität in den öffentlichen Bibliotheken sichern. Entsorgt werden „Verschleißgut“ und Bücher, die seit vier Jahren oder länger nicht mehr entliehen wurden. In der Tucholsky-Bibliothek würde das bedeuten, dass von den 24 000 Büchern ihres Bestandes jedes Jahr etwa 3000 erneuert werden müssten. Das Geld für Neuanschaffungen reicht aber nur für 500. Irgendwann wären die Regale leer, befürchtete der Kiezverein, der die Bücherei einst vor der Schließung rettete und rief deshalb zu der Massen-Ausleihe auf.

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