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Die Anzahl der Beschwerden im Postbereich hat sich in den vergangenen 20 Jahren verfünfzigfacht.

© imago/Winfried Rothermel

Brief- und Paketzustellung: Immer mehr Berliner beschweren sich über die Post

Noch nie haben sich so viele Menschen in Deutschland über die Post beschwert. Die Opposition im Bundestag sieht die Verantwortung bei der Regierung.

Nicht zugestellte Pakete, zu spät ausgetragene Briefe – Berliner beschweren sich immer häufiger über Probleme beim Versand mit der Post. Seit 2014 ist die Zahl um ganze 724 Prozent gestiegen. Das ergibt die Auswertung von Daten der Bundesnetzagentur durch die Linksfraktion im Bundestag, deren Veröffentlichung auf eine Anfrage ihres dienst- und gewerkschaftspolitischen Sprechers Pascal Meiser zurückgeht.

Demzufolge hat sich sich die Anzahl der Beschwerden im Postbereich in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren verfünzigfacht. Hatten sich im Jahr 1999 noch 250 Kunden bei der zuständigen Bundesnetzagentur beschwert, waren es im vergangenen Jahr 12 615.

Besonders deutlich sei der Anstieg dabei in Berlin. Seit 2014 werden die Beschwerden nach Bundesländern differenziert. Ein Vergleich zwischen den Jahren 2014 und 2018 zeige in Berlin einen Anstieg von 147 auf 1212 Beschwerden, das sei eine Zunahme von 724 Prozent. Damit ist Berlin Spitzenreiter bei Zustellungsbeschwerden, setzt man die Zahl in Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungsdichte der Bundesländer.

Die Deutsche Post erklärt sich den Anstieg vor allem durch die steigende Bekanntheit der Bundesnetzagentur, bei der Betroffene Problemen melden können. Auf Anfrage schreibt die Post, die Sichtbarkeit der Aufsichtsbehörde sei in den vergangenen Jahren größer geworden, auch habe die Agentur vermehrt mediale Aufmerksamkeit bekommen. Im Verhältnis zu den verschickten Sendungen seien die Beschwerdezahlen allerdings äußerst gering.

Am 1. Juli wurde das Porto erhöht

Die Post verschickte etwa 19 Milliarden Pakete und Briefe im vergangenen Jahr. Statistisch entfalle eine Beschwerde auf 1,7 Millionen beförderte Sendungen. Zudem kümmere man sich auch um einen Ausbau des Netzes: Ein neues Paketzentrum entstehe in Ludwigsfelde, neue Sortiermaschinen würden in Tempelhof und Schöneberg eingesetzt. Zudem stelle man in diesem Jahr mindestens 5000 neue Mitarbeiter an.

Meiser sieht Versäumnisse bei der Bundesregierung und kritisiert, dass trotz der von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ermöglichten Portoerhöhung die Zustellung nicht besser werde. Seit erstem Juli gelten höhere Preise für den Postverkehr, ein Standardbrief kostet nun 80 statt 70 Cent.

„Die Deutsche Post kann es sich leisten so schlecht zu sein“

Auch die parlamentarische Geschäftsführerin und wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Katharina Dröge kritisiert Altmaier. Am Beispiel der Deutschen Post sehe man, dass dem Wirtschaftsminister der Schutz der Verbraucher egal sei. Dabei müsse der Wettbewerb im Briefmarkt gestärkt werden. Altmaier solle der Bundesnetzagentur ermöglichen, Strafzahlungen zu verhängen und umfassende Untersuchungen durchzuführen. „Die Deutsche Post kann es sich leisten so schlecht zu sein, da ihre Kunden praktisch keine Alternative haben”, sagt Dröge dem Tagesspiegel.

Nicht nur die Rolle der Bundesnetzagentur solle gestärkt werden, auch Verbraucherinnen und Verbraucher sollten ihre Rechte stärker einfordern, findet Reinhard Houben, Beiratsmitglied der Bundesnetzagentur und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Zwar sei die Zahl der Beschwerden im Vergleich zu den verschickten Briefen und Paketen gering, aber auch er erfahre zunehmend von Problemen.

Neben der Reaktion auf Probleme bei Service und Gebühren, sei es aber ebenso wichtig, in Innovationsfähigkeit zu investieren, sagt Falko Mohrs, der für die SPD im Bundestag sitzt. Um über die Einstellung von Personal sowie die Weiterentwicklung von Digitalisierung in Unternehmen und Logistik zu sprechen, habe er sich am Montag mit dem Gesamtbetriebsrat der Deutschen Post getroffen.

Anima Müller

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