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Hundehalterin Friederike Brandts sucht nach ihrem vermissten Hund Oskar. 

© Jens Kalaene/dpa

Brathähnchenduft soll den Weg weisen: Viele Berliner suchen seit zwei Monaten nach Hund Oskar

Eine Berliner Familie sucht ihren Jack Russell Terrier. Der Hund wurde entführt und wieder freigelassen. Vor wenigen Tagen gab es Lebenszeichen.

Zwei Monate lang hat Familie Brandts aus Berlin ihren Hund Oskar nicht mehr gesehen. Sie weiß inzwischen nur: Ihr Jack Russell Terrier wurde von einem 12-jährigen Jungen vor einer Drogerie in Pankow gestohlen und in Kreuzberg wieder freigelassen. Die vierköpfige Familie aus Pankow hat einen Finderlohn von 5000 Euro ausgelobt. 

Zahlreiche Berliner sind auf der Suche nach Oskar. Laut dem Verein Saving Soul Pfotensicherung Berlin stehen die Chancen, dass er nach Hause findet, gut.

Und tatsächlich: Die Familie habe endlich ein Lebenszeichen von dem kleinen Kämpfer bekommen, berichtete Felix Brandts vor wenigen Tagen auf Facebook. Eine junge Frau habe den Hund im Stadtteil Prenzlauer Berg gesichtet. 

„Ein sehr erfahrener Spürhund hat es bei einem Einsatz zwei Tage später bestätigt, die Fährte von Oskar aufgenommen und zwei Standorte lokalisiert, an denen er sich länger aufgehalten haben muss. Bis jetzt haben wir ihn dort noch nicht wieder gesehen, beobachten aber diese Stellen“, berichtet Brandts.

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„Es ist ein Wahnsinn, wie viel Aufmerksamkeit wir von Anfang an bekommen haben. Hunderte Helfer sind auf der Suche nach Oskar und machen sogar Nachtschichten, wenn es eine Sichtung gab“, sagt Friederike Brandts. „Immer wieder gibt es neue Hinweise, dass Oskar gesehen wurde. Fotos oder Videos haben wir aber noch nicht bekommen“, so Brandts. 

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Der Diebstahl ereignete sich am 9. September: Ihre Mutter habe den Hund mit zum Einkaufen genommen und vor einer Drogerie angeleint, erzählt Brandts. „Es waren nur vier Minuten. Als sie wieder aus dem Laden kam, war Oskar weg.“ 

Direkt nach dem Verschwinden habe die Familie Aufrufe in den sozialen Medien gestartet. „Und wir haben 8000 Flyer gedruckt“, erzählt die 31-jährige Projektmanagerin. Der Verlust sei schmerzlich für die ganze Familie. „Besonders aber für unsere vierjährige Tochter Leni. Sie fragt jeden Tag nach Oskar“, so die Mutter zweier Mädchen. 

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„Man hört hin und wieder von Hunden, die verschwinden, während sie vor Supermärkten angebunden sind. Manche werden tatsächlich auch aus Wohnungen oder Gärten entwendet“, berichtet Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund, der das Register Findefix für vermisste Tiere betreibt. 

Der Junge, der den Hund gestohlen habe, sei inzwischen identifiziert worden. „Er ist immer wieder in Berlin unterwegs und nimmt fremde Hunde mit“, erzählt Friederike Brandts. Inzwischen seien Menschen auf den Jungen aufmerksam geworden, der auch nach Oskar weitere Hunde entführte. Die Hunde seien wieder zu ihren Besitzern gebracht worden. Insofern habe die Suche öffentliche Suche nach Oskar auch schon positive Ergebnisse gebracht. 

Der Jack Russell Terrier ist am 09. September zunächst gestohlen worden und dabei dann entlaufen. Bisher fehlt von ihm jede Spur.
Der Jack Russell Terrier ist am 09. September zunächst gestohlen worden und dabei dann entlaufen. Bisher fehlt von ihm jede Spur.

© Jens Kalaene/dpa

„Ich hoffe sehr, dass wir Oskar wiederfinden. Dann ist die Familie wieder im Lot“, sagt Brandts. Der Hund gehöre seit sieben Jahren dazu. Es sei gut möglich, dass Oskar auch über eine kilometerlange Distanz nach Hause finde, machen Vorstandsmitglieder des Vereins Saving Soul Pfotensicherung Berlin Hoffnung. „Das erleben wir immer wieder.“ 

Friederike Brandts legte Duftspuren, um Oskar den Weg nach Hause zu erleichtern

Um Oskar die Suche nach seinem Zuhause zu erleichtern, hat Friederike Brandts Duftspuren gelegt. Sie hat unter anderem ein T-Shirt von sich auf bestimmten Wegen an einem Band auf dem Boden entlanggezogen, damit der Hund den Geruch von seinem Frauchen aufnehmen und verfolgen kann.

Außerdem hat sie sein Lieblingsfutter mit Wasser vermischt und die Flüssigkeit auf die Wege gesprüht. „Und ich habe tatsächlich auch ein Brathähnchen vom Händler unseres Vertrauens an einem Band auf dem Weg langgezogen. Alle Hunde lieben Brathähnchen“, erzählt Brandts. 

Der Verein Saving Soul Pfotensicherung unterstützt Halter bei der Suche nach ihren Hunden. „Es gibt schrecklich viel zu tun. Es ist eine Katastrophe“, heißt es dort. Täglich meldeten sich Besitzer, deren Hunde entlaufen seien. Seit der Coronapandemie, in der viele Menschen sich Haustiere zulegten, habe sich das Problem laut Angaben des Vorstandes verstärkt. „Oft sind es Tiere aus dem Ausland, die auch noch extreme Angsthunde sind.“ Die Besitzer seien oft unerfahren. „Sie passen nicht hinreichend auf oder leinen ihre Hunde nicht an.“ 

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Der Verein Tasso registrierte 2020 bundesweit beispielsweise rund 33 000 vermisste Hunde. Bei dem Verein können Halter ihre Tiere registrieren und markieren lassen, sodass Finder die Halter schnell ermitteln können. Rund 31.830 Hunde habe Tasso in demselben Zeitraum wieder mit ihren Menschen zusammengebracht. Doch nicht alle seien auch im Jahr 2020 entlaufen, berichtet Referentin Sonja Slezacek. 

Neugier, Freiheitsdrang, Angst

Für das plötzliche Verschwinden eines Tieres gebe es verschiedene Gründe. „Das kann eine verlockende Fährte sein, ein furchteinflößendes Geräusch oder die aus Versehen offen gelassene Tür“, so Slezacek. „Neugier, Freiheitsdrang, Jagdtrieb, Erschrecken und Angst, oder auch eine Verunsicherung durch eine neue beziehungsweise ungewohnte Umgebung bei Umzug, Urlaub oder auf Reisen“, ergänzt sie.

In Berlin machte ab Ende 2018 bereits die Suche nach Rauhaardackeldame Schnipsel Schlagzeilen. Sie wurde vermutlich am Havelufer gestohlen. Vor allem Trittbrettfahrer, die nach vermeintlichen Funden des Hundes Geld erpressen wollten, machten der Familie zu schaffen. „Leider haben wir Schnipsel nicht wiedergefunden. Die Ungewissheit, die bleibt, ist scheußlich“, berichtet Maxi Schwebig heute. Damals hatte sie die Suchaktion für den Hund ihrer Mutter gestartet. Der Aufruf ist noch immer auf Facebook zu finden.

„Auch wir haben schon sehr dämliche Anrufe bekommen“, sagt Friederike Brandts. Ernsthafte Erpressungsversuche seien aber noch nicht darunter gewesen. (dpa)

Anja Sokolow

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