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Große Altlast: Die Entsorgung von Asbest ist gefährlich.

© Bernd Wüstneck

Brandenburg: Unbekannte entsorgen Asbest im Wald

In Brandenburg häufen sich Asbestfunde in Wäldern. Jetzt ermittelt die Polizei. Konkrete Tatverdächtige gibt es noch nicht.

Von Sandra Dassler

Als ob Sturm, Dürre, Waldbrände und (Gifteinsätze gegen) Schädlingsbefall nicht schon genug Belastung für Brandenburgs Wälder wären – jetzt laden verantwortungslose Menschen sogar Asbest in bislang nie gekannten Mengen in ihnen ab.  „Es begann am vergangenen Sonnabend“, sagt Daniel Keip, Sprecher der Polizeidirektion West in Brandenburg/Havel: „Da kamen die ersten Meldungen über große Mengen von Wellasbestplatten rein, die in verschiedenen Wäldern des Landkreises Potsdam-Mittelmark entdeckt wurden.“

Täglich neue Asbest-Funde

Seither kommt die Polizei fast nicht mehr hinterher. Jeden Tag melden Waldbesitzer neue Funde. Allein von Mittwoch- bis Donnerstagmorgen waren es sieben. Auch im Landkreis Havelland und im benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt wurden inzwischen größere Mengen entdeckt. Da es sich bei illegaler Müllentsorgung beziehungsweise unerlaubtem Umgang mit gefährlichen Abfällen um eine schwere Straftat handelt, ermittelt die Kriminalpolizei.

„Die Kollegen sichern die Fundorte und Spuren“, sagt Daniel Keip: „Sie informieren dann die Unteren Abfallbehörden der betroffenen Landkreise und wenn nötig auch die Grundstücksbesitzer.“

Letztere sind – wenn die Verursacher nicht gefunden werden – für die Enfernung der Asbestplatten zuständig – eine kostspielige und gefährliche Angelegenheit.

Gefährlicher Baustoff

Denn Asbest gilt unter bestimmten Bedingungen als sehr gesundheitsschädlich und schon seit fast 50 Jahren auch als krebserregend. Dennoch wurde es als Baustoff vor allem für Dächer verwendet. Seit 1993 ist es verboten, für seine Entfernung und Entsorgung gelten strenge gesetzliche Regelungen. Wer sich nicht daran hält, gefährdet seine eigene und die Gesundheit anderer, denn Asbest wird dann gefährlich, wenn die feinen Abestfasern freigesetzt und eingeatmet werden. Dort reizen sie das Gewebe so weit, dass es sich vernarbt und die Lunge verhärtet.

Den Tätern dürfte das durchaus bekannt gewesen sein, denn an allen Fundorten waren die Wellblechplatten in weiße Spezialsäcke, so genannte Big Bags, verpackt. Insgesamt 49 davon wurden bisher entdeckt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Säcke offenbar in einer nächtlichen Aktion von den Übeltätern von Fahrzeugen geworfen oder gezogen worden. Es liegt zumindest nahe, dass sie aus der gleichen Quelle stammen.

Ermittler sind optimistisch

Die Polizei ist angesichts der vielen Hinweise, die sie nicht nur zu neuen Funden, sondern auch zu Firmen erhält, die gerade ihre alten Dächer sanieren, optimistisch, die Täter zu finden.

Entgegen anders lautender Informationen in der regionalen Presse gebe es aber noch keine konkreten Ermittlungen gegen Firmen, sage Polizeisprecher Daniel Keip. Zwar seien schon am Montag Personalien von Mitarbeitern einer Baufirma und eines Landwirtschaftsbetriebs im Kreis Potsdam-Mittelmark aufgenommen wurden, sie gelten aber bislang nicht als Tatverdächtige. Natürlich würde man vor allem Firmen aufsuchen, in denen asbesthaltige Materialien verbaut wurden, wie beispielsweise in Stallanlagen der früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG).

Manche Funde wurden mehrfach gemeldet

Inzwischen wurden manche Funde bei der Polizei sogar mehrfach gemeldet. „Das kann geschehen, weil es ja schon einen logistischen Aufwand darstellt, die illegal entsorgten Platten zu beseitigen“, sagt Polizeisprecher Oliver Bergholz. Dafür seien die Waldbesitzer zuständig, nachdem der Tatort untersucht worden und die Spurensicherung wieder abgerückt sei.

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