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Wer sonst an der Clubtür scheiterte, kommt demnächst mit einem Ausstellungsticket hinein und kann hochkarätige Kunst bestaunen.

© Britta Pedersen/dpa

Kunstbunker und Techno-Club: Boros Foundation zeigt Kunst im Berghain

Schauen statt tanzen: Das Berghain wird ab 9. September zum Ausstellungshaus. Dahinter steckt eine Kooperation mit dem Sammlerpaar Boros aus Berlin-Mitte.

Ab dem 9. September werden sich wohl endlich wieder Schlangen bilden vor dem Berghain. Doch nicht Clubgänger stehen dann am ehemaligen Heizkraftwerk in Friedrichshain an, sondern Kunstliebhaber. Denn das Sammlerpaar Christian und Karen Boros verwandelt den weltweit bekannten Berliner Party-Ort in ein Ausstellungshaus – so lange, bis er als Club wiedereröffnen kann.

Unter dem Titel „Studio Berlin“ sollen Werke von 85 in Berlin lebenden Künstlerinnen und Künstlern präsentiert werden.

Seine eigene Kunstsammlung zeigt das Ehepaar Boros schon seit 2008 in Mitte, in einem ehemaligen Hochbunker, in dem es früher auch mal einen Techno-Club gab. 3000 Quadratmeter stehen an der Reinhardt-, Ecke Albrechtstraße hinter meterdicken Wänden für die Werke zur Verfügung. Kunst sammelt der 1964 geborene Christian Boros schon seit seinem 18. Lebensjahr, vermögend wurde er durch eine nach ihm benannte Werbeagentur.

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Organisiert wird die Gruppenschau im Berghain vom Sammlerpaar zusammen mit der Leiterin der Boros Foundation, Juliet Kothe. Zeitgenössische Fotografie soll ebenso dabei sein wie Skulptur, Malerei, Video, Sound, Performance und Installation. Der Fokus liegt auf Künstlerinnen und Künstlern, die in Berlin leben und arbeiten. Der Titel „Studio Berlin“ verweist zudem darauf, dass die deutsche Hauptstadt die Metropole mit der höchsten Atelierdichte in Europa ist.

Christian Boros, Medienunternehmer und Sammler, präsentiert Kunst normalerweise in seinem Hochbunker in Mitte.

© Mike Wolff

Unter den Künstlerinnen und Künstlern, die im Berghain zu sehen sein werden, sind bekannte Namen wie John Bock, Monica Bonvicini und Tacita Dean, Ólafur Elíasson, Elmgreen & Dragset, Isa Genzken, Anne Imhof, Carsten Nicolai und Wolfgang Tillmans.

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Obwohl das Berghain vor allem als Club globale Aufmerksamkeit erregt hat, fanden hier schon wiederholt kulturelle Aktionen statt. Erst vor Kurzem hatte die „Singuhr“-Hörgalerie mit dem Künstlerduo Tamtam eine Arbeit in einer bislang unzugänglichen Halle realisiert.

Dem Berghain gar nicht so unähnlich: Der Boros-Bunker in Reinhardstraße.

© imago / Reiner Zensen

Im Berghain selbst brachten Marcelo Buscaino und Heidi Mottl 2006 ihre Elektro-Oper „After Hours“ zur Uraufführung, das Staatsballett Berlin folgte im Jahr darauf mit „Shut up and dance“.

2013 gab es in der 17 Meter hohen Halle mit „Masse“ dann eine weitere Produktion des Staatsballetts. Der Maler Norbert Bisky schuf dafür ein apokalyptisches Bühnenbild, fünf bekannte DJs komponierten den Soundtrack zur Show.

Zum zehnjährigen Gründungsjubiläum fand im August 2014 in der Halle am Berghain eine Ausstellung statt, bei der ebenfalls Werke von Norbert Bisky zu sehen waren, aber auch vom Berghain-Türsteher Sven Marquardt sowie Installationen von Viron Erol Vert. Gedacht war die Schau als Hommage an jene bildenden Künstler, die Teil der Clubgemeinschaft geworden waren.

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Als ein „Dreigestirn aus Musik, Kunst und Club“ definierte sich das Berghain von Anfang an. Michael Teufele und Norbert Thormann, die beiden Macher, träumten sogar davon, in dem ehemaligen Kesselhaus einen Veranstaltungsort entstehen zu lassen, der Konzertsaal, Theaterbühne und Galerie in einem sein sollte. Wegen der hohen Stahlpreise war der Umbau der Halle dann aber doch nicht zu finanzieren.

Die Boros Foundation weist übrigens jetzt schon vorsorglich darauf hin, dass in der Ausstellung, die am 9. September startet, ein Film- und Fotoverbot bestehen wird – aber das sind die regelmäßigen Besucher des Hauses ja schon vom Clubbetrieb gewöhnt.

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