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Jungvögel werden lange von ihren Eltern versorgt.

© Paul Heidemann

Viele unnötige Anrufe pro Tag: Berliner Naturschützer warnen vor der Rettung von Jungvögeln

Zurzeit finden viele Menschen in Berlin vermeintlich hilflose Jungvögel, manche nehmen sie sogar mit nach Hause. Der Naturschutzbund warnt ausdrücklich vor einer solchen Rettung.

Bei den Beratungsstellen des Landesverbands Berlin des Naturschutzbunds (Nabu) häufen sich gerade die Anrufe, 150 bis 200 pro Tag. Oft sind es Hilferufe, allerdings sind die völlig unnötig. Die Anrufer, die sich bei der Wildvogelstation und Wildtierberatung melden, haben Jungvögel gefunden, vor allem junge Krähen, Elstern und Eichelhäher.

Sie sehen diese Tiere in Gefahr, auch wenn sie die lautstarken Elternvögel hören, die damit signalisieren, dass sie in der Nähe sind. Und weil die Tierliebhaber nicht wissen, was sie jetzt mit dem vermeintlichen Opfer machen sollen, rufen sie die Berater des Nabu an.

Unbedingt Hände weg von Jungvögeln, die vermeintlich hilfsbedürftig sind

Doch die geben in den allermeisten Fällen die schlichte Antwort: Finger weg vom Vogelnachwuchs. Denn die Elterntiere versorgen die sogenannten „Ästlinge“ noch regelmäßig mit Futter, bringen ihnen überlebensnotwendige Verhaltensweisen bei und beschützen sie oftmals lautstark. Die jungen Vögel mitzunehmen, ist ein unnötiger Eingriff in die Natur und kann zu schweren Entwicklungsschäden führen. Darauf weist der Nabu in einer Pressemitteilung ausdrücklich hin.

„Ästlinge“ nennt man Jungvögel, die zwar noch nicht ganz flügge sind, aber das Nest bereits verlassen haben, um nach und nach das Fliegen zu erlernen. Sie sind weitgehend befiedert, können selbstständig auf ihren Füßen stehen, hüpfen umher oder flattern sogar schon ein paar Meter. Ästlinge suchen Deckung in der nahen Vegetation und halten Rufkontakt zu ihren Eltern und Geschwistern.

Wer Jungvögel nach Hause nimmt, bringt sie in tödliche Gefahr

Viele Menschen sorgen sich jedoch um solche vermeintlich hilfsbedürftigen Vögel und nehmen sie prompt mit nach Hause. Dabei sind die Tiere selten in akuter Not und geraten häufig erst durch diese vermeintliche Rettung in Gefahr.

Deshalb bittet Rebekka Sens, Tierpflegerin in der Nabu-Wildvogelstation, eindringlich: „Bitte prüfen Sie ganz genau, ob der Vogel wirklich Ihre Hilfe benötigt. Denn nimmt jemand einen eigentlich kerngesunden Jungvogel mit, kann das Tier lebenswichtige Verhaltensweisen wie Nahrungssuche oder Beutegreifer-Meideverhalten nicht erlernen.“ Oft führt zudem eine nicht artgerechte Ernährung oder Haltung zu Schäden an Knochen, Gefieder oder Schnabel und letztlich zum frühen Tod der Tiere.

Nur wenn Gefahr durch Autos oder Katzen droht, soll man eingreifen

Bei Ästlingen sollte man nur eingreifen, wenn dem Tier akute Gefahr droht, zum Beispiel durch Katzen oder Autos. „In solchen Fällen sollte man den Jungvogel vorsichtig etwas erhöht in ein nahegelegenes Gebüsch setzen“, sagt Sens, „aber bitte maximal 15 Meter vom Fundort entfernt, denn der Rufkontakt zu den Elterntieren darf nicht abbrechen.“

Wer etwas für den Schutz von Jungvögeln tun will, sollte seine Katze während der Brutsaison im Haus halten oder nur unter Aufsicht ins Freie lassen. Viele Jungvögel fallen Hauskatzen zum Opfer. Da Katzenbisse hochinfektiös sind, verenden Vögel schon an kleinen Kratzern.

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