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Strom kommt aus der Steckdose - aber nicht aus jeder, wenn wie auf diesem Bild von 2019 aus Berlin-Köpenick die Versorgung ausfällt.

© imago images/Matthias Koch

Bilanz von Stromnetz Berlin: Solar-Boom überfordert den Kundendienst

Solaranlagen sollen schneller angeschlossen werden, verspricht der Berliner Stromnetz-Chef – und erklärt, warum der Gewinn nach der Rekommunalisierung sank.

Die wochenlangen Wartezeiten für Berliner, die eine Solarstromanlage ans Netz anschließen lassen wollen, sollen „signifikant“ sinken. Das kündigte Thomas Schäfer, Geschäftsführer von Stromnetz Berlin, bei der Jahresbilanz des rekommunalisierten Unternehmens am Mittwoch an.

In den nächsten Monaten sollen das Kundenportal automatisiert und Personal aufgestockt werden. Nach Auskunft von Schäfer gingen im vergangenen Jahr so viele Kundenanfragen zu Photovoltaikanlagen ein „wie in den zehn Jahren davor zusammen“. Wegen der weiter gestiegenen Energiekosten und des vom Land beschlossenen „Masterplans Solar City“ dürfte die Nachfrage weiter steigen, zumal ab 2023 die Pflicht gelten soll, bei Neubauten und Dachsanierungen Solaranlagen nachzurüsten.

Die im Masterplan vorgesehene Spitzenleistung von 4400 Megawatt Sonnenstrom im Jahr 2050 entsprächen, Stand heute, mehr als dem doppelten Verbrauch der Stadt im Sommer. Diese gratis erhältliche Energie zu speichern, ob als Strom, Wärme oder in Gas umgewandelt, sei „eine immense Herausforderung auch für uns als Netzbetreiber“. Auch wegen der zunehmenden Zahl solcher dezentralen und variablen Energiequellen sollen die Investitionen ins Stromnetz deutlich steigen – von insgesamt einer Milliarde Euro in den vergangenen fünf Jahren auf 1,6 Milliarden in den nächsten fünf.

Die hohen Investitionen bedeuten zugleich geringere Gewinne fürs Land Berlin, das die Stromnetz GmbH im vergangenen Jahr für 2,1 Milliarden Euro dem schwedischen Vattenfall-Konzern abgekauft und in eine neu gegründete landeseigene Holdinggesellschaft überführt hat. Der Gewinn sank im ersten Jahr der Rekommunalisierung laut Bilanz von 87 auf 46 Millionen Euro.

Der Blackout in Köpenick war eine Ausnahme

Nach Auskunft von Schäfer ergibt sich der Rückgang im Wesentlichen durch Steuern, die zuvor im Vattenfall-Konzern verrechnet worden seien, sowie durch Kosten für den Aufbau eines eigenen Rechenzentrums. Abgesehen von der Refinanzierung der Kaufkredite habe das Land keine Gewinnerwartung vorgegeben.

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Im laufenden Jahr steckt der neue Landesbetrieb viel Geld in den Neubau des Umspannwerks Wuhletal, in dessen Gefolge auch eine 16 Kilometer lange Hochspannungsfreileitung zwischen Malchow und Kaulsdorf demontiert werde. Dadurch würden Flächen etwa für Wohnungsbau frei. Neu errichtet wird auch ein Umspannwerk in der Voltairestraße, um den Strombedarf der Neubauten um den Alexanderplatz zu bewältigen.

Bei der Versorgungssicherheit stand Berlin in den vergangenen Jahren – abgesehen von dem tagelangen Blackout 2019 in Köpenick – laut Bundesnetzagentur im Ländervergleich stets relativ gut da. 2021 stieg die durchschnittliche Ausfallzeit pro Jahr und Einwohner in Berlin geringfügig von neun auf knapp neuneinhalb Minuten.

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