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Nils Harder und Niklas Melzer

© Dominik Lenze

Zum Parcours mit Hindernissen : Zwei Schüler haben im Berliner Osten einen BMX-Trail geschaffen

Zwei 18-Jährige engagieren sich seit rund anderthalb Jahren für einen BMX-Trail in Biesdorf. Mit zahlreichen Hürden und doch erfolgreich: Am Wochenende ist feierliche Eröffnung.

Am Anfang der Strecke muss man Schwung holen, erklärt Niklas Harder. Der 18-jährige steht mit seinem BMX-Fahrrad auf der Startrampe des neuen BMX-Trails in Biesdorf. Im steilen Winkel geht es von dort hinunter, den Sprung auf die nächste Rampe gelingt ihm mühelos. Hürden überwinden, das sind er und sein Kumpel Nils Melzer gewohnt, und das nicht nur aufgrund ihrer sportlichen Leidenschaft: Seit etwa anderthalb Jahren engagieren sich die beiden 18-jährigen für einen BMX-Parcours im Kiez.

Am kommenden Samstag (15. Juli) wird der BMX Dirt Trail feierlich eröffnet. Ab 11 Uhr wird es auf der Fläche an der Kreuzung B1/Köpenicker Straße Getränke, Grillfleisch und Musik geben – und natürlich die Gelegenheit, mit dem eigenen BMX die neue Strecke auszuprobieren.

Vor drei Jahren haben sich Nils und Niklas beim BMX-Fahren kennen gelernt, auf einem BMX-Parcours in Wuhletal. Das war zwar keine offizielle BMX-Strecke, eher ein Stück Brachfläche, bei dem die Nutzung für den Sport geduldet worden ist. Aber fürs erste hat es den beiden gereicht: “Wir haben auch selber vor Ort Rampen wieder repariert und uns um den Trail gekümmert”, sagt Nils.

Immerzu wurden Dinge zerstört

“Es gab vor Ort aber immer mehr Probleme”, erzählt Niklas. Vieles, was die beiden mit viel Liebe aufgebaut hatten, war am nächsten Tag wieder kaputt gemacht worden. Zudem: Das Gelände ist nicht nur von Radsportlern genutzt worden, auch Kinder spielten hier. „Dass man da Rücksicht nimmt, ist vollkommen klar“, sagt Nils. Doch als er eines Tages ein Kind bat, zur Sicherheit doch lieber nicht direkt an den Rampen zu spielen, ist er vom Vater des Kindes erst beleidigt und dann angegriffen worden, berichtet er. „Da ist uns dann so langsam die Lust vergangen, dort zu fahren“, sagt er.

„Wir wollten einfach BMX fahren und uns nicht mehr um all diese Probleme kümmern“, sagt Nils. So entstand die Idee, sich selbst für einen BMX-Trail zu engagieren.

Nils Melzer und Niklas Harder auf dem Loetschbergdreieck in Biesdorf.
Nils Melzer und Niklas Harder auf dem Loetschbergdreieck in Biesdorf.

© Sven Darmer

Den ersten Anlauf haben die beiden gemeinsam mit einer Nachbarschafts-Initiative unternommen: Am Lötschbergdreieck sollte auf einer Brachfläche ein Hundeauslaufgebiet, ein Gemeinschaftsgarten und der BMX-Parcours entstehen. “Das lief erstmal gut an”, erinnert sich Nils. Doch ein Artenschutzgutachten machte sämtliche Bauvorhaben auf dem Gelände obsolet: Zauneidechsen, zwei Weibchen und zwei Jungtiere um genau zu sein, sind auf dem Gelände entdeckt worden.

Begeistert waren sie zuerst nicht von dem Grundstück

Anfang 2023 haben Juliane Witt (Linke), zu dieser Zeit Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) den beiden ein neues Areal vorgeschlagen: Das rund 3000 Quadratmeter große Gelände direkt an der B1. „Zugegeben, wir waren jetzt nicht direkt begeistert“, erinnert sich Nils. Besonders begeister waren die beiden zunächst nicht von dem neuen Grundstück. Der Platz war nicht nur kleiner als das ursprünglich anvisierte Areal am Lötschbergdreieck – sondern obendrein auch komplett zugemüllt.

Wir wollten ja nichts Böses, sondern einfach einen Ort für Jugendliche schaffen

Nils, einer der beiden Akteure

„Überall lag Müll und Bauschutt herum“, erinnert sich Niklas. Fürs erste hieß es also: Aufräumen. Und zwar zunächst nur mit Schaufeln und eigener Muskelkraft. Schon bald sollten die beiden jungen Männer aber Unterstützung aus dem Kiez erhalten: Die Firma Patrick Ott stellte ihnen einen Bagger zur Verfügung. Damit konnten sie die Rampen für BMX-Strecke aufschichten. Eine Wasserleitung wurde durch den Biesdorfer Heizungsmonteur Christian Röhl gelegt und angeschlossen. Doch bald schon mussten die beiden die nächste Hürde nehmen.

Denkmalschutz verhängte Baustopp

Dieses Mal war es nicht die Zauneidechse, sondern die Untere Denkmalschutzbehörde: Ein benachbartes Haus steht nämlich unter Denkmalschutz. Im März dieses Jahres, so berichten es Nils und Niklas, hat die Denkmalschutzbehörde deshalb einen Baustopp für den BMX-Trail ausgesprochen.

“Wir hatten zwischenzeitlich echt keine Lust mehr”, sagt Nils. Die Auseinandersetzung mit behördlichen Auflagen hätte ihn zwischenzeitlich ziemlich desillusioniert zurückgelassen. „Wir wollten ja nichts Böses, sondern einfach einen Ort für Jugendliche schaffen“, so Nils.

Es folgten klärende Gespräche mit Natur- und Denkmalschutzbehörde, gemeinsam mit Politiker:innen aus dem Bezirk. Am vergangenen Freitag (7. Juli) – eine Woche vor der geplanten Eröffnung – haben sie endlich wieder eine Baugenehmigung für den BMX-Trail erhalten.

8
Tage vor der Eröffnung haben sie die Genehmigung für den Trail erhalten

Die Arbeiten am BMX-Parcours sind zwar noch nicht komplett abgeschlossen – aber etwa die Hälfte des Areals ist bereits befahrbar. „Das macht nichts. Man baut sowieso immer an der Strecke weiter“, sagt Niklas. Die beiden testen den Trail und je nachdem, wie er sich fährt, ändern sie auch wieder etwas.

Sie hoffen auf viele Mitglieder in ihrem Verein

Für Samstag hoffen die beiden auf viele begeisterte Gäste. Die BMX-Szene im Bezirk sei gewachsen, sagt Nils. “Und bislang gibt es noch keinen Trail in Biesdorf”, sagt er. Die große Hoffnung der beiden ist, dass möglichst viele Leute Mitglied in ihrem Verein Smiley Trails werden. Über den Verein haben sie das Grundstück angemietet – und müssen auch laufende Kosten zahlen.

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