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Die neuen, alten Nachbarn. Links die eingezäunten Garagen, rechts Vereinschef Reiter.

© André Görke, privat

Neue Nachbarn im geheimnisvollen Betonklotz: "Wir sind's, Berlins BMW-Motorradclub"

BMW hat in Haselhorst 2300 Mitarbeiter - und einen Motorradclub. Der musste dem Wohnungsbau weichen. Hier stellt sich der Verein vor. Es gibt Neuigkeiten.

Diese Betonklotz hat was von einem Krimi-Drehort. Gruseliger "Tatort"-Krimi oder eher Horrorfilm? Still, finster, eingezäunt liegt die alte Betongarage in einer schmalen Seitenstraße von Berlin-Spandau. Gegenüber befindet sich die stolze Weihnachtskirche. Was wird aus diesem Ort?

Aus dieser kleinen Beobachtung, gemacht bei einem Spaziergang für den Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau, ist eine interessante Geschichte entstanden. Leser und Nachbarn berichteten im Newsletter, dass dort früher eine Tankstelle war. Und die Gewobag (die wurde einst hier in Haselhorst gegründet) meldete auch Neuigkeiten für den Kiez.

Im Frühjahr 2021 zögen neue Mieter in die Garage. Aber wer? Prompt schrieben die Mitglieder des „BMW Motorradclubs Berlin-Spandau“ an den Tagesspiegel-Newsletter: Gemeint sind wir!

Am Handy erwischte ich den Chef. Sein Name ist Peter Reiter, 56, aufgewachsen im Falkenhagener Feld. Der Ortsteil liegt ganz weit im Westen von Berlin-Spandau, aber dazu gleich mehr. Hier spricht er über seinen Club, seinen alten Kiez und was ihn in Spandau stört.

„Wir sind ein Motorradverein, gut 100 Leute, wir haben auch 13 Frauen im Club. Wir hatten unser Vereinsgelände an der Rhenaniastraße, aber da mussten wir leider runter, weil die Gewobag dort Wohnungen baut", sagt Reiter.

Er meint damit das große Berliner Neubaugebiet in der Wasserstadt, wo am Havelufer bis 2025 Wohnungen für tausende Menschen entstehen.

Mit diesem Foto begann alles: die gruselige Garage. - Den Spandau-Newsletter gibt es hier: leute.tagesspiegel.de

© André Görke

"Ich habe früher für die Gewobag gearbeitet und kenne die Garage. Ich habe in der Siedlung die Heizung gemacht, kenne viele Mieter. Wer neugierig ist, kann gerne mal zu uns runterkommen, wenn das wieder möglich ist. Wir machen ja keinen Krawall, sondern sind ganz normale Leute mit Familien und Beruf. Unser Hobby ist das Motorradfahren."

Gruppenfoto beim Ausflug. Nicht im Bild: die Motorräder.

© privat

"Im Sommer grillen wir auch mal ’ne Wurst und trinken ein alkoholfreies Bier. Aber wir sind kein gemütlicher Kleingartenverein. Wir bieten dort Schrauberkurse für Vereinsmitglieder an, organisieren 1.-Hilfe-Kurse und Fahrsicherheitstraining und planen Ausflüge, zum Beispiel in den Spreewald."

Gegründet wurde der Club vor bald 40 Jahren als BMW-Betriebssportgruppe, 1983 war das. Das Motorradwerk von BMW mit 2300 Angestellten befindet sich ja nicht weit entfernt.

Dezember 2020. Seit 50 Jahren, 1969, werden in Haselhorst BMW-Motorräder hergestellt. Hier trägt der Bär Coronamaske.

© André Görke

Seit 1969 werden in Haselhorst täglich bis zu 800 BMW-Motorräder zusammengeschraubt. Der Chef Helmut Schramm ist übrigens echter Spandauer, nämlich in Siemensstadt und Kladow aufgewachsen. Der Konzern engagiert sich auch sozial in Spandau, hilft Kindereinrichtungen oder bei Spielplätzen. Auch das war schon öfter Thema im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau.

Dezember 2020, das BMW-Werk in Haselhorst. Mit über 2000 Mitarbeitern. - Spandau-Newsletter: leute.tagesspiegel.de

© André Görke

"Bei BMW-Festen drehen wir mit Kindern oder älteren Leuten vorsichtig eine Runde übers Fabrikgelände", erzählt Reiter vom BMW-Motorradclub. "Wir sind da so eine kleine Attraktion."

"Die Garage wollen wir verschönern. Mit Farbe streichen, Fenster reinigen, putzen – aber das planen wir gerade erst. Wegen Corona sind auch unsere Club-Treffen nicht so leicht."

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"Früher habe ich in der Wasserwerkstraße gelebt, in den Neubauten im Falkenhagener Feld. Die galt als kinderreichste Straße West-Berlins in den 60ern. Da gab es vorher nur Kleingärten. Ich fand das als Kind spitze dort. Abenteuerspielplatz, Wald und Kita – alles war um die Ecke. Und unten auf der Straße war immer ein Kind zum Spielen." Hier im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau finden Sie ein tolles Bild von 1964, wie es dort in den 60er Jahren aussah.

"Heute wohne ich in Hakenfelde bei den Pepitahöfen. Aber ich ziehe weg, nach Heiligensee. Mir wird es da zu eng. Das ist auch das, was mich stört. Ich fühle mich als Bürger nicht gut mitgenommen und will mehr eingebunden werden. Es gibt nicht nur die Leute in den Neubauten in Spandau, es gibt hier noch viel mehr Menschen, die hier bereits leben. Und da fühle ich mich nicht gehört vom Rathaus."

"Mein Lieblingsplatz? So einen Motorradtreff wie die Spinnerbrücke an der Avus haben wir in Spandau nicht. Ich mag aber die Altstadt mit den Gassen um St. Nikolai, mit Gotischem Haus und Havelufer. Da schlendere ich gerne entlang.“ Der Klub im Netz: bmw-mcs.de

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