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Dieser Radweg in Hohenschönhausen führt direkt auf die Autostrecke – in den Gegenverkehr.

© Danny Freymark, CDU

Wer hat das verbrochen? : Dieser Berliner Radweg führt direkt in den Auto-Gegenverkehr

An der Falkenberger Brücke in Hohenschönhausen besteht für Radfahrer Lebensgefahr. Der Bezirk schiebt die Schuld auf die BVG. Aber ist die Route überhaupt ein Radweg?

Derzeit kommen viele Radwege in Berlin unter die Lupe, alte Bausünden werden ausgepackt und in den sozialen Medien parteipolitisch instrumentalisiert. So auch ein Radweg in Hohenschönhausen, der direkt in den Auto-Gegenverkehr führt. Lebensgefährlich – ein Wunder, dass dort noch niemand verletzt wurde.

Die Diskussion um gute und schlechte Radwege ist in vollem Gang. Nachdem CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner alle aktuellen Radwegprojekte überprüfen und gegebenenfalls neu anordnen will, hagelt es viel Kritik. Die CDU hat sich allerdings vorgenommen, in den nächsten drei Jahren mehr und bessere Radwege zu bauen und sagt, die Vorgängerregierung habe keine vernünftigen Radstrecken errichtet.

Der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Danny Freymark hat in diesem Zusammenhang den Radweg auf der Falkenberger Brücke herausgekramt. Der führt direkt auf die Autostraße – und zwar in den Gegenverkehr. Nicht einfach so: Pfeile weisen den Weg dorthin.

Stück für Stück werden wir uns jetzt um bessere und sichere Radwege in Berlin kümmern.

Danny Freymark (CDU), Abgeordneter aus Lichtenberg

Wie kam so ein Irrsinn zustande? Und wieso bleibt das so, seit mehr als zwei Jahren?

„Diesen Radweg in den Gegenverkehr hat die letzte Landesregierung mit einer grünen Senatorin Bettina Jarasch – trotz Hinweisen – zugelassen“, twitterte Freymark. „Stück für Stück werden wir uns jetzt um bessere und sichere Radwege in Berlin kümmern.“

Diskussion, ob es sich um einen Radweg handelt

Das „Netzwerk Fahrradfreundliches Marzahn“ zeigt Interesse am Nachbarbezirk und geht in die Diskussion: Das von Freymark gepostete Bild zeige keinen Radweg, denn dort sei kein Schild, das den benutzungspflichtigen Radweg ausweise. Es sei ein „problematisch gestalteter Gehweg“ und Freymark könne nicht beweisen, dass es ein Radweg ist.

Der Radweg führt über die Straße, dann ein kurzes Stück nach rechts und dort direkt in den Gegenverkehr.

© Robert Klages

„Was soll das sonst sein als ein Radweg?“, entgegnet Freymark. Immerhin ist auch ein Fahrradsymbol auf den Weg gemalt. Ceci n’est pas un Radweg: Man sieht einen Radweg, aber ist es auch einer, nur weil er als solcher benutzt wird und so aussieht – oder wie kommt dieser Verrat am Bild zustande? 

Wer ist schuld am Radweg?

Und geht der Irrsinn nicht eigentlich zulasten von Martin Schaefer, derzeit CDU-Bürger:innenmeister von Lichtenberg, davor Verkehrsstadtrat? Das jedenfalls fragt das Radnetzwerk. Schaefer habe sich, kontert Freymark, vehement um Lösungen bemüht, aber Jarasch habe ihn nicht vernommen.

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Schuld ist laut dem Bezirksamt Lichtenberg angeblich die BVG: Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten 2018 die Mittelspur wegen Bauarbeiten gesperrt. Busse mussten auf die normalen Fahrbahnen ausweichen, es wurde ein Stück Radweg entfernt. Der Radweg führte ursprünglich über die Straße und nicht in den Gegenverkehr.

Wie der Verursacher – die BVG – dazu bewegt werden kann, wenn der Wille dazu nicht vorhanden ist, ist schwierig zu beantworten.

Das Bezirksamt Lichtenberg ist ratlos in Sachen Radweg.

Wirklich annehmbar war die Radstrecke dort also eigentlich noch nie, nach den Bauarbeiten allerdings blieben die Pfeile in den Gegenverkehr. Die BVG will dies auch noch eine Weile so beibehalten. Auf Nachfrage des „Berliner Kuriers“ teilten die Verkehrsbetriebe mit, es stünden weitere Arbeiten an – allerdings solle es eine Absicherung für Radfahrende geben.

Noch im März erläuterten Senatsverwaltung und Bezirksamt Lichtenberg ausgiebig, wie es zu dem vermurksten Radweg kam – allerdings drängt sich die Frage auf: Warum ist das so beibehalten worden und vor allem, warum ist es immer noch so lebensgefährlich? Laut dem Bezirksamt lässt sich die BVG nicht zu Änderungen bewegen. „Wie der Verursacher – die BVG – dazu bewegt werden kann, wenn der Wille dazu nicht vorhanden ist, ist schwierig zu beantworten“, heißt es aus der Behörde.

Die Fahrradfreunde aus Marzahn finden, Schaefer hätte das Berliner Mobilitätsgesetz anwenden sollen – dies sieht vor, an jeder Hauptstraße einen sicheren Radweg zu errichten. Aber das habe er aus ideologischen Gründen als Verkehrsstadtrat nicht getan. Schaefer selbst hatte betont, im Mobilitätsgesetz keinen Sinn zu sehen, er will es nicht umsetzen.

Nun ist er Bürger:innenmeister des Bezirks und könnte als solcher auch weiterhin etwas unternehmen gegen den zumindest an dieser Stelle eindeutig gefährlichen Irrsinn. Vielleicht auch mit der neuen Verkehrsstadträtin Filiz Keküllüoğlu (Grüne).

Kann nun die erste Radbrücke Berlins entstehen?

Freymark, die CDU und Jarasch kamen übrigens schon früher nicht zusammen. Freymark forderte 2022 die erste reine Fahrradbrücke Berlins für die Gehrenseestraße. Dort ist es mindestens ebenso gefährlich wie an der Falkenberger Brücke. Die damalige Grünen-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch jedoch ignorierte die CDU und deren Anschreiben mit der Bitte um einen Vor-Ort-Termin.

Auch Schaefer setzte sich als Stadtrat für die Brücke ein. Wenn er nun als Bürger:innenmeister gemeinsam mit der neuen CDU-Verkehrssenatorin Schreiner den Bau der Brücke nochmal angehen würde, dürfte ja eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

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